Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 58

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Daniela Trauttendorf hatte richtig vermutet: Ihr Mann hatte auch mit Lisa, dem Kindermädchen, eine kurze, heftige Affäre gehabt. Doch das war vorbei. Der reiche Geschäftsmann hatte nicht die Absicht, der beendeten Beziehung eine zweite Chance zu geben. Er wusste, dass Lisa darauf hoffte. Schrecklich gern hätte sie den Platz an seiner Seite, den Daniela freigemacht hatte, eingenommen, doch das kam für ihn überhaupt nicht in Frage. Lisa war für ihn nichts weiter als ein unbedeutendes Abenteuer gewesen.

Um ihr das klarzumachen, ging er immer mehr auf Distanz, damit sie nicht auf die Idee kam, sich noch irgendwelche Vertraulichkeiten herausnehmen zu dürfen. Sie musste ihn sogar wieder „Herr Trauttendorf” nennen. Ihr kam das idiotisch vor — nach dem, was zwischen ihnen gewesen war —, doch wenn sie ihre Stellung behalten wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als seinem Wunsch zu entsprechen.

Lisa war schlau. Sie hatte ihre Hoffnung noch nicht begraben, irgendwann Volker Trauttendorfs zweite Ehefrau zu werden. Sie fand, dass ihre Aktien nicht so schlecht standen. Immerhin wohnte sie im Haus, war also stets in Volkers — Herrn Trauttendorfs! — Nähe und kümmerte sich, fast wie eine Mutter, um seine Tochter. Über das Kind würde sie eines Tages sein Herz erobern, da war sie ziemlich sicher, deshalb tat sie alles, um Barbaras Liebe zu gewinnen.

Barbara musste sie als eine Art Ersatz Mutter akzeptieren. Wenn Lisa das schaffte, würde Volker Trauttendorf nichts anderes übrigbleiben, als sie zu heiraten. Das Kind würde es von ihm verlangen. „Ich will wieder eine richtige Mutti haben!”, würde Barbara quengelnd fordern. „Lisa soll meine neue Mutti sein!”

Wie lange würde sich Herr Trauttendorf dem Wunsch seiner geliebten Tochter verschließen können? Lisa betrachtete die Zeit als ihre Verbündete.

Sie spielte täglich stundenlang mit Barbara, gab sich den Anschein, als läge ihr nichts mehr als das Wohl des Kindes am Herzen, nahm alle Mühen in Kauf, um Barbara enger an sich zu binden.

Zeitweise hatte Lisa den Eindruck, sich auf dem richtigen Weg zu befinden, doch dann wiederum war Barbara auf einmal verstockt, störrisch und feindselig und flennte nach ihrer Mutter. „Wieso ist sie nicht mehr da? Sie soll wieder nach Hause kommen“ — „Ich möchte zu ihr! Ich will meine Mutti sehen ...” Wenn Barbara solche Anfälle hatte, war viel Zeit und taktisches Geschick vonnöten, um sie zu beruhigen und dafür zu sorgen, dass Volker Trauttendorf nichts davon mitbekam. Sonst hätte er womöglich seine Ex-Frau gebeten, herzukommen und einige Tage hier zu wohnen. Aus ein paar Tagen konnte eine Woche werden, aus ein paar Wochen ein Monat ... Und Lisa wären die Felle davongeschwommen.