Читать книгу Akanthus und Zitronen - Stephanie Hauschild - Страница 21
Die Gärten der Villa Borg
ОглавлениеDie Villa Borg wurde auf den Grundmauern eines römischen Gutshofs aus dem 3. Jahrhundert n. Chr. wiederaufgebaut. Wohnräume, Thermen und Küche wurden liebevoll rekonstruiert. Für Gäste gibt es außerdem Tagungsräume und eine römische Taverne im Hof. Die schattigen Sitzplätze im Freien sind mit Fächerpalmen in Kübeln verschönert – ganz ähnliche Palmen hat auch Alma-Tadema gemalt.
Die anderen Gärten liegen hinter dem Haus. Um sie zu sehen, durchquere ich die große Eingangshalle, in der Zitrusbäumchen und Yukka in Töpfen wachsen. Kübel mit Oleander, Feigen und Schmucklilien stehen im Gang auf der Gebäuderückseite. Sie warten wohl noch die Eisheiligen ab, bevor sie ins Freie entlassen werden. Eine unscheinbare Tür führt mich hinaus in die römischen Gärten des Archäologieparks Villa Borg.
Im Juni 2000 begann man, die Villenanlage mithilfe des EU-Projekts „Gärten ohne Grenzen“ um Gartenrekonstruktionen zu erweitern. Insgesamt sechs Gärten wurden eingerichtet. Die Buchshecken im Hof auf der Vorderseite der Villa gehören ebenso dazu wie Kräutergarten, Küchengarten, Baumgarten, Rosen- und Rebenhof auf der Rückseite. Mauern aus grob behauenen Steinen schließen die Gärten hinter dem Haus zum übrigen Gelände hin ab. Buchenhecken und darunter gepflanzter Frauenmantel trennen die einzelnen Gärten voneinander. Efeu wuchert in allen Gärten als Einfassung oder als Bodendecker.
Der Rosenhof erweist sich bei genauerer Betrachtung als weiterer, in der Art des Eingangshofs gestalteter Ziergarten, mit in Form geschnittenen Eiben und einem Marmorspringbrunnen. Die Weinstöcke im Rebenhof wachsen vor hölzernen Spaliergittern an der Mauer. Im Küchengarten wartet freiliegende Erde in den rechteckigen Beeten zwischen den Kieswegen noch auf die Bepflanzung. Im Kräutergarten schließlich wachsen in großzügigen rechteckigen Beeten verschiedene Würz- und Heilpflanzen. Zwischen den Pflanzen liegt Mulch, um Unkraut zu vermindern. Einige wenige Arten sind für die Besucher beschriftet, andere erkenne ich auch so: Akanthus wächst hier, Weinraute, Minze und Liebstöckel.
Am besten gefällt mir der kleine Obstgarten mit niedrig wachsenden Apfelbäumchen, einer Mispel und Kirschen. Von Mauern und Hecken umgeben, liegt der Garten verborgen und abseits vom Besuchertrubel. Nur das Summen der Insekten und Vogelgezwitscher sind hier zu hören. Jeder Baum wächst auf einem separaten, rechteckigen Beet. Darunter blühen Narzissen und Maiglöckchen. Doch warum sind die Bäume in rechteckige Beete gepflanzt? Die römischen Autoritäten Cato oder Columella empfehlen lediglich, die Erde um die Baumwurzeln freizuhalten. Von Beeten für Bäume steht in ihren Büchern nichts. Die rechteckigen Baumbeete und die breiten Wege erinnern an den Klosterplan von St. Gallen, der jedoch aus dem neunten Jahrhundert stammt und daher wenig über die Gestaltung römischer Gärten aussagt. Auch die aus Ostasien stammenden Kartoffelrosen (Rosa rugosa) und Klematis (Clematis montana) am Torhaus, die südafrikanische Schmucklilie, die amerikanische Yukkapalme und die Fächerpalmen an der Taverne entsprechen nicht den Pflanzen in den antiken Gärten. Sie alle sind damals weder in den italienischen Gärten noch in den nördlichen Provinzen gewachsen. Oleander, der in Südeuropa die römischen Gärten tatsächlich schmückte, darf als Topfpflanze für die germanische Provinz ebenfalls angezweifelt werden. Und Zitronenbäumchen in Wohnräumen, sind nach allem, was wir über die Wohnkultur der Römer wissen, nur schwer vorstellbar, ebenso wie die Zwergstammgehölze im Obstgarten.