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6 MADGE MARQUAY

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Madge versuchte zum tausendsten Mal den Strick zu lösen, der ihre Hände fesselte. Zum tausendsten Mal ging es schief Sie lehnte sich erschöpft zurück und versuchte nachzudenken. Ihr Arm brannte in feurigem Schmerz. Sie wusste, dass der Tod nahe war.

Vielleicht nicht nahe genug.

Obwohl ihre Hände und Füße von den Fesseln taub waren, war der in ihren linken Unterarm schneidende Schmerz kaum auszuhalten. Und er wurde schlimmer, denn der Arm war entzündet und geschwollen. Madge schätzte, dass ihr Peiniger gestern Nacht hier gewesen war. Vielleicht auch in der Nacht davor. Dass es Nacht war, erkannte sie nur daran, dass die Minenbahn nicht fuhr.

Nachdem er heruntergekommen war, hatte er sie an irgendetwas festgebunden, vielleicht an einen alten Stützbalken aus der Zeit, in der man hier Silber geschürft hatte. Damit sie sich nicht bewegen konnte, während er an ihr herumschnitt.

Danach hatte er ihr die Haut abgezogen und ein quälendes Rechteck aus Schmerz hinterlassen, das auf ihrem Unterarm brannte. Ihre Furcht und ihr Schmerz waren so groß gewesen, dass sie hatte sterben wollen. Doch sie war nur ohnmächtig geworden. Beim Erwachen hatte sie festgestellt, dass sie zwar nicht mehr an den Balken gebunden, aber noch gefesselt war.

Würde er heute Nacht zurückkehren? Würde er überhaupt jemals zurückkehren? Madge hätte ihn am liebsten umgebracht. Da dies unmöglich war, wollte sie sich lieber selbst umbringen, als noch mehr Schmerzen und das Geräusch seines gleichmäßiglangsamen Atmens zu ertragen.

Der Gedanke an seine Rückkehr versetzte sie erneut in blankes Entsetzen und ließ einen Adrenalinstoß durch ihren Körper rasen. Plötzlich kam ihr die Idee, dass sie die Fesseln vielleicht an dem Balken – oder noch besser, an einer aus den Wänden ragenden Felszacke – reiben könnte. Sie setzte sich Zentimeter für Zentimeter in Bewegung und hielt inne, als ihr Kopf gegen etwas Weiches stieß. Der süßliche Geruch des Todes stieg wie eine Wolke um sie herum auf.

Madge schüttelte sich. Es roch nach verwesendem Fleisch und erinnerte sie an das tote Opossum, das ihr Vater unterm Haus gefunden hatte, als sie noch klein war. Aber es war hundertmal schlimmer. Der Knebel ließ sie würgen. Sie schlängelte sich zurück und war plötzlich dankbar für die Finsternis.

Madge wartete einen Moment und sagte sich immer wieder, dass sie einen tierischen Kadaver roch, der ihr nichts tun konnte. Schließlich bewegte sie sich in eine andere Richtung.

Immer in Bewegung bleiben. Sekunden, Minuten, Stunden später – wer wusste schon, wie lange sie gebraucht hatte? –, kam sie an eine Wand und bewegte sich an ihr entlang, bis sie einen Stein fand, der spitz aus ihr hervorragte. Madge drehte sich um, schob die Hände über den Stein und fing an, den dicken Strick an ihm zu reiben.

Madelyn - Ort des Schreckens

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