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Archäologie und Gärten

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Doch welche Arten säten die Römer eigentlich in ihre Blumenbeete? Und was wissen wir tatsächlich darüber, wie die Gärten bepflanzt wurden? Wie sahen die Gärten im Allgemeinen aus? Wie wurde zwischen Zier- und Nutzgarten unterschieden? Waren Nutzpflanzen auch Zierpflanzen, so wie wir das aus späteren Epochen kennen? Und was machten die Römer in ihren Gärten überhaupt?

Für Alma-Tadema war der Hofgarten offenbar ein Ort, an dem sich die Familie traf und wo Kinder spielten. Wir werden im Folgenden noch sehen, dass diese Einschätzung nicht in jedem Fall zutraf. Altertumswissenschaftler hingegen interessierten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als der Künstler sein Bild vom römischen Garten malte, kaum für die Gartenanlagen der römischen Zeit. Obwohl die Bedeutung, die Gärten für die römische Kultur hatten, bekannt war. Doch wurde die Archäologie als wissenschaftliche Disziplin in dieser Zeit gerade erst entwickelt. Ausgräber in Pompeji und an anderen Orten waren vor allem damit beschäftigt, Kunst und Alltagsgegenstände zu bergen und architektonische Überreste freizulegen. Ihre Beschreibungen konzentrierten sich vor allem auf Architektur, Ausstattung und Hausrat. Die Existenz von Gärten wurde zwar meist vermutet und gelegentlich durch Wasserrohre, Zisternen und Brunnenbecken belegt, doch gingen die Ausgräber oft nicht ins Detail. Entsprechend wurden auf gezeichneten und gemalten Rekonstruktionen der pompejanischen Häuser freie Flächen und Höfe meist ohne Gartenpflanzen dargestellt. Gemessen daran hat Alma-Tadema in einer Zeit, in der sich die archäologische Forschung mit dieser Frage noch überhaupt nicht beschäftigte, seinen Garten recht genau rekonstruiert. Er schmückte den Hof mit Gewächsen, die er in Italien gesehen hatte und ergänzte die Bepflanzung mit Arten, die ihm zur Gestaltung des Bildes passend erschienen.

Akanthus (Acanthus mollis)

Die auch als Bärenklau (nicht zu verwechseln mit Heracleum mantegazzium, dem Riesenbärenklau oder Herkulesstaude) bekannte robuste Staude stammt aus dem Mittelmeergebiet. Sie entwickelt kräftige, bis zu 2 m hohe weiße, rosa oder violette Blütenkerzen (vgl. Abb. S. 162). Akanthus lässt sich leicht aus Samen ziehen und wächst rasch zu einer kräftigen Pflanze heran, blüht aber erst im zweiten Jahr. Ein geschützter Standort, ausreichend Feuchtigkeit, ein nährstoffreicher Boden und ein Platz im Halbschatten fördern ihr Wachstum. Nach der Blüte im Frühjahr können die alten Blätter absterben. Acanthus mollis benötigt Platz im Garten. Er verbreitet sich durch unterirdische Rhizome und braucht als Südeuropäer einen Winterschutz.

Doch wenn selbst so ein kenntnisreicher Maler wie Alma-Tadema seine Bilder am Ende nach persönlichen Vorlieben gestaltete, wie verhält es sich dann mit den vielen anderen Bildern und Rekonstruktionen von römischen Gärten? Was entspricht der historischen Wirklichkeit? Und was ist der Fantasie von Künstlern oder den Interpretationsversuchen der Forscher zuzurechnen? Da nur wenige Dokumente erhalten geblieben sind, sind die römischen Gärten der Antike bis heute ein unvollständiges Mosaik aus Spuren, Fragmenten und Details geblieben, die je nach Standpunkt des Betrachters zu immer neuen Bildern zusammengesetzt werden.

Solche aus vielen Einzelelementen zusammengesetzten Bilder manifestierten sich überall dort, wo die Gärten der Römer rekonstruiert werden. Mithilfe der Rekonstruktionen ist es möglich, die Ergebnisse der archäologischen Forschung auch an Besucher ohne spezielle Vorkenntnisse anschaulich zu vermitteln. Lässt sich das Leben im Altertum anhand von Gärten doch besonders gut und publikumswirksam darstellen, weil es einen unmittelbaren Bezug zum heutigen Leben der Besucher gibt. Auch aus diesem Grund sind Gartenrekonstruktionen auf öffentlich zugänglichen archäologischen Stätten so verbreitet.

Schon im 19. Jahrhundert durchstreiften Italien-Touristen die Ruinen auf der Suche nach Geschichten, die vom römischen Leben vor 2000 Jahren erzählen. Doch waren viele Besucher gerade von Pompeji und dem vermuteten perfekt konservierten Alltagsleben enttäuscht. Die ausgegrabenen Ruinen waren verfallen, die ungeschützten Wandmalereien verblasst und boten einen traurigen Anblick. Die Überreste schienen viel zu klein, gemessen an den großen Erwartungen.

Akanthus und Zitronen

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