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Die Moral von der Geschicht’: Freiwillig funktioniert es nicht

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Wir landen nun da, wo wir immer landen: bei der Feststellung, dass wir sind, wie wir sind. Es ist schlichtweg nicht zu ändern: Wir tun auch hier – wie die Zahlen uns zeigen – exakt das Gegenteil von dem, was wir noch in der Umfrage besorgt als nötig bewertet haben. Böse formuliert sind wir fast alle scheinheilig. Stehen wir vor der Entscheidung »SUV oder Klimaschutz?«, dann machen wir wohl wissend, dass es eigentlich besser wäre, nicht immer 3 Tonnen Blech zum Supermarkt zu bewegen, bei der eigenen Kaufentscheidung einfach mal »eine Ausnahme«. Ja, man müsste eigentlich ein kleineres Auto kaufen, aber man möchte sich gleichzeitig einmal im Leben ein schönes Fahrzeug leisten, jetzt wo man das Geld hat und ja auch älter wird und man so nun komfortabler einsteigen und sitzen kann. So hört man es nicht selten und das ist aus der Sicht des Einzelnen absolut nachvollziehbar. In der Summe vieler ergibt sich daraus dann aber unser riesiges Umweltproblem, an dem der Anteil jedes Einzelnen marginal erscheint. Da ist es also wieder, das Additionsproblem.

Freiwilligkeit klappt aus exakt dem gleichen Grund nicht, weshalb es auch die Tragik der Allmende gibt: Schuld sind die anderen! Stellen Sie sich vor, Sie machen sich massiv Sorgen über die Entwicklung unseres Klimas und beschließen deshalb, Ihr ganzes Leben umzustellen: Sie verkaufen Ihr Auto, machen keine Flugreisen mehr, beginnen vegan zu leben, vermeiden Müll, wo immer es geht, und so weiter und so fort. Was passiert ziemlich schnell: Sie sehen, dass Sie fast allein auf weiter Flur sind und dass die Menschen um Sie herum weiterhin das süße Leben genießen, während Sie sich selbst kasteien. Emotional noch unangenehmer: Sollten Sie tatsächlich etwas zum Besseren bewirken, bekommen die Untätigen das dann gratis, der berühmte »free ride«: Manche strampeln, während sich andere die milde Brise durch die Haare wehen lassen. Sehr schnell merken Sie nun, dass Sie allein die Welt ja überhaupt nicht »retten« können, und geben vielleicht sogar auf in der Erkenntnis, dass Sie machtlos sind. Quasi eigener Verzicht ohne Sinn.

Dass sich das so einpendelt, hat bei Freiwilligkeit damit zu tun, dass jeder eben völlig frei entscheiden kann, was er tut oder nicht tut. Es wird Leute geben, die sofort aktiv werden, und es wird Leute geben, die das Thema für unwichtig halten oder es vielleicht sogar trotzig ablehnen. Vor allem wird es die Masse geben, die unsicher ist, was sie eigentlich tun soll, und deswegen abwartet, oder Leute, die immer gerade einen stressigen Tag haben und einfach keine Zeit finden, jetzt auch noch am Alltagsverhalten herumzudoktern. Schließlich sind unsere Tage vollgestopft und es kommt immer mehr hinzu. An dieser Stelle bemerkt gerade so mancher von uns im Shutdown, wie schön Momente der Entschleunigung auch sein können. Vielleicht lässt sich etwas davon für die Zukunft mitnehmen.

Die Freiwilligkeit funktioniert eigentlich nur dann, wenn es einen sehr konkreten gemeinsamen Wunsch gibt, der zeitnah erreicht werden kann. So etwas gab es beispielsweise 1989, als die Bürger der damaligen DDR um ihre Freiheit kämpften. Das gemeinsame Ziel lag vor Augen und so wusste bei den Leipziger Montagsdemonstrationen jeder, dass er teilnehmen muss, weil erst eine große Menge von Menschen auch eine Wirkung erzielt und weil es für solche Demos gerade ein »Zeitfenster« gab. Die damalige Sowjetunion unter Gorbatschow griff nicht ein und weil gleichzeitig viele auf die Straße gingen, konnte dieses Kapitel der Geschichte friedlich geschlossen und ein neues aufgeschlagen werden. Hätte jeder Bürger argumentiert, dass es keine Rolle spiele, ob er mitmache, weil ja eh schon so viele andere dort seien, wäre am Ende genau niemand dort aufgekreuzt und die Mauer nie gefallen. Wieder ein Beleg fürs Addieren: Erst in Summe vieler wird etwas erreicht. So könnte es auch beim Klimaschutz sein, würden wir die Dringlichkeit und Wichtigkeit erkennen.

Zieht euch warm an, es wird heiß!

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