Читать книгу Zieht euch warm an, es wird heiß! - Sven Plöger - Страница 42

Es braucht Regeln – hart, aber ehrlich

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Wir stellen fest, dass die freiwillige Verhaltensänderung nicht stattfindet und damit wird es etwas eng für uns. Es geht dann wohl nur unfreiwillig, sofern wir das ignorante Zerstören unserer Umwelt als Option für intelligente Lebewesen ausschließen. Wie wir »unfreiwillig« nun nennen, ist eigentlich egal. »Verbot« klingt unerfreulich, »Regeln für alle« schon besser. Diese sinnvollerweise in einem demokratischen Diskurs zu erringen am besten. Wenn wir so wollen, muss das Gleiche herauskommen wie bei unserer Gier. Wir müssen unser Verhalten lenken und uns austricksen. Aber bei diesem Thema haben wir schnell das Gefühl, dass Verhaltensregeln und sicher auch der ein oder andere Verzicht zum Schutz der Atmosphäre ein nahezu unerträglicher Eingriff in unsere Freiheit sind.

Aber mit der Freiheit ist das so eine Sache, denn die Freiheit des einen ist auch immer die Unfreiheit des anderen. Deswegen gibt es Regeln für unser Zusammenleben und damit überhaupt ein Staatswesen. Dem zugrunde liegt die Erkenntnis, dass Verbote manchmal unumgänglich sind. So wurde etwa verboten, betrunken Auto zu fahren, denn die Freiheit, das zu tun, ist eine große Gefahr für andere. Es wurde auch verboten, ohne Gurt zu fahren, was gut war, denn danach ging die Zahl der Verkehrstoten deutlich zurück – ein Erfolg, auch wenn er die Freiheit einiger, ohne Gurt zu fahren, einschränkt. Andere Regeln, wie die Einführung des Katalysators beim Auto oder der Filteranlagen in der Industrie, wurden ebenfalls per Gesetz erzwungen. Es hatte nicht länger jeder die Freiheit, nach eigenem Gutdünken Filter oder Katalysator einzubauen. Genau dadurch wurde beides zum Erfolg!

Die Geschichte hält noch mehr Beispiele parat: Nehmen Sie die Sklaverei. Wer einen Sklaven besaß, hatte die Freiheit mit ihm zu machen, was er wollte, während der Sklave selbst seiner Freiheit völlig beraubt war. Die Abschaffung der Sklaverei schränkte – etwas nüchtern geschildert – die Freiheit der Herren zugunsten ihrer vormaligen Untergebenen ein. Und als man später Arbeits- und Sozialgesetze einführte, verringerte das die Freiheit der Unternehmer. Der Kündigungsschutz verhinderte nämlich, dass man Arbeiternehmer grundlos entlassen konnte. Tarif- und Mindestlöhne wurden eingeführt und so ging die Freiheit verloren, die Bezahlung von Menschen unter das Existenzminimum zu ­drücken. Der Zwang, Sozialversicherungen mitzufinanzieren, schränkte wiederum die Möglichkeit ein, eine Notlage von alten und kranken Menschen auszunutzen. All dies waren Verbote und Regeln, die es vormals nicht gab und welche die Kosten steigen ließen. Das Ergebnis war aber, dass die Ausbeutung von Menschen eingegrenzt wurde. Freiwillig wäre davon nichts passiert.

Mit dieser Erkenntnis wird es nun ganz einfach: Ähnlich wie im Falle der ausgebeuteten Arbeiterschaft brauchen wir jetzt auch klare Regeln, um die Ausbeutung der Natur zu begrenzen! Das schränkt die Freiheiten Einzelner ein und kostet Geld, aber ist gleichzeitig gut für uns alle! Es gibt Tausende von Ideen, was man wo und auf welche Weise regeln kann – fast alles hat sein Für und Wider. All diese Ideen können im Folgenden nicht einzeln bewertet werden, sondern es geht vielmehr um grundsätzliche Erwägungen.

Zieht euch warm an, es wird heiß!

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