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Lassen Sie Ihr Kind auch mal traurig sein

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Es gab noch ein weiteres Element, das ich während meiner Arbeit mit Angie und Eric untersuchen wollte: Ich wollte wissen, ob sie es ertragen konnten, dass ihr Sohn auch einmal traurig oder enttäuscht war, etwas, auf das ich immer ein besonderes Augenmerk habe, wenn ein Kind chronisch wütend oder aggressiv ist. Oft beobachte ich, dass es Eltern sehr schwerfällt, das Unglück ihres Kindes auszuhalten. Es gibt ein Zitat: „Eltern sind nur so glücklich, wie ihr traurigstes Kind.“ Das ist zwar ein liebevolles Gefühl, doch es weist auch auf eine der größten Herausforderungen hin, denen wir begegnen können: die Erkenntnis, dass unsere Kinder eigenständige Menschen mit ihrem eigenen Lebensweg sind.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit Sally, eine meiner engsten Freundinnen, als ich allmählich erkannte, dass meine Ehe wahrscheinlich nicht mehr lange halten würde. Es brach mir das Herz, dass ich meinen Sohn vor dem, was kommen würde, nicht bewahren konnte. Wie konnte ich, ein Therapeutin, die schon so viele Kinder unter den Scheidungen ihrer Eltern hatte leiden sehen, nur zulassen, dass mein Sohn das jetzt auch durchmachen musste? Ich sagte zu Sally: „Ari sollte das nicht durchmachen müssen, dass seine Familie auf diese Weise auseinandergerissen wird. Er sollte das nicht aushalten müssen.“ Ich werde nie vergessen, was sie mir antwortete. Sie sah mir in die Augen und sagte: „Woher willst du denn wissen, was er durchmachen sollte und was nicht?“

Ich hatte verstanden. Ich erkannte, dass mein Sohn, auch wenn keine zehn Pferde mich daran hindern konnten, mein Bestes zu geben, um ihm ein angenehmes Leben zu ermöglichen, dennoch eigene – auch schwierige – Erfahrungen machen würde, die ich nicht verhindern konnte, wie sehr ich es auch versuchte. Das Beste, was ich in solchen Momenten tun konnte, war liebevoll gegenwärtig für ihn zu sein, wenn er Schmerz und Enttäuschung erlebte. Inzwischen ist er vierundzwanzig und ich erkenne, dass es ihn nur stärker und mitfühlender gemacht hat, die Verluste zu verarbeiten, vor denen ich ihn beschützen wollte.

Wenn wir unsere Kinder nicht vor schmerzlichen Erfahrungen bewahren können, ist das Nächstbeste, das wir tun können, voll und ganz gegenwärtig zu sein und sie durch den Prozess zu begleiten, indem wir sie ihre Traurigkeit und Enttäuschung erleben lassen.

Damit will ich keinesfalls sagen, dass man Kindern das Leben schwer machen sollte, um ihren Charakter zu formen; nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Doch wenn wir unsere Kinder nicht vor schmerzlichen Erfahrungen bewahren können, ist das Nächstbeste, das wir tun können, voll und ganz gegenwärtig zu sein und sie durch den Prozess zu begleiten, indem wir sie ihre Traurigkeit und Enttäuschung erleben lassen.

Es gibt eine ergreifende Szene in der Serie Parenthood, die das sehr schön illustriert. Max, der fünfzehnjährige Sohn von Christina und Adam, hat Schwierigkeiten, sich in seiner Highschool einzugewöhnen, weil sein Asperger-Syndrom ihn zum Außenseiter gemacht hat. Glücklicherweise entdeckt er sein Talent für Fotografie, wodurch er die Aufgabe des Jahrbuch-Fotografen zugesprochen bekommt. Leider macht er ein paar Fotos von einem Mädchen, das im Kreise ihrer Freundinnen weint. Die Mädchen sagen Max, er solle weggehen, doch er besteht wenig einfühlsam darauf, dass er Hintergrundmaterial für das Jahrbuch fotografieren soll, und macht weiter. Daraufhin werden Max’ Eltern in die Schule bestellt, wo man ihnen mitteilt, dass Max die Aufgabe als Jahrbuch-Fotograf entzogen wird; der Lehrer hat ihn stattdessen für das Layout eingeteilt. Sie flehen den Lehrer und den Direktor an, noch einmal darüber nachzudenken, und setzen alle Hebel in Bewegung, damit ihr Sohn wenigstens diese eine positive Erfahrung in der Schule machen kann, doch die Beschwerde des Mädchens macht es unmöglich, dass Max seine Arbeit fortführen kann.

Christina fällt die schwere Aufgabe zu, Max darüber zu informieren, dass er seine Position als Jahrbuch-Fotograf verloren hat. Sie geht in sein Zimmer, setzt sich und erzählt ihrem Sohn gequält, dass man ihm den Posten des Fotografen entzogen und ihn zum Layout gesteckt hat. „Was? Ich will aber kein Layout machen! Ich will der Fotograf sein! Ich bin der Beste für diese Aufgabe!“ Christina sagt: „Ich weiß, Max, aber der Lehrer hat sich entschieden und wird seine Meinung nicht mehr ändern.“ Max ist außer sich. Das alles ergibt für ihn keinen Sinn; aus seiner Sicht hat er nichts falsch gemacht und sollte folglich auch weiter die Fotos für das Jahrbuch machen dürfen. Er sagt: „Was willst du dagegen unternehmen?“ Schweren Herzens schaut Christina ihren Sohn an und sagt einfach nur: „Ich werde einfach hier bei dir sitzen bleiben und traurig sein.“

Diese Szene hat mich unglaublich berührt. Christina war durch ihre eigene Trauer darüber, nicht verhindern zu können, dass ihr Sohn etwas, das ihm so wichtig war, verlor, hindurchgegangen und nun in der Lage, einfach bei ihm zu sein, während er sich von dieser Sache, die er so unbedingt wollte, lösen musste. Sie versuchte weder, etwas zu erklären oder zu rechtfertigen noch ihn zu trösten. Stattdessen war sie einfach gegenwärtig und vertraute darauf, dass die Wellen der Enttäuschung über ihn hinweggehen und dann verebben würden und er seinen Weg durch den Verlust hin zur Akzeptanz finden würde.

Kindererziehung im Jetzt

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