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2.2.2 Symbolische Generalisierung von Vermeidung

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An dem Beispiel mit dem Mädchen, das Angst vor Katzen hat, ist auch noch folgender Aspekt spannend: Es hat nicht nur Angst, sondern es flüchtet auch. Das Mädchen reagiert nicht nur ausgeprägt emotional auf Katzen oder symbolische Stimuli, die sich auf Katzen beziehen, es entzieht sich ihnen bewusst und vermeidet sie. Die meisten Lebewesen ziehen sich in solchen Situationen instinktiv zurück und lernen, der Quelle des Schmerzes aus dem Weg zu gehen. Kühe meiden elektrische Zäune, Menschen haben Respekt vor heißen Öfen. Alle Lebewesen vermeiden oder fliehen vor Schmerz, wann immer es möglich ist. Es ist daher folgerichtig, dass sich Lebewesen, die der Sprache mächtig sind, auch von symbolischen Stimuli fernhalten, die die Funktion eines Auslösers schmerzhafter Empfindungen oder Emotionen übernommen haben.

Diese Annahme wurde in Studien der Relational Frame Theory überprüft. So trainierten Dymond, Roche, Forsyth, Whelan und Rhoden (2007) Teilnehmer in einem Experiment. Sie sollten zunächst gemäß eines relationalen Netzwerkes A = B = C reagieren, in dem A und C implizit miteinander in Beziehung stehen (Combinatorial Entailment). Anschließend wurde der Stimulus A durch respondentes Lernen mit einem furchterregenden Bild und Geräusch assoziiert. Jedes Mal, wenn A auf dem Bildschirm erschien, folgten das furchterregende Bild und das Geräusch. Nachdem diese Verbindungen erlernt worden waren, konnten die Probanden durch das Drücken der Leertaste das furchterregende Bild und das Geräusch vermeiden. Wie vermutet lernten sie schnell, bei Erscheinen des Stimulus A durch ein Drücken der Leertaste das Erscheinen von Bild und Geräusch zu unterbinden. Zusätzlich erlangte B, das während der relationalen Lernphase in direkter Beziehung zu A stand, die Funktion von A, d. h. B kündigte ebenfalls Angst an. Außerdem erlangte C, das nie gemeinsam mit A präsentiert wurde, sondern nur in indirekter, impliziter Beziehung zu A stand, dieselbe Funktion. Im Ergebnis drückten die Probanden die Leertaste auch dann, wenn sie C auf dem Bildschirm sahen. Das Vermeidungsverhalten generalisierte also durch Sprache.

Dies entspricht dem Ereignis, bei dem das Mädchen wegläuft, als der Junge Katzen erwähnt. Rufen Sie sich in Erinnerung: Die reale Katze, die das Mädchen kratzt, erlangt ihre furchtauslösende Funktion durch respondentes Lernen (direkte Assoziation zwischen Katze und Kratzen). Katzen im Allgemeinen erlangen ihre Funktion durch den üblichen Prozess der Generalisierung (auf der Grundlage ihres ähnlichen Aussehens). Das Wort »Katze« erlangt seine Funktion allerdings durch seine symbolische Beziehung zu tatsächlichen Katzen. Dies erklärt wahrscheinlich auch, warum unser Patient, der an einer Zwangsstörung leidet, aufhört in seinem Chemiebuch zu lesen, wenn er »H2O« liest ( Kap. 1). Die Äquivalenzbeziehung zwischen Wasser und H2O transformiert die Funktion von H2O. Die Kombination von Buchstaben und einer Zahl löst dann Angst aus. Sie erinnert den Patienten daran, dass Wasser Cholera übertragen kann. Unsere Patientin, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung leidet, zeigt ein ähnliches Vermeidungsverhalten, wenn sexuelle Gewalt, deren Opfer sie geworden war, erwähnt wird. Sie hört auf zu sprechen, wendet den Blick ab oder wechselt das Gesprächsthema. Sie vermeidet Fernsehsendungen, die einen Bezug zu dem haben, was ihr widerfahren ist. Gespräche mit Freundinnen sind dadurch eingeschränkt. Sie vermeidet, Worte zu hören, die mit ihrem Leid in Beziehung stehen.

In allen geschilderten Fällen ist die Bandbreite möglicher Verhaltensweisen, die den Betroffenen zur Verfügung stehen, deutlich eingeengt. Dies geschieht durch einen symbolischen Stimulus, der über Verknüpfungen schmerzhafte Emotionen auslöst. Während das kleine Mädchen ein paar Sekunden vorher lustig über alles spricht, verringert das Hören des Wortes »Katze« unmittelbar ihren Handlungsspielraum. Es ist, als ob ein Alarmsignal ihr nahelegt, alles fallen zu lassen und möglichst schnell zum Notausgang zu rennen. Vergleichbar ergeht es den Patienten, die bei Konfrontation mit dem Wort »Wasser« oder »sexuelle Gewalt« aufhören zu lesen, nicht mehr zur Schule gehen, nicht mehr sprechen oder keine Videos mehr ansehen.

Sprache als psychotherapeutische Intervention

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