Читать книгу Kindererziehung im Jetzt - Susan Stiffelman - Страница 19
Grenzen setzen
ОглавлениеBei meiner Beratungstätigkeit erlebe ich immer wieder gutmeinende Paare, die auf keinen Fall die Fehler ihrer Eltern wiederholen wollen und dennoch zugeben müssen, dass sie enorm unsicher sind, wenn es darum geht, schwierige Situationen zu meistern. „Ist es ok, wenn ich meinen Vierzehnjährigen mal ein bisschen Gras rauchen lasse? Seine Freunde machen das alle.“ „Ich habe versucht, das World of Warcraft-Abo meines Sohnes zu kündigen, aber er ist so wütend geworden, dass er ein Loch in die Wand geschlagen hat!“ „Wenn wir zum Essen ausgehen, verwandeln sich meine Kinder in kleine Terroristen, die erst dann Ruhe geben, wenn ich ihnen mein Handy in die Hand gedrückt habe. Soll ich einlenken, um den Frieden zu wahren?“ Mit ihrer Unsicherheit und ihrer Angst, Grenzen zu setzen, vermitteln sie ihren Kindern das Gefühl, dass sie nicht wissen, wo sie stehen, oder genauer gesagt, dass sie schlicht Angst haben, Stellung zu beziehen, um ihre Kinder nicht zu verärgern.
Was ich spannend finde, ist, dass gerade die Kinder, die zu Wutausbrüchen neigen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen, sich danach sehnen, dass ihre Eltern eine echte Bindung mit ihnen eingehen und für Struktur sorgen. Wenn ich mich manchmal privat mit solchen Jugendlichen treffe, erzählen sie mir, sie wünschten, ihre Eltern wären nicht so Wischiwaschi. Manchmal tun sie das auch ganz einfach kund, indem sie sehr positiv darauf reagieren, wenn jemand ihnen Grenzen setzt und ihnen gleichzeitig tiefe und unerschütterliche Zuneigung entgegenbringt. Henry war eines dieser Kinder.
Gerade die Kinder, die zu Wutausbrüchen neigen, wenn sie ihren Willen nicht bekommen, sehnen sich danach, dass ihre Eltern eine echte Bindung mit ihnen eingehen und für Struktur sorgen.