Читать книгу Madelyn - Ort des Schreckens - Tamara Thorne - Страница 17
13 MOSS BASKERVILLE
ОглавлениеDanach lagen sie unter hochgezogenen Laken ausgestreckt auf dem Bett. Über ihnen drehte sich träge der Ventilator. Draußen war der Wind stärker geworden und pfiff durch die Canyons. Moss Baskerville pries Cassie stumm dafür, dass sie auf seinem Bleiben bestanden hatte, statt hinter dem idiotischen Raser herzujagen. Nun löste sie sich langsam aus seiner Armbeuge, setzte sich auf und beäugte den Ventilator. »Was dagegen, wenn ich ihn jetzt abschalte?«
»Nein, mach nur.« Er schaute zu, wie die Paisley-Tätowierung sich auf ihrem Oberarm kräuselte. Sie streckte den Arm aus und zog zuerst an der Ventilatorkette und dann an der, die zur Lampe gehörte. Sie kuschelte sich in der Finsternis an ihn. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter, ihr Arm ruhte leicht auf seinem breiten Brustkorb. Sie stieß einen zufriedenen Laut aus, der Moss gefiel, dann fragte sie: »Hast du das gehört?«
»Was gehört?«, fragte Moss, der schon fast eingeschlafen war.
Cassie wartete einen Moment, bevor sie antwortete: »Wahrscheinlich war’s nur Eve, die was getrunken hat.«
Moss, nun wachsamer, bemühte sich, den ihm vertrauten Geräuschen des Hauses zu lauschen, doch das Heulen des Windes übertönte sie. Schließlich kam eine Windstille, und dann hörte er etwas. Er streckte den Arm aus und zog an der Lampenkette. Er und Cassie schauten sich an.
»Es ist ein Pferd«, sagte Cassie.
»Vielleicht schafft Joe Huxley seinen Hintern doch endlich nach Hause.« Baskerville stieg aus dem Bett und zog seine Hose an.
»Was machst du da?«, fragte Cassie.
»Ich muss mal ein paar Takte mit dem alten Esel reden. Und rauskriegen, wo er gesteckt hat.«
Cassie setzte sich auf und schüttelte resigniert den Kopf. »Angenommen, es ist gar nicht Joe?«
»Dann möchte ich wissen, wer es ist.« Moss schlüpfte mit nackten Füßen in die Schuhe. »Es dauert nur ’ne Minute«, fügte er hinzu und öffnete die Schlafzimmertür. Er wandte sich um und schenkte ihr ein Lächeln. »Halt meinen Platz warm.«
»Sowieso, Knackarsch.«
Baskerville verdrehte die Augen. »Wäre mir lieber, du würdest das nicht zu mir sagen.« Dann verließ er den Raum, in dem Cassie leise hinter ihm her lachte.
Aufgrund des Windes konnte er nichts hören, doch sobald er den Vorhang gehoben und einen Blick hinausgeworfen hatte, sah er den Umriss eines Pferdes und eines Reiters, der die Einfahrt heraufgeritten kam. Sie waren bleiche Gespenster in der Nacht, und obwohl der Mann wegen des Windes den Kopf einzog, erkannte Moss den hellen Staubmantel und den dunklen Stetson auf der Stelle.
»Cassie«, rief er und schaltete das Verandalicht ein. »Es ist Tom Abernathy.«
»Tom?« Er hörte Cassie im Schlafzimmer rumoren. »Was um alles in der Welt macht er um diese Zeit hier?«
»Keine Ahnung.« Moss öffnete die Tür. Abernathy schwang sich von Belles Rücken und führte das Pferd unters Verandavordach, aus dem Wind heraus.
Schließlich betrat er die Veranda, zog das Halstuch von seinem Gesicht und schob die Hutkrempe nach hinten. Seine normalerweise ausdruckslose Miene wirkte grimmig. »Gut, dass du noch wach bist, Moss.«
»Was ist denn?«, fragte Baskerville, als Cassie neben ihm auftauchte.
»Komm rein, Tom.« Sie zupfte an Moss’ Ärmel, und sie traten zurück.
»Danke.« Abernathy trat ein, nahm den Hut ab und fuhr mit den Fingern durch sein braunes Haar. Die Wangen des Ranchers waren gerötet, und seine blauen Augen wirkten hellwach.
»Was ist passiert, Tom?«, fragte Moss.
»Auf der Thunder Road hat’s einen Unfall gegeben.«
Moss und Cassie tauschten einen Blick.
»Und zwar einen ziemlich üblen«, sagte Tom. »Einen tödlichen.«
»Wer ist es?« Moss nahm seine braune Lederjacke vom Garderobenhaken.
»Weiß ich nicht. Wagen und Fahrer sind verbrannt. Ist nicht viel übrig geblieben. Der Wagen ist vermutlich ein GTO oder so was. Ich konnte aber nicht viel erkennen.«
Moss zog seine Jacke an und entnahm ihr den Wagenschlüssel. »Hast du eine Ahnung, wann es passiert ist?«
»Ist nicht lange her.«
»Ich komm später zurück, Cass. Schließ ab, klar?«
Cassie nickte. »Tut mir Leid, Moss, dass ich dich davon abgehalten habe –«
Moss drückte ihre Hand. »Schon gut, Cass. Ich hab’s ja nicht anders gewollt.« Er wandte sich Tom zu. »Wir haben vor ’ner Weile Reifen quietschen und einen Knall gehört.«
»Vor einiger Zeit kam ein Wagen die Old Madelyn runter«, fügte Cassie hinzu. »Er ist ziemlich geschlichen – und dann ist er plötzlich abgezischt wie ’ne Rakete.«
»Es sind diese verfluchten Halbwüchsigen mit ihren dämlichen Rennen«, knurrte Moss. »Man sollte ihnen in den Arsch treten.«
»Wer zuerst ausweicht, ist ein Feigling.« Tom setzte seinen Hut wieder auf.
»Kann sein.« Moss nickte. »Aber bei dem Sandsturm kann das niemand mit Sicherheit sagen. Zuerst müssen wir den Fahrer des anderen Wagens finden. Willst du mitkommen?«
Tom blickte leicht unbehaglich drein. »Nein, ich bring Belle lieber aus dem Sturm raus. Sie muss abgerieben werden. Und ich bin hundemüde.«
Moss nickte. Er hatte diese Antwort erwartet. Tom Abernathy gehörte nicht zu denen, die sich in was reinziehen ließen. »Wo liegt das Wrack?«
»Dead Man’s Hill.«
»Wie passend.« In früheren Zeiten hatte dieser Ort Bankräubern und anderen Halunken als Versteck gedient.
»Irgendwelche dämlichen Halbstarken«, sagte Cassie leise.
»Yeah.« Moss mochte seinen Beruf, aber eins tat er weniger gern: Anverwandten von einem Todesfall berichten. Das Schlimmste war, wenn man Eltern den Tod eines Kindes melden musste.
»Tom«, sagte er, als Abernathy die Hand auf den Türknauf legte. »Hast du heute Abend irgendwelche verdächtigen Typen oder Fahrzeuge gesehen?«
»Nein.« Tom blickte nachdenklich drein. »Ich bin von der anderen Seite aus durch den Spirit Canyon gekommen – davor war ich auf dem Campingplatz. Ich hab zwei Wissenschaftler getroffen, die dort ihr Lager aufgeschlagen haben. Sind gerade erst angekommen. Von da aus, wo sie kampieren, kann man die Straße nicht sehen. Deswegen bezweifle ich, dass sie ’ne große Hilfe sind.«
»Wissenschaftler?«, fragte Moss.
»Sie fotografieren UFOs.«
Moss verdrehte die Augen. »Natürlich. Was sollen die auch sonst hier machen? Die sind doch alle irre.«
»Auf mich haben sie normal gewirkt«, sagte Tom.
Moss nickte. Auch er glaubte nicht, dass die Leute ihm eine Hilfe sein konnten. Menschen dieser Art lebten nicht in der wirklichen Welt. »Ich schau sie mir morgen mal an.«
Tom öffnete die Tür, und Moss gab Cassie einen schnellen Kuss. »Vergiss nicht, die ...«
»... Tür abzuschließen«, fiel Cassie ihm lächelnd ins Wort. »Pass bloß auf da draußen. Ich halte dir das Bett warm.«
»Ich verlass mich drauf«, erwiderte Moss und ging zur Tür hinaus.