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»Schauen Sie mal hier, Chef«, ruft Piet. »Die gleichen Hüllen wie unter den Rhododendren.« Jan hält die wackelige Leiter, auf der Piet die mit Efeu bewachsene Wand des Hauptgebäudes erklimmt.

In den vergangenen Tagen hatten sie die zugehörigen Würmchen ausgemacht: eindeutig Insektenlarven. Dass sich Piets Beobachtung des Vorjahres bestätigt, macht die Sache nicht einfacher. Sollten die Übeltäter für die Schäden an den Rhododendren verantwortlich sein, sind sie auch in Bezug auf andere Pflanzen keine Kostverächter.

»Danke, Piet, kommen Sie wieder runter. Und seien Sie bitte vorsichtig!«

Das Verhältnis war in den letzten Tagen stets besser geworden. Holm kann sich zwar des Eindruckes nicht erwehren, dass die Lage äußerst fragil und störungsanfällig ist. Dennoch genießt er es, frei von konfliktreichen Ablenkungen seine Arbeit tun zu können.

»Sollen wir einige mitnehmen?«, fragt Piet, nachdem er die wackelige Leiter im Abstieg bezwungen hat.

Holm nickt: »Das scheint mir eine gute Idee zu sein. Wir bräuchten eine Art Aquarium.«

»Ein Florarium!«, wirft Jan zur Überraschung von Holm und Piet ein.

»Oder ein Terrarium?«, erwidert Holm.

Piet schippst mit den Fingern wie ein aufzeigender Schüler. »Ein Insektarium!«

Die Männer müssen lachen.

»Manchmal scheint mir das Leben hier auch wie im Glaskasten«, meint Holm nachdenklich.

»Ein Doornarium!«, lacht Jan.

Piet überlegt kurz seine Antwort, dann: »Eher ein Caesarium.«

Die Stimmung ist den Rest des Tages bemerkenswert gut. Sie setzen ihre Überlegung in die Tat um und infizieren eine kleine Jungpflanze mit den potentiellen Schädlingen. Auch ein Behältnis lässt sich finden, so dass das Experiment starten kann. Holm ist beeindruckt von Piets Elan und seinen heute durchweg konstruktiven Vorschlägen. Er fragt sich, was diesen Mann in den letzten Tagen so verändert hat.

Kurz vor Feierabend erhält er einen Hinweis.

»Chef, kann ich Sie kurz sprechen?«

Die anderen Männer sind bereits in Richtung Torgebäude gegangen, um sich bei Anni Brandt den Monatslohn auszahlen zu lassen.

»Natürlich. Was gibt es?«

Piet wirkt plötzlich unsicher und schaut auf seine Hände.

»Ich wollte fragen, ob ich morgen Vormittag frei haben kann. Wenn Ihnen das recht ist.«

Holm ist skeptisch. »Grundsätzlich ja, aber bitte klären Sie das gleich auch mit dem Büro.«

Piet erwidert nichts. Das Unausgesprochene hängt wie ein störender, schwerer Vorhang zwischen ihnen, der keine Blicke auf die andere Seite zulässt.

Zeitgleich setzen sie zu sprechen an, um dann dem jeweils Anderen den Vortritt lassen zu wollen. Piet macht schließlich den ersten Schritt.

»Wissen Sie, es ist nicht so, wie Sie vielleicht denken.«

Wahrscheinlich geht es um einen feucht-fröhlichen Abend im »Oranier«, stellt sich Holm vor. Eigentlich positiv, dass er Vorkehrungen für den Folgetag trifft.

»Ist schon in Ordnung«, winkt Holm ab.

»Nein, ist es nicht! Ich weiß, Sie haben Probleme mit mir gehabt. Aber Sie haben mich nicht weggeschickt, obwohl Sie es gekonnt hätten.«

»Das ist alles richtig, aber was ...«

Piet nimmt seinen ganzen Mut zusammen. »Herr Leinstermann, ich habe seit drei Wochen nicht mehr getrunken!«

Holm ist erstaunt und sucht nach einer passenden Erwiderung.

»Sie müssen darüber nicht mit mir sprechen. Aber es freut mich aufrichtig, das zu hören. Wirklich.«

»Danke. Ich hatte Hilfe von Doktor Jongerius hier aus dem Ort.«

»Tatsächlich?« Holm ist interessiert, kommt aber nicht dazu, nachzufragen.

»Ich möchte Ihnen auch sagen, dass ich mich heute Abend mit meiner Frau treffe.«

Piet schaut Holm aufmerksam an. Da er keine Reaktion erkennen kann, erläutert er: »Gesa, sie arbeitet in der Pension Marijke. Sie haben sie sicherlich kennengelernt?«

Daher weht der Wind, denkt Holm. Offenbar will der Holländer für alle Eventualitäten gewappnet sein. Holm entscheidet sich, die in ihm aufsteigenden, namenlosen Bedenken zu verbergen.

»Dann wünsche ich Ihnen eine gelungene Begegnung. Seien Sie aber bitte vor dem Mittag bei der Arbeit, wir haben für morgen einiges auf dem Zettel stehen.«

»Ich werde sie zurückgewinnen, früher oder später!«, erklärt Piet.

Dann geht er – und wirkt auf Holm zerbrechlicher denn je.

Leinstermann in Doorn

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