Читать книгу Akanthus und Zitronen - Stephanie Hauschild - Страница 11
Viktorianer in Toga
ОглавлениеAlma-Tademas Zeitgenossen schätzten den Detailrealismus seiner Gemälde und die archäologische Sachkenntnis des Künstlers. Sie liebten sie als Projektionsflächen, mit denen sie sich in eine andere Zeit und in eine andere Kultur träumten. In den Bildern konnten sich die Betrachter spiegeln, weil Zeitgenössisches und Vergangenes dort gleich zeitig und gleichwertig nebeneinanderstehen. Genau das aber war es, was die Kritiker auf der anderen Seite an den Gemälden bemängelten: Alma-Tademas Figuren wurden als ‚Viktorianer in Toga‘ belächelt und seine Bilder galten als pedantische, detailversessene Genremalerei.
Mit über hundert Jahren Distanz zwischen der Entstehung von Alma-Tademas „Roman Garden“ ist es heute einfacher geworden, das Bild unbefangen zu betrachten und neu zu befragen. Tatsächlich vermittelt es anschaulich, wie man sich Aussehen und Nutzung der römischen Gärten im späten 19. Jahrhundert vorstellte und wirkt in der Vermittlung dieses Wissens erstaunlich zeitgemäß. So gelten Alma-Tademas Gemälde bis heute als überzeugende Rekonstruktionen des antiken Alltags. Populäre Sachbücher, die von römischer Geschichte und Kultur handeln, sind mit ihnen illustriert. Und wie in Alma-Tademas Gemälden, werden in archäologischen Sammlungen, Museen und archäologischen Parks Kostüme und Requisiten eingesetzt, um Kindern wie Erwachsenen das Leben in der Römerzeit zu erklären, die Vergangenheit vorstellbar zu machen und zum Leben zu erwecken.
In diesem Sinne möchte ich Alma-Tademas „Roman Garden“ näher betrachten. Was für ein Bild von einem römischen Garten entwirft der Maler in dem Gemälde? Was interessierte ihn daran und woher bezog er seine Ideen?