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1.6.5 Kontextuelle Hinweisreize beschreiben Funktionen

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Einer der üblichen Einwände dagegen, symbolische Bedeutung aus der Perspektive des Behaviorismus zu betrachten, kann in der folgenden Frage zusammengefasst werden: Wenn ein Symbol und ein Ereignis als »gleich« benannt werden, warum lutscht ein Mensch nicht einfach an dem Wort »Bonbon« oder ergreift vor dem Wort »Tiger« die Flucht? Die Antwort darauf ist: Durch symbolische Beziehungen ausgelöste psychologische Funktionen (z. B. Geschmack, Angst) werden gleichzeitig durch kontextuelle Hinweisreize kontrolliert. Einige dieser Hinweisreize sind nicht symbolisch: der Anblick von Druckerschwärze auf dem Papier hält uns mit ziemlicher Sicherheit davon ab, an dem Wort »Bonbon« zu lutschen. Einige Hinweisreize bezeichnen symbolische Ereignisse, wie z. B. das Wort »schmecken« in der Frage: »Wie schmeckt ein Apfel?« im Gegensatz zu dem Wort »aussehen« in der Frage: »Wie sieht ein Apfel aus?« In diesen Fällen ist die Beziehung von »Apfel« zu echten Äpfeln dieselbe, aber die funktionalen Hinweisreize »schmecken« und »aussehen« stehen für spezifische Funktionen, die durch das Wort aufgrund der zugrundeliegenden Beziehung von Gleichheit hervorgerufen werden. Manchmal können diese funktionalen Hinweisreize nonverbaler Natur sein. Zum Beispiel wird eine andere Funktion ausgelöst, wenn man einen bedrückenden Gedanken laut singt, als wenn man ihn in einer normalen Tonart spricht.

Kontextuelle Hinweisreize werden eingesetzt, um unter der Vielzahl möglicher Funktionen eines Ereignisses innerhalb eines symbolischen Netzwerkes auswählen zu können. Das ist ähnlich wie beispielsweise bei einem Kugelschreiber, der als folgendes angesehen werden kann: ein Schreibutensil, eine Röhre, ein Zeiger, ein Hebel, eine Verlängerung usw. Kontextuelle Hinweisreize können aber auch dazu dienen, den Einfluss symbolischer Ereignisse auf das Verhalten von Personen zu mindern. Singen, Meditieren, das Wiederholen von Wörtern, das Betrachten unlösbarer Paradoxien und ähnliche Interventionen können als »episymbolische« Steuerungssysteme gesehen werden. Sie verändern die Auswirkungen symbolischer Ereignisse auf Verhalten in ähnlicher Weise, wie epigenetische Prozesse die Genexpression modifizieren (Wilson, Hayes, Biglan & Embry, 2014).

Sprache als psychotherapeutische Intervention

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