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Die Getty-Villa

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Eine detailgenauere Vorstellung von der Gartenkunst der Römer finde ich nicht in einem europäischen Garten, sondern in den USA. Das J. Paul Getty-Museum im kalifornischen Malibu hat sich der antiken Kunst verschrieben. Ganz nebenbei präsentiert das Museum eine der am gewissenhaftesten rekonstruierten altrömischen Gartenanlagen überhaupt. Der Namensgeber, der Miliardär J. Paul Getty (1892–1976), hat sich Mitte der 1970er-Jahre direkt am Pazifik, inmitten der kalifornischen Hügellandschaft, eine römische Luxusvilla mit Gärten nach dem Vorbild der bei Herculaneum gefundenen Villa der Papyri gebaut.

Gettys Idee ähnelt der Absicht König Ludwigs I. von Bayern, der mit dem Pompejanum ebenfalls ein vom Vesuv verschüttetes Haus bis in die Details nachbauen ließ und es der Öffentlichkeit als Studienobjekt und Museum zur Verfügung stellte. Im Unterschied zum Pompejanum, in dem der Garten ein wichtiges Detail ist, aber das Interesse vor allem Wandmalereien und Architektur gilt, wurde bei der Gestaltung der Getty-Villa ebenso viel Wert auf die korrekte Darstellung der Gärten gelegt. Ausdehnung und Gestaltung der Anlagen folgen den Grabungsplänen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Gärten wurden so weit wie möglich nach archäologischen Befunden, antiken Texten und Bildern rekonstruiert.

Dabei wurde nicht nur die Gartenarchitektur den antiken Vorbildern nachempfunden, sondern auch die Pflanzenwelt. Die Gär ten des Getty-Museums versammeln eine umfangreiche Sammlung von römischen Zier- und Nutzpflanzen. Samen und Zwiebeln für die Pflanzungen importierte man zum Teil aus Europa. So weit wie irgend möglich wird versucht, ursprüngliche Sorten oder Wildformen zu präsentieren. In einigen Fällen wich man aus pflegerischen und optischen Gründen auf ähnliche amerikanische Arten aus.


Das große Peristyl der Getty-Villa


Der Gartensaal aus der Villa der Livia, um 30. n. Chr., Rom, Museo Nazionale Romano

Insgesamt fünf Gärten sind in der Getty-Villa zu bewundern: Zwei Peristylgärten mit Wasserbecken und Brunnen, ein Kräutergarten und zwei weitere Ziergärten. Kopien von Skulpturen und Brunnen aus den Ausgrabungen in Pompeji und Herculaneum tragen zur altrömischen Atmosphäre des Museums bei und vermitteln einen Eindruck von der damaligen Gartenkultur. Doch selbst die wissenschaftlich begleiteten Gärten des Getty-Museums zeigen nur einen Ausschnitt aus der Gartenkunst der alten Römer. Den Interessen und Aufgaben eines kulturhistorischen Museums geschuldet, werden in den Anlagen Kunstgeschichte und Gartenkultur aufeinander bezogen und die Wünsche der Besucher nach schön gestalteten Gartenanlagen berücksichtigt. Die Gärten sind also ebenso wenig eine exakte Kopie der verlorenen Gärten der Villa der Papyri, wie der Garten des Pompejanums eine echte Rekonstruktion des Gartens aus dem Haus der Dioskuren darstellt. Dafür wissen wir zu wenig über Pflanzpläne, Lage der Beete oder die Anordnung der Skulpturen. Nicht einmal die Anzahl der Gärten der Villa der Papyri ist vollständig überliefert. Darüber hinaus unterscheiden sich Boden und Klima des Grundstücks in Kalifornien von den Verhältnissen in Kampanien. Die Planer muss ten also viele Kompromisse eingehen. Sie haben aber beispielhaft versucht, das vorhandene Wissen über die Gärten der Römer in ihrer Anlage zu bündeln und anschaulich zu machen. So sind die Gärten der Getty-Villa ein eindrucksvolles Beispiel für eine kleinteilige und detailversessene Rekonstruktion verschiedener Zier- und Nutzgärten.

Wenn wir aber so wenig wissen, nach welchen Vorbildern wurden denn die Gärten der Getty-Villa und der Villa Borg gestaltet, welche Quellen gibt es?

Akanthus und Zitronen

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