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Die Fallgruben elterlicher Schuldgefühle

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Bei Angie und Eric begann es besser zu laufen. Doch es gab noch eine Sache, um die wir uns kümmern mussten: elterliche Schuld und Scham. Als ich ihnen Vorschläge machte, wie sie mit Charlie arbeiten konnten, reagierten sie darauf mit Kommentaren wie „Das hätte ich wissen müssen“ oder „Wahrscheinlich haben wir ihn schon endgültig verdorben“. Das überraschte mich nicht; ich arbeite seit Jahrzehnten mit Eltern und bin mit dieser Neigung, uns selbst zu geißeln, wenn wir unseren eigenen idealisierten Vorstellungen nicht gerecht werden, durchaus vertraut. Doch ich weiß auch, wie schädlich es ist, dieser kritischen Stimme in unserem Kopf zu viel Raum zu geben und sie über unser Handeln und unsere Gefühle bestimmen zu lassen. Das verletzt nicht nur uns selbst, sondern setzt über Umwege auch unsere Kinder unter Druck, sich gut zu benehmen, damit wir mit uns selbst zufrieden sein und Schuld und Scham im Zaum halten können.

An diesem Thema mussten wir hart arbeiten. Ich erzählte Eric und Angie von meinen eigenen Erfahrungen im Umgang mit dieser wertenden Stimme in meinem Kopf – also mit derjenigen, die in einem fort kommentiert, wie ich mich in jedem beliebigen Augenblick und in jeder Interaktion mit anderen anstelle. Eine der größten Errungenschaften meines Lebens war zu lernen, wie ich mich dieser Stimme gegenüber behaupten konnte – durch Therapie, EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing, also Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung; Anm. d. Übers.), Meditation und Gebet. Doch das ist ein Prozess und kommt nicht über Nacht oder durch die bloße Absicht, fortan positiver zu sein.

Geben wir dieser kritischen Stimme in unserem Kopf zu viel Raum und lassen sie über unser Handeln und unsere Gefühle bestimmen, verletzt uns das nicht nur selbst, sondern setzt über umwege auch unsere Kinder unter Druck, sich gut zu benehmen, damit wir mit uns selbst zufrieden sein und Schuld und Scham im zaum halten können.

Einmal stand ich vor meinem Wandschrank und mir fiel etwas aus der Hand. Sofort erhob sich eine Stimme in meinem Kopf – eine alte Stimme: „Ach herrje! Du bist so ungeschickt!“ Augenblicklich ertönte eine andere Stimme und sagte: „So redest du aber nicht mit Susan!“ Ich war begeistert davon, dass ich meine Arbeit zum Thema „gut genug sein“ so verinnerlicht hatte, dass sie schließlich ein Teil von mir geworden war. Zwar gibt es nach wie vor eine Menge anderer Bereiche, an denen ich noch intensiv arbeiten muss, doch ich habe gelernt zu akzeptieren, dass ich ganz bestimmt hin und wieder Fehler machen, die Geduld verlieren oder mich aus der Ruhe bringen lassen werde. Solange es mir gelingt, diese Momente anzunehmen, ohne meinem Ego zu erlauben, andere zu beschuldigen oder sich zu rechtfertigen, kann ich meine Unvollkommenheit als einen Teil dessen, was mich menschlich macht, annehmen.

Eric und Angie mussten wirklich hart daran arbeiten, aber sie waren fest entschlossen zu lernen, wie sie ihre strengen, kritischen inneren Stimmen daran hindern konnten, die gesünderen Ansätze, die sie mit ihrem Sohn ausprobierten, zu sabotieren. Sie gaben sich die Erlaubnis, auch einmal zu straucheln und Niederlagen zu erleben. Dieser Teil unserer gemeinsamen Arbeit war wunderbar – mitzuerleben, wie sie sich entspannten und ihren Frieden darin fanden, einfach ihr Bestes zu geben. Je mehr sie sich ihre Unzulänglichkeiten im Umgang mit Charlie eingestanden, seine Gefühle akzeptierten und sich entschuldigten, wenn es angebracht war, desto mehr entfernten sie sich auch von der Idee, jeder schwierige Moment in ihrem Elterndasein sei gleichzeitig eine spirituelle Prüfung. Das war sehr inspirierend zu beobachten.

Kindererziehung im Jetzt

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