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Was unser Verhalten beeinflusst

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Als Johann Wolfgang von Goethe die Hymne Das Göttliche schrieb, setzte er die erste Zeile nicht umsonst in den Konjunktiv: »Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.« Bei einem »ist« hätten wir nämlich alle gestaunt und an Goethes bekannter Fähigkeit gezweifelt, die Welt feinsinnig zu beobachten.

Natürlich gehören zu uns edle, hilfreiche und gute Momente, aber eben auch solche, die damit einfach überhaupt nichts zu tun haben. Kriege, Kriminalität aller Art, Folter, Gier, Korruption, Armut, Hunger und vieles mehr gäbe es schlichtweg nicht, wenn wir das Ideal, das wir uns seit Menschengedenken vorhalten, tatsächlich erfüllen würden. An uns selbst zu appellieren und in der Zukunft alles besser machen zu wollen, ist sicher vernünftig und die erkennbare Dauerstrategie politischer Reden. Allein wird das aber kaum reichen, obwohl wir in einiger Hinsicht durchaus einen sozialen Fortschritt zu verzeichnen haben, der sich aus unseren guten Momenten nährt.

Schwertun wir uns aber beispielsweise mit dem großen Wort »Gerechtigkeit«. Aus dem politischen Raum sind Sätze bekannt wie »Wir wollen die Welt gerechter machen«. Das ist löblich und man kann es nicht oft genug sagen. Nur sorgen wir gleichzeitig dafür, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Obwohl die Besitztümer der Superreichen im Jahre 2019 gegenüber 2018 weltweit tatsächlich leicht abnahmen, besitzen die 85 reichsten Personen dieser Welt ebenso viel wie die 3,5 Milliarden ärmsten Menschen – was für ein absurdes Verhältnis. Tut man das Gegenteil von dem, was man eigentlich tun möchte oder sollte, dann wird man sein Ziel nicht erreichen. So einfach ist das.

Im Jahr 2019 – Corona war noch kein Thema – wurde ein weiterer Rekord beim CO2-Ausstoß aufgestellt, wenngleich der Zuwachs aufgrund der leicht schwächelnden Weltwirtschaft etwas weniger stark ausfiel als im Jahr davor. Wir wollen den Ausstoß seit Jahren vermindern, machen aber auch hier das Gegenteil und erreichen folglich unser Ziel nicht. Und entsprechend sieht unsere Klimagerechtigkeit aus: Müsste nicht jeder Mensch gleich viele Rechte und Pflichten gegenüber der Atmosphäre haben? Doch es zeigt sich, dass global und in den einzelnen Nationen die Wohlhabenderen auch diejenigen sind, die weit über dem Schnitt Treibhausgase emittieren. Dass denjenigen, die das Klima über die Maßen aufheizen, der Planet noch nicht um die Ohren geflogen ist, liegt auch an den vielen, die aufgrund ihrer bescheidenen Verhältnisse fast nichts zum Klimawandel beitragen.

Und dann ist da noch die Frage der Zurechnung: Der Inselstaat Palau liegt mit 57 Tonnen pro Kopf weltweit auf Platz 1. Wie das? Der CO2-Ausstoß der Flugzeuge und Kreuzfahrtschiffe, die jede Menge Touristen zu den rund 500 Inseln transportieren, wird den nur 17 700 Einwohnern zugerechnet. Pech? Oder ungerecht? Palau gilt übrigens als Steueroase, was ein Grund dafür sein könnte, warum manche so dringend dorthin düsen müssen.

Zieht euch warm an, es wird heiß!

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