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2.1 Probleme bei der Flüssigkeit und Flexibilität des Herstellens von Bezugsrahmen 2.1.1 Fertigkeitendefizite im logischen Denken und Problemlösen

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Die Qualität der kognitiven und sozialen Fertigkeiten bei Kindern sowie die Fähigkeit, wirkungsvoll zu kommunizieren, korreliert mit der Fähigkeit, effektiv symbolische Bezugsrahmen herzustellen (Kishita, Ohtsuki & Stewart, 2013). Auch weitere Fertigkeiten korrelieren mit dieser grundlegenden Fähigkeit: Anwendung von Analogien und Metaphern (Lipkens & Hayes, 2009), Vornahme von Perspektivwechsel sowie Anwendung der Theory of Mind (Barnes-Holmes, McHugh & Barnes-Holmes, 2004). Sie korreliert mit der verbalen Intelligenz von Personen (O’Hora, Pelaez, Barnes-Holmes & Amesty, 2005), mit der Fähigkeit, Sprache zu verstehen und sich sprachlich ausdrücken zu können (Devany, Hayes & Nelson, 1986). Alle diese Zusammenhänge basieren auf der Fertigkeit, symbolische Beziehungen verstehen und auf sie reagieren zu können (z. B. Weil, Hayes & Capurro, 2011), auf der Flexibilität und Flüssigkeit dieser relationalen Reaktionen (z. B. O’Toole & Barnes-Holmes, 2009), und darauf, wie sie durch geeignete kontextuelle Hinweisreize gesteuert werden (z. B. Rehfeldt & Barnes-Holmes, 2009).

Hierbei handelt es sich offensichtlich nicht nur um rechnerische Korrelationen. Verbesserungen der symbolisch-relationalen Fertigkeiten führen zu Verbesserungen der kognitiven und sozialen Kompetenzen. So erhöht das Trainieren der relationalen Fertigkeiten bei gesunden Kindern, aber auch bei Kindern mit Lernbehinderungen den IQ um 12 bis 15 Punkte (Cassidy, Roche & Hayes, 2011). Das Üben von relationalen Fertigkeiten hat außerdem Auswirkungen auf die Umsetzung von Theory of Mind sowie die Fähigkeit Perspektivwechsel vornehmen zu können (Weil et al., 2011). Somit wird erklärbar, warum Defizite im logischen Denken oder in Problemlösefertigkeiten immer auch mit einem Mangel an relationalen Fertigkeiten einhergehen. Die Fertigkeiten sind möglicherweise nicht verfügbar, werden nicht ausreichend kompetent und flexibel angewandt oder werden nicht in angemessener Form durch den Kontext gesteuert.

Fehlende Fertigkeiten, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, ineffektive Problemlösestrategien oder die Unfähigkeit, kreative Alternativen zu entwickeln, sind wichtige Elemente psychischer Störungen. Einige Menschen haben hier ausgeprägte spezifische Defizite. Letztlich aber neigen alle Menschen zu bestimmten kognitiven Verzerrungen und sind in komplexen oder emotional aufgeladenen Situationen anfällig für eine Verschlechterung der Qualität ihres logischen Denkens. Menschen mit geistigen Behinderungen haben ausgeprägte Probleme im Bereich des logischen Denkens und der Problemlösefertigkeiten. Die meisten Patienten, die sich in Psychotherapie befinden, haben keine geistige Behinderung. Sie sind trotzdem häufig impulsiv und nicht in der Lage abzuschätzen, welche Folgen ihr Verhalten hat. Oft treffen sie ungünstige Entscheidungen, weil sie nicht in der Lage sind, sinnvolle Alternativen zu entwickeln. Sie neigen zu kognitiven Verzerrungen, beispielsweise dazu zu verallgemeinern oder in Kategorien von Schwarz oder Weiß zu denken, anstatt die Zwischenstufen zu erkennen.

Viele psychotherapeutische Interventionen zielen auf diese Punkte ab. So vermitteln Therapeutinnen Kindern, wie sie impulsive Entscheidungen vermeiden können, indem sie die langfristigen Konsequenzen des Verhaltens gedanklich durchspielen. Sie vermitteln Erwachsenen, dass sie Probleme besser lösen können, wenn sie Ziele formulieren, Handlungsalternativen erarbeiten und die Ergebnisse ihres Verhaltens auswerten (z. B. Nezu, Nezu & D’Zurilla, 2013). Und letztlich identifizieren und untersuchen viele Methoden der Kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) gedankliche Irrtümer.

Logisches Denken und die Fähigkeit, Probleme lösen zu können, sind entscheidend für das Funktionieren von Menschen. Psychische Probleme entstehen dann, wenn hier Fertigkeitendefizite bestehen. Aus Sicht der RFT können diese Probleme unmittelbar über die Analyse der Fertigkeiten zur Herstellung von Beziehungen (relationale Skills) erfasst werden. Wer gute relationale Fertigkeiten erlernt hat, verfügt über die Basiskomponenten von Rationalität. Dies gilt besonders, wenn diese Fertigkeiten schnell und relativ fehlerfrei angewandt werden und eine gute kontextuelle Steuerung aufweisen.

Sprache als psychotherapeutische Intervention

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