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Pflanzenlisten aus Griechenland

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Einen Überblick über die ganze Vielfalt der in der Antike bekannten Arten verdanken wir jedoch zwei griechischen Autoren. Bereits um 287 v. Chr. schrieb der griechische Naturforscher und Philosoph Theophrastos von Eresos (um 372–288 v. Chr.) eine umfassende Naturgeschichte der Gewächse. Die als „Historia plantarum“ bekannte Schrift zählt zu den bedeutendsten Schriften der antiken Naturkunde, auch wenn der Text mit dem Ende der Antike zunächst verloren ging. Erst im 15. Jahrhundert wurde er wiederentdeckt und ins Lateinische übertragen. Für die Beschäftigung mit den römischen Gärten ist die „Historia plantarum“ wichtig, weil sie über die damals bekannten Wild- und Kulturpflanzen und ihren medizinischen Gebrauch informiert. Theophrastos erwähnt rund 500 Pflanzenarten und hat den Gewächsen des Küchengartens sogar ein eigenes Kapitel reserviert.

Im ersten Jahrhundert n. Chr. schrieb der griechische Militärarzt Dioskurides (gest. 90 n. Chr.) ein Buch über Arzneipflanzen, das heute zumeist unter seinem lateinischen Titel „De materia medica“ bekannt ist. Dioskurides behandelt darin die medizinischen Bestandteile der Gewächse, die aus Bäumen und Rinden, aus Gräsern, Wurzeln, Kräutern und Wein gewonnen werden konnten. Systematisch benannte, beschrieb und klassifizierte er über 600 Kräuter und viele weitere Substanzen. Jedes Kapitel in seinem Buch verzeichnet den Namen der Pflanze, eine Liste der Synonyme, eine genaue Beschreibung ihrer Gestalt und der Standortbedingungen, die Gewinnung der Arzneien und ihre Verwendung. Bis heute gilt „De materia medica“ als das einflussreichste Buch über Heilpflanzen und Arzneien, das je geschrieben wurde. Mediziner benutzten es 15 Jahrhunderte lang und Autoren anderer Kräuterbücher haben für ihre Zwecke daraus geschöpft.

Soviel wir wissen, war Dioskurides’ Buch zu Beginn seines Sieges zugs noch nicht illustriert. Abbildungen wurden erst in zwei spätere Versionen eingefügt, die heute zu den berühmtesten Büchern der Welt zählen. Die eine Handschrift wird nach ihrem heutigen Standort in der Wiener Nationalbibliothek meist als „Wiener Dioskurides“ bezeichnet (vgl. Abb. S. 94). Das andere Manuskript, der „Dioscurides Neapoli ta nus“, befindet sich in der Nationalbibliothek von Neapel (vgl. Abb. S. 84). Er stammt ebenfalls aus dem späten 6. Jahrhundert und hat, im Unter schied zu seinem Pendant in Wien, etwas kleinere Pflanzenab bil dun gen. Mit diesen beiden Abschriften von „De materia medica“ besitzen wir das einzige erhaltene, illustrierte, naturwissenschaftliche Werk der Spätantike und ein bedeutendes Quellenwerk für die Ge schichte der griechisch-römischen Gartenkultur.

Welche Arten auch in den Gärten der nördlichen Provinzen, in Gallien, Germanien oder Britannien gepflanzt wurden, lässt sich aus Dioskurides’ Text nicht ableiten, wenngleich wir wissen, dass die Römer viele Pflanzenarten nach Mitteleuropa gebracht haben. Ebenso wenig lassen sich alle Arten, die Dioskurides beschrieben hat, sicher identifizieren. Eine wertvolle Ergänzung zu den antiken Schriften sind daher die Blüten und Blätter, die in ägyptischen Gräbern der Römerzeit gefunden wurden und die in einem wenig bekannten Museum in Berlin ausgestellt sind.

Akanthus und Zitronen

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