Читать книгу Kindererziehung im Jetzt - Susan Stiffelman - Страница 15
Jetzt sind Sie dran
ОглавлениеSchreiben Sie den Namen Ihres Kindes in Ihr Tagebuch. Darunter schreiben Sie eine Eigenschaft Ihres Kindes, mit der Sie besonders schwer umgehen können – eine Eigenschaft oder eine Verhaltensweise, die Ihnen auf die Nerven geht und eine heftige Reaktion hervorruft, d. h. dass Sie sich extrem aufregen, während andere lediglich ein bisschen ärgerlich wären. Vermeiden Sie es, sich dabei zu zensieren – seien Sie ehrlich!
Hier ein paar Beispiele: ungeduldig, schlampig, rechthaberisch, egozentrisch, hochempfindlich, unflexibel, übervorsichtig, unhöflich, negativ, oberflächlich, aggressiv, schüchtern, unreif, hinterhältig, pingelig, provokant, leicht zu frustrieren, unverschämt, zerstreut, beurteilend, gefühllos, stur, kontrollierend, undankbar, hyperrational, hypochondrisch, streitsüchtig, unmotiviert, schwach, ängstlich, hartnäckig, jammernd, gibt leicht auf, weinerlich, aufgedreht, rastlos, akzeptiert kein Nein, Zauderer, bringt nichts zu Ende.
Nun beantworten Sie die folgenden Fragen. Konzentrieren Sie sich dabei vor allem auf diejenigen, die auf Sie zutreffen. Lassen Sie sich Zeit; manchmal dauert es eine Weile, bevor wir die Wahrheit hinter unserer spontanen Interpretation einer Sache entdecken.
• An wen aus Ihrer Vergangenheit erinnert Sie Ihr Kind, wenn es sich so verhält? An ein Elternteil oder einen Lehrer? An den großen Bruder oder die kleine Schwester? An den Ex-Gatten?
• Wie haben Sie reagiert, wenn diese Person dieses Verhalten oder diese Eigenschaft an den Tag gelegt hat? Haben Sie sich zurückgezogen? Sind Sie aggressiv geworden? Haben Sie gestritten? Hatten Sie einen Trotzanfall? Haben Sie sich versteckt? Geweint? Waren Sie passiv? Aggressiv? Passiv-aggressiv?
• Wie hat diese Person auf Ihre Probleme oder Klagen reagiert? Hat sie Ihnen die Schuld dafür gegeben? Hat sie Ihre Bedenken abgetan oder heruntergespielt? Ihnen gesagt, dass Sie überreagieren? Hat sie Sie bestraft, weil Sie gepetzt haben? Ihnen gesagt, Sie sollten sich gefälligst allein um Ihre Probleme kümmern? Ihnen Schuldgefühle eingeredet, weil Sie Ihre Meinung gesagt haben? Ihnen gesagt, dass sie es im Leben doch viel schwerer hat als Sie? Sie verspottet, weil Sie so empfindlich sind?
• Finden Sie bei Ihrem Kind eine unerwünschte Eigenschaft wieder, die Sie an Sie selbst erinnert, eine Eigenschaft, mit der Sie sich ungern auseinandersetzen? Machen Sie selbst, was Sie bei Ihrem Kind so unzumutbar finden? Welche Gefühle steigen in Ihnen auf, wenn Sie darüber nachdenken, dass Sie und Ihr Kind zu dieser Eigenschaft neigen?
• Wie sind Ihre frühen Erziehungsberechtigten damit umgegangen, wenn Sie diese unangenehme Eigenschaft oder dieses Verhalten gezeigt haben? Haben sie Sie kritisiert oder beschämt? Haben sie Sie mit einem angenehmeren Geschwisterkind verglichen? Wurden Sie isoliert oder in Ihr Zimmer geschickt, um „darüber nachzudenken“, was Sie „falsch gemacht“ haben? Hat ein Elternteil Ihnen seine Liebe entzogen? Sie angeschrien und bedroht? Sie körperlich verletzt?
• Was bekümmert Sie daran, dass Ihr Kind diese bestimmte Eigenschaft besitzt? Welche Eigenschaft müsste in Ihnen geweckt werden, damit Sie Ihrem Kind so begegnen können, wie es ist? Was gibt es hier für Sie zu lernen? Schenkt Ihr Kind Ihnen die Möglichkeit, geduldiger zu werden? Sich selbst besser zu akzeptieren? Durchsetzungsfähiger zu werden? Flexibler zu sein?
Es ist eine tiefgreifende Arbeit, hinter die Fassade derjenigen Verhaltensweisen unserer Kinder zu blicken, die unaufgelöste Gefühle in unseren Herzen und unserem Geist erwecken. Sie sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Wenn Emotionen an die Oberfläche treten, die Sie nur schwerlich allein verarbeiten können, wenden Sie sich bitte an einen Freund, dem Sie vertrauen, oder an einen ausgebildeten Therapeuten.
Wenn Sie sich wie Catherine dazu entscheiden, Ihr Kind als Lehrer zu betrachten und die Chance auf Heilung und Transformation, die Ihnen hier geboten wird, anzunehmen, kann der Lohn grenzenlos sein.