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11 MOSS BASKERVILLE

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Ist dir schon mal aufgefallen, dass David Letterman den Leuten immer sagt, wie gut sie riechen?«, fragte Cassie.

Moss Baskerville streckte die Arme auf der Rückenlehne des Sofas aus, ließ den linken auf Cassies Schulter sinken und zog sie an sich. »Wenn du mich fragst, ist das ziemlich seltsam.«

Cassie boxte ihm in die Rippen und schmiegte sich dann an ihn. »Ich finde es schön.«

»Aber nur, weil du scharf auf ihn bist.«

Cassie schenkte ihm ein süffisantes Grinsen, dann wandte sie sich wieder dem Fernseher zu.

Es fiel Baskerville heute Abend zwar nicht leicht, sich zu entspannen, aber allmählich wurde es besser, denn Cassie, die wie immer die Ruhe bewahrte, ließ nicht zu, dass er sich die ganze Nacht über die Ziege und den Briefkasten Sorgen machte. Vor etwa einer Viertelstunde hatte er zudem in der Ferne Reifen quietschen gehört – und ein Geräusch, das nach einem Zusammenstoß klang. Er hätte gern nachgesehen, doch Cassie hatte ihn daran erinnert, dass heute Abend Al Gonzales, sein bester Mann, das Kommando hatte.

Sein einziger Mann. Jay Kettleman war vor zwei Monaten gegangen. Moss hatte sich nicht die Mühe gemacht, einen Ersatz anzuheuern. Doch beim Quietschen der Reifen war ihm die Idee gekommen, dass er vielleicht doch einen dritten Mann brauchte, der die Außenbezirke der Stadt im Auge behielt und hin und wieder über die Thunder Road fuhr, damit die jungen Leute dort keine Rennen veranstalteten.

Außerdem gab es noch die verdammten Apostel. Falls sie beschlossen, in Madland einzufallen und den Touristen in Massen auf den Leib zu rücken, konnte es für einen einsamen Cop ziemlich haarig werden. Normalerweise kreuzten immer nur ein paar dieser Leute auf, und man konnte sie leicht verscheuchen, wenn sie unangenehm wurden. Aber wenn die Sonnenfinsternis kam – die Apostel behaupteten, mit ihr käme auch die Apokalypse –, könnte das Ganze vielleicht hässlich werden.

Baskervilles Magengeschwür, das sich lange nicht gerührt hatte, machte sich bemerkbar, als seine Gedanken sich dem nächsten Problem zuwandten: den Verschwundenen.

Was Joe Huxley betraf, war er sich nicht ganz sicher, ob er überhaupt »verschwunden« war. Niemand vermisste Joe. Und er war schon früher häufig verschwunden. Andererseits hatte er bisher immer einen Ersatzmann für seinen Nachtwächterjob im Freizeitpark gestellt. Auch deswegen brauchen wir einen dritten Mann. Wir müssen nicht nur den Ort im Auge behalten, sondern auch den Park.

Moss war sich praktisch sicher, dass Kyla Powers etwas zugestoßen war. Und dann war vor ein paar Tagen auch noch Madge Marquay verschwunden ...

Cassie schmiegte sich enger an ihn und legte eine Hand auf seinen Ellbogen. Baskerville schob seine Sorgen beiseite. Schließlich war er hier, um sich auszuruhen.

Im Fernsehen nahm Letterman einen neuen Gast in die Zange: einen Koch, der sich vergeblich bemühte, den Gastgeber zu bewegen, einen Fisch zu panieren. Stattdessen warf Dave ihn in die Luft und summte die Musik aus Der weiße Hai. »Was findest du nur an diesem dürren kleinen Klugscheißer, Cass?«

»Na ja, Moss«, erwiderte Cassie, »ein Mann, dem auffällt, wie andere Leute riechen, setzt all seine Sinne ein. Und das bedeutet, dass er auch in der Kiste unheimlich gut ist ... Außerdem ist er lustig«, fügte sie hinzu, als der Fisch in Richtung Band flog. »Er denkt sich Dinge aus, die man mit Alltagsgegenständen machen kann.« Cassie schenkte Moss ein neckisches Lächeln. »Der weiß bestimmt, wie man eine Frau dazu kriegt, sich wertgeschätzt zu fühlen.«

Baskerville erkannte einen Wink mit dem Zaunpfahl sofort. Also neigte er seinen kantigen Schädel und liebkoste Cassies Hals. »Mmmm«, murmelte er, »du riechst wie süße Petunien an einem heißen Sommerabend.« Er küsste die weiche Höhlung ihres Schulterblatts. »Außerdem kenn ich auch ’n paar Tricks.« Cassie stöhnte leise, als er sich nach oben an ihr Ohr vorarbeitete. Er nahm ihr Ohrläppchen in den Mund und spielte mit der Zunge daran, weil er wusste, dass sie es gern hatte.

Cassie drehte sich leicht zu ihm um, fuhr mit der Hand über seinen Brustkorb, öffnete einen Knopf seines Uniformhemdes und schob einen Finger hinein, um über seine dichte Brustbehaarung zu streichen. »Du riechst ganz gut«, sagte sie, »für einen Bullen.«

»Was soll das heißen – für einen Bullen?« Seine Hand sank herab und umfasste eine ihrer Brüste.

Cassie kicherte leise und öffnete zwei weitere Knöpfe seines Hemdes. »Wie ein Mann. Warm. Moschusartig.« Sie drückte ihren Mund auf seine Haut und fuhr kurz mit der Zunge darüber hinweg. »Salzig. Lecker.« Sie massierte zärtlich eine Brustwarze, dann wanderte ihre Hand zu seiner Gürtelschnalle hinab. »Wollen wir ’n bisschen rummachen?«

Baskerville küsste sie und schmeckte ihre sich öffnenden Lippen. »Und was ist mit Dave?«

»Der soll sich selbst ’ne Freundin suchen.«

Sie schlang beide Arme um seinen Hals, und Moss packte sie und stand auf. Obwohl Cassie groß war, wog sie kaum mehr als fünfzig Kilo. Irgendwie hatte es ihn schon immer angemacht, sie ins Schlafzimmer zu tragen. Als er um das Sofa herumging, sah er das kurze Aufblitzen von Scheinwerfern durchs nördliche Wohnzimmerfenster. Ein Auto bog auf den Old Madelyn Highway ab. Baskerville blieb stehen.

»Was ist denn, Moss?«

»Vielleicht ist dein Graffiti-Künstler wieder da.« Der Wagen fuhr extrem langsam. »Ich schau lieber mal nach.« Er stellte sie ab.

»Ach, Moss«, protestierte Cassie, »da ist doch nichts.«

»Es ist mein Job, Schätzchen. Du prägst dir ein, wo wir gerade waren.« Baskerville trat an das Fenster, das nach vorn hinausging, baute sich daneben auf und spähte ins Freie. »Kannst du mal bitte das Licht ausschalten, Cass?«

»Klar«, sagte sie und klang eindeutig gelangweilt. »Aber solange du hier bist, traut sich doch ohnehin niemand, irgendwas zu unternehmen.«

»Hast du vergessen, dass mein Wagen hinter dem Haus steht? Es weiß niemand, dass ich hier bin.«

Als nur noch das Licht des Fernsehers den Raum beleuchtete, konnte Moss den Wagen gerade so erkennen. Er kroch, noch immer ein Stück nördlich, über die Straße. Plötzlich hielt er an, und die Lichter gingen aus. Es war ein älteres Modell mit runden Scheinwerfern.

Baskerville durchquerte den Raum in Richtung Küche. »Ich geh hinten rum, Cass, und schleich mich an. Wer es auch ist, er hockt da einfach im Dunkeln.«

»Sei vorsichtig«, rief sie leise hinter ihm her, als er zur Tür hinausging.

Mit gezogener Waffe ging Baskerville zur Südseite des Hauses – zu seinem Streifenwagen und Cassies Gemüsegärtchen. Als er sich der Vorderseite näherte, heulte der Motor des Fremden plötzlich auf, und der Wagen fuhr los und jagte – noch immer mit ausgeschalteten Lichtern – den Old Madelyn Highway hinab.

Baskerville lief los und kniff die Augen zusammen, doch er sah nur Staub und das Aufblitzen von Bremsleuchten, als das Fahrzeug sich einem Schlagloch näherte. Von dem Loch da kann nur ein Einheimischer wissen.

Als Moss auf dem Absatz kehrtmachte, um zu seinem Wagen zu eilen und die Verfolgung aufzunehmen, ging die Haustür auf. Cassie trat auf die Veranda. »Den kriegst du nicht mehr«, sagte sie, als hätte sie seine Gedanken gelesen.

»Ich muss es versuchen, Cass.« Sie kam die Treppe hinunter und gesellte sich zu ihm. Gemeinsam gingen sie zum Briefkasten. Es gab keine neuen Schmierereien.

»Eine Minute später hätten wir den Wagen nicht mal mehr gehört«, sagte Cassie. Sie nahm seinen Arm und führte ihn zum Haus zurück. »Wahrscheinlich war es nur irgendein dummer Halbstarker.«

»Ja, kann schon sein«, erwiderte Moss. »Du schließt das Haus doch ordentlich ab, wenn ich nicht hier bin?«

»Aber immer.« Cassie küsste ihn kurz auf den Mund. »Los jetzt, komm, wir müssen noch ’ne Nummer schieben.«

Baskerville warf noch einen Blick auf die Straße, dann schlang er den Arm um Cassies schlanke Taille. »Würdest du nicht so gut riechen, wäre ich längst hinter ihm her ...«

»Was ich doch für ein Glück habe«, erwiderte sie, und sie kehrten ins Haus zurück.

Madelyn - Ort des Schreckens

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