Читать книгу Akanthus und Zitronen - Stephanie Hauschild - Страница 16
… und sein Garten
ОглавлениеZwischen den Säulen trennt ein kleiner Zaun Innenraum und Garten voneinander. Der Zaun wird als illusionistische Malerei auf der Mauer des Gartens fortgeführt. Auf der Mauer dargestellt ist eine Gartenlandschaft. Springbrunnen, phantasievoll gestaltete Vögel und Blumen sind zu sehen und ein Ausblick auf einen Strand, auf Meer und Himmel. Den Gartenmauern vorgeblendete Säulen erwecken den Ein druck eines umlaufenden Säulengangs oder Peristyls, der dieser Form des Innenhofs seinen Namen gegeben hat. Das Peristyl (griechisch peristylon; lateinisch peristylium) ist ein rechteckiger Hof, der an einer oder mehreren Seiten von Säulengängen, den Kolonaden umgeben ist. Das griechische Wort bedeutet ‚das von Säulen Umgebene‘. Ge legentlich werden auch nur die umgebenden Säulenhallen als Peristyl bezeichnet.
Der römische Architekturtheoretiker Vitruv empfahl, das Peristyl im römischen Stadthaus in der Mittelachse im hinteren, privateren Bereich des Hauses anzulegen, ganz so wie es im Pompejanum verwirklicht wurde. Deutlich zu erkennen ist, dass die Architektur des Pompejanums ganz auf Atrium und Innenhof ausgerichtet ist, die das Haus mit frischer Luft und Tageslicht versorgten. Im Vergleich mit dem Haus der Dioskuren ist aber auch zu erkennen, dass der Architekt des Pompejanums sich ebenso sehr von Vitruvs Architekturtheorie leiten ließ wie von den archäologischen Befunden. Tatsächlich war das Vorbild in Pompeji weit weniger regelmäßig und symmetrisch ausgestaltet als der Bau in Aschaffenburg. Im Haus der Dioskuren wichen zusätzliche Höfe und Zimmer deutlich von Vitruvs symmetrischem Ideal ab.
Der Peristylgarten des Pompejanums
Der Garten des Pompejanums ist mit Kies ausgelegt. Philosophen- und Dichterhermen schmücken seine Ecken. Zwischen den Kiesflächen befinden sich zwei achteckige Beete. Sie sind mit Efeu eingefasst und mit Studentenblumen und Buntnesseln bepflanzt. In der Mitte stehen Zitrusbäumchen im Kübel. Weitere Töpfe mit Rosmarin und Lorbeer sind vor der rückwärtigen Mauer zu sehen. Vom heutigen Kenntnisstand betrachtet, gibt es an der Präsentation des Gartens manches zu bemängeln: Der gemalte Ausblick auf den Strand und die Phantasievögel und Blumen entsprechen ebenso wie die Farbauswahl eher dem Ge schmack des 19. Jahrhunderts und weniger den antiken Fresken auf Gartenmauern, wie sie in Pompeji gefunden wurden. Deutlich wird aber der Wunsch, mithilfe der Malerei den Garten optisch zu vergrößern und einen schönen Ausblick zu schaffen. Tagetes und Buntnesseln waren – wie die Sonnenblumen bei Alma-Tadema – den Römern noch unbekannt. Efeu, Lorbeer, Rosmarin und Zitronen hingegen wurden in römischen Gärten tatsächlich gepflegt. Der gekieste Boden wiederum hat sicher mehr mit praktischen Überlegungen zu tun als mit dem Versuch, einen echten Peristylgarten zu rekonstruieren. Auch fehlt ein Wasserbecken. Im Garten des Hauses der Dioskuren gab es eine unterirdische Zisterne und eine Brunnen einfassung, ein Puteal, aus der das Wasser geschöpft wurde. In Aschaf fenburg sind jedoch nur steinerne Rinnen zu sehen, die das Regen wasser vom Dach ableiten.
Wie Friedrich von Gärtner den Garten des Pompejanums ursprünglich gestaltet hat, wissen wir heute nicht mehr. Im Laufe der Zeit wurde der Garten verändert; auch Kriegszerstörungen haben dem Pompejanum zugesetzt. Die beiden achteckigen Beete stammen zwar aus der Entstehungszeit des Baus, für den Garten des antiken Vorbilds sind sie jedoch nicht belegt. Und während im Haus der Dioskuren ein Gartentisch und ein Lararium, also ein Schrein für die Hausgötter standen, finden wir diese im Garten des Pompejanums nicht.
Von diesen Kleinigkeiten einmal abgesehen, vermittelt das Pompejanum viel von der Atmosphäre eines antiken römischen Hauses. Ausgrabungsstätten hingegen etwa erlauben meist nur den Blick auf Grundmauern, vielleicht noch auf ein paar Säulen oder die Fußböden. Daraus einen räumlichen Eindruck zu gewinnen, ist auch für Archäologen nicht immer einfach. Rekonstruktionszeichnungen und Pläne verlangen ebenfalls viel Vorstellungsvermögen und richten sich eher an Spezialisten. Bilder wie Alma-Tademas „Roman Garden“ wiederum rekonstruieren wohl die Details, zeigen aber nur einen Ausschnitt.
Am besten machen Rekonstruktionen wohl deutlich, wie sehr sich die Wertschätzung der Römer für ihre Hofgärten in der Architektur der Häuser ausdrückt.