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2.2.3 Hilfreiche versus problematische Vermeidung

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Symbolische Stimuli schränken das Verhaltensrepertoire ein. Das ist in vielen Fällen vollkommen angemessen. Wettervorhersagen, die Anwohner dazu aufrufen, ihr Haus während eines Sturmes nicht zu verlassen, sind nützlich, wenn Sie in einer Region leben, in der Wirbelstürme häufig vorkommen. Das Beachten dieser Hinweise verringert die Handlungsmöglichkeiten: Die Betroffenen können sich nicht mehr uneingeschränkt frei bewegen. Trotzdem ist es eine weise Entscheidung, bei Sturmwarnung zu Hause zu bleiben. Hier ist symbolische Kontrolle vorteilhaft, weil sie Unheil verhindert. Manchmal kann Sprache Menschen überlisten und sie dazu bringen, harmlose (oder gar vorteilhafte) Stimuli zu vermeiden. Das bringt sie dann von einem vorteilhafteren Weg ab.

Betrachten Sie folgendes Beispiel: Sie wandern in einem Wald und beschließen nach einigen Stunden, den Heimweg anzutreten. Unglücklicherweise verirren Sie sich. Als Sie auf eine Kreuzung treffen, finden Sie keinen Wegweiser, der anzeigt, welcher der drei Wege zurück zu Ihrem Auto führt. Sie entscheiden sich rein zufällig für einen Weg und hoffen, dass er Sie sicher zu Ihrem Auto führen wird. Sie nehmen den Weg nach links, aber nach 10 Minuten geraten Sie in einen Sumpf und sinken tief ein. Glücklicherweise können Sie nach Ästen greifen und sich herausziehen. Bei ihrer Rückkehr zur Kreuzung treffen Sie auf einen anderen Wanderer, der sich ebenfalls verlaufen hat. Natürlich erzählen Sie ihm sofort, dass er den linken Weg nicht einschlagen soll, damit er nicht auch in den Sumpf gerät.

Lassen Sie uns an dieser Stelle innehalten und analysieren, was bisher geschehen ist. Sie haben die Folgen Ihres Handelns durch direkte Exposition erfahren (Sie folgten dem linken Pfad und gerieten in einen Sumpf). Der andere Wanderer erlernt diese Konsequenz durch Sprache (er hört: »Wenn Sie diesem Pfad folgen, werden Sie in einen Sumpf geraten.«). Sie beide werden in Zukunft den linken Pfad meiden. Ihre Vermeidung ist das Ergebnis von direktem Lernen, während seine Vermeidung auf relationalem Lernen beruht (die symbolische, wenn-dann-Beziehung zwischen dem linken Pfad und dem Hineinfallen in den Sumpf).

Fahren wir mit dem Beispiel fort: Sie erzählen dem anderen Wanderer, dass Sie Ihren Weg zurück zu Ihrem Auto suchen. Er sagt Ihnen dann, dass er weiß, wo der Parkplatz ist. Er bietet Ihnen an, Sie dorthin zu bringen. Sie folgen ihm entlang des Hauptweges, anstatt den rechten oder linken Weg zu nehmen. Nun ist es an Ihnen, durch Sprache zu lernen, und die direkte Erfahrung des anderen Wanderers zu nutzen. Sie wandern weitere Stunden und erreichen endlich den Eingang zum Wald. Es ist spät und wird schon dunkel. Ihr Begleiter läuft zu seinem Wagen, erleichtert darüber, dass er nach dem langen Ausflug endlich am Ziel ist. Aber trotz der schwachen Beleuchtung erkennen Sie sofort, dass dies nicht der Eingang ist, an dem Ihr Auto steht. Der andere Wanderer hat Sie zu dem Eingang im Osten gebracht, an dem er sein Auto geparkt hatte und nicht zum Zugang im Norden, an dem Ihr Auto steht. Es stellt sich heraus, dass Sie den Weg nach rechts hätten nehmen müssen, um zu Ihrem Wagen zu gelangen. Jetzt wäre ein sehr langer Marsch nötig, um nach Hause zu gelangen. (Sie sollten lieber den anderen Wanderer bitten, Sie im Auto mitzunehmen!).

Dieses Beispiel verdeutlicht drei Arten von Vermeidung. Zwei davon sind im Allgemeinen nützlich, während die dritte grundsätzlich problematisch ist. 1) Sie lernen, Gefahr zu vermeiden, indem Sie direkt mit den Konsequenzen Ihres Verhaltens konfrontiert werden. Sie lernen durch das Einsinken im Sumpf den linken Pfad in Zukunft zu meiden. 2) Der andere Wanderer lernt durch Sprache, Gefahr zu vermeiden. Sie raten ihm davon ab, den linken Pfad zu wählen. Obwohl er diesen Weg nie eingeschlagen hatte, weiß er dadurch, dass er ihm nicht folgen soll. 3) Als der andere Wanderer Ihnen sagt, dass Sie den Hauptweg und nicht den rechten Weg wählen sollen, lernen Sie durch Sprache, etwas zu vermeiden was eigentlich gut für Sie wäre. Sie entscheiden sich für etwas, das nicht hilfreich ist. Diese letzte Art der Vermeidung ist problematisch, da sie willkürlich den Kontakt mit vorteilhaften Konsequenzen verhindert.

Sprache als psychotherapeutische Intervention

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