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Gartenhandbücher

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Wir sind auch deshalb so gut über die Geschichte und Entwicklung der Gärten des republikanischen und kaiserlichen Roms unterrichtet, weil römische Autoren Handbücher hinterlassen haben, die über landwirtschaftliche Techniken, über die Ertragskultur in den Nutzgärten, gewerbsmäßige Blumenzucht, medizinische Anwendungen und die Verwendung in der Küche informieren. Es sind zwar nur wenige Texte überliefert, die sich mit den Ziergärten beschäftigen, die ein wesentliches Merkmal vieler römischer Haushalte waren und die in der Malerei hauptsächlich dargestellt wurden. Zusammengenommen geben die Texte aber einen guten Überblick über die damals bekannten Pflanzen, ihre Verwendung und ihren Anbau im Garten. Nur ist es nicht in jedem Fall möglich, die Pflanze anhand der Beschreibungen des Autors auch zu bestimmen. Einige Arten lassen sich heute be kannten Pflanzen nicht mehr zuordnen. Andere werden, wie die von Plinius d.Ä. in seiner Enzyklopädie „Naturalis historia“ aufgezählten Lorbeerarten, von heutigen Wissenschaftlern verschiedenen Arten zugerechnet. Plinius’ Neffe, der jüngere Plinius, schwärmte zudem von duftenden Veilchen und meinte damit nicht allein unser heutiges Duftveilchen (Viola odorata), sondern eine ganze Gruppe unterschiedlicher wohlriechender Pflanzen.

Auch wenn aus den römischen Schriften hervorgeht, dass die Römer Pflanzen als Schmuck für ihre Gärten betrachtet haben, liegt ihr Schwerpunkt auf den nützlichen Aspekten der Gartenarbeit. Dazu zählt der älteste bekannte römische Text über den kommerziellen Landbau und Nutzgärten: Marcus Porcius Cato d. Ä. (234–149 v. Chr.) verfasste um 150 v. Chr. die Schrift über den Landbau „De agri cultura“. Sein Text ist kein systematisches Lehrbuch, sondern vermittelt eigene Erfahrungen als Landwirt sowie die Einschätzungen seiner Zeitgenossen. Cato betrachtet den Weinbau, Olivenanbau, Wiesen- und Weidewirtschaft, Viehzucht und Getreideanbau. Den Gartenbau mit Blumen, Obst und Gemüse empfiehlt er als vorteilhaft in der Nähe der Stadt, um die Lieferwege der leicht verderblichen Produkte kurz zu halten.

Um 40 v. Chr. schrieb Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.) das in Dialogform verfasste Lehrbuch „Rerum rusticarum libri tres“, in dem er zahlreiche Pflanzen und ihren Anbau beschreibt. Mehr als sein Vorgänger Cato hebt Varro neben dem Ertrag auch die Freude an der Landarbeit hervor. Er empfiehlt wie Cato für größere Gärten die Zucht von Rosen, Veilchen und Kräutern für den Verkauf. Fischteiche, Bienenstöcke, Hasengehege, Schneckenzucht, Siebenschläfergehege und Volieren sollten in den Gärten ebenfalls Platz finden.

Ein weiteres praxisorientiertes Handbuch zur Landwirtschaft und zum Anbau von Obst und Gemüse verfasste Lucius Iunius Moderatus Columella (gest. 70 n. Chr.) um 60 n. Chr. In „Rei rusticae libri duodecim“, deutsch „Zwölf Bücher über die Landwirtschaft“, geht Columella systematisch vor. Er kommentiert das zunehmende Interesse an der Gärtnerei und gibt Ratschläge für Amateurgärtner. Columella schreibt, dass Gärten mit Blumen bepflanzt werden sollten, um Farbe und Abwechslung im Garten zu haben, und er rät zum Anpflanzen von Gemüse und Kräutern. Wie seine Vorgänger empfiehlt er dem erfolgreichen Gärtner, den Überschuss auf dem Markt zu verkaufen. Er gibt zahlreiche Ratschläge, über die Aussaat von Kräutern, den Anbau von Obst, dem Winterschnitt von Wein und Dornstrauchhecken bis hin zur Anpflanzung eines Waldes aus Eicheln und Samen und zur Wartung, Reparatur und Anfertigung von Werkzeugen.

Ungefähr zur gleichen Zeit arbeitete Gaius Plinius Secundus Maior, der ältere Plinius (um 23–79 n. Chr.) an seiner berühmten, 37 Bände umfassenden „Naturalis historia“. An vielen Stellen geht der Autor auch auf Gartenbau und Botanik ein. Ein echtes Handbuch zum Gartenbau ist sein enzyklopädisches Werk aber nicht. Doch das Werk verzeichnet neu in Rom eingeführte Gewächse, wie etwa die Platane, die, wie wir noch sehen werden, als Schattenbaum in römischen Gärten Karriere machte. Plinius erwähnt auch die Kunst des dekorativen Gärtnerns – davon im 7. und 8. Kapitel mehr. Darüber hinaus nennt er über 900 Heilpflanzen und Substanzen und diskutiert alle damals bekannten Getreide- und Gemüsesorten.

War dem älteren Plinius an der umfassenden Dokumentation des damaligen Wissens gelegen, die den Gartenbau und die Botanik mit einschloss, so gibt sein Neffe Gaius Plinius Caecilius Secundus (um 61–115 n. Chr.), genannt Plinius der Jüngere, in zwei zwischen 97 und 107 n. Chr. verfassten Briefen einen seltenen Einblick in die Gestaltung der Ziergärten seiner ländlichen Villen in Laurentum und Tusculum: Hecken, Laubengänge, Küchengarten, Blumenterrasse, Gartenhaus, Obstbäume, in Form geschnittener Buchsbaum und besonders beliebte Zierpflanzen werden beschrieben (siehe Kapitel 3).

Auch „De re qoquinaria“ oder „Von der Kochkunst“, das älteste erhaltene Kochbuch der römischen Antike, gibt Aufschluss über die römischen Gärten. Es handelt sich um eine Sammlung von Kochrezepten, die im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. zusam mengestellt wurde. Als Name des Verfassers ist zwar Caelius Apicius überliefert, doch geht die Forschung heute davon aus, dass die Rezeptsammlung über lange Zeit immer wieder erweitert wurde. Viele Obst- und Gemüsepflanzen, die damals in römischen Gärten angebaut wurden, sowie Blumen und Kräuter werden in den Rezepten erwähnt und bieten Hinweise auf den Gebrauch typisch römischer Nahrungspflanzen in der damaligen Küche.

Akanthus und Zitronen

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