Читать книгу Madelyn - Ort des Schreckens - Tamara Thorne - Страница 11

Justin führte sie so weit in den Canyon hinein, dass die Thunder Road ihrem Blick verborgen blieb. Alexa Manderley dankte ihm und meinte, für heute Abend sei es genug.

»Für heute Abend?«, fragte Justin unschuldig. Der Abendwind griff in sein Haar und wehte es ihm in die Augen.

»Schon gut«, sagte sie lächelnd. »Vielen Dank.«

Fotze, dachte Justin, ohne dass sein freundliches Lächeln gefror. »Dann bis später, Leute«, sagte er so cool wie möglich.

Als er losfuhr, legte er eine in Victorville gekaufte Kassette ein. Jim Morrisons übellaunige Stimme sang ihm leise etwas vor. Justin fuhr langsam. Als zwei Haarnadelkurven zwischen ihm und den Forschern lagen, drehte er die Seitenscheibe runter, trat aufs Gas und machte die Musik lauter.

Der Mustang fegte durch die Kurven, und Staub wehte in seinen Mund. Justin, in Hochstimmung versetzt, lachte über das lustige Gepolter, das der im Kofferraum auf und ab fliegende Ziegenkadaver verursachte.

Er brauchte nur eine knappe Minute, dann lag der Canyon hinter ihm. In der Kurve, die ihn zur Thunder Road brachte, schaltete er die Scheinwerfer aus. Als die Straße gerade wurde, verlangsamte er und hielt nach den drei südlichen Joshuabäumen Ausschau, die den Standort der Kaninchenfalle markierten. Kurz darauf entdeckte er sie. Er parkte den Mustang hinter den Bäumen, schaltete den Motor aus und warf einen Blick auf seine Armbanduhr. 21.30 Uhr. Jede Menge Zeit, dachte Justin und stieg aus. Er kniff wegen des staubigen Windes die Augen zusammen und trottete sechs, sieben Meter durch die Wüste auf die Falle zu.

»Hey!« Er schob sich das Haar aus dem Gesicht und grinste das große, hässliche Kaninchen an, das in seiner Falle gelandet war. Als er näher kam, wollte es Reißaus nehmen. Dann erkannte es, dass es dazu nicht fähig war, und erstarrte.

Justin packte es an den Löffeln und drehte ihm mit einer Selbstsicherheit den Hals um, die aus einer langen Praxis mit Nachbarschaftshaustieren geboren war. Dann brachte er den schlaffen Kadaver zu seinem Wagen. Er öffnete den Kofferraum, begutachtete den von der Plane bedeckten Ziegenkadaver und staunte über sein Glück. Er entnahm dem Kofferraum einen Matchbeutel, nahm im Schneidersitz auf dem Boden Platz und entleerte ihn vor sich auf dem Boden. Ohne den ihm ins Gesicht wehenden Sand zu beachten, legte er seine Jacke ab und streifte sich eine Kunststoff-Regenjacke über. Mit einer winzigen Taschenlampe im Mund las er in dem seiner Mutter gehörenden Buch Die Freuden des Kochens noch einmal sorgfältig den Abschnitt zum Thema Hautabziehen. Dann nahm er sich das Tier mit dem Filetiermesser vor – es war das Beste, was er auf die Schnelle hatte auftreiben können.

Das Kaninchen sollte ein kleines Geschenk an den Häuter werden – der erste Hinweis darauf, dass er einen Verehrer hatte.

Justin brauchte zwanzig Minuten, um dem Tier das Fell abzuziehen. Als er fertig war, konnte er seine Erregung kaum noch beherrschen, obwohl seine Arbeit schlampig ausgefallen war. Die Kerben und Einschnitte im Fleisch waren nichts, auf das man stolz sein konnte. Ihm wurde klar, dass er mehr Praxis brauchte. Aber es musste erst mal reichen. Nun, da er ziemlich sicher war, dass der Häuter mitten in Madland lebte, wollte er nicht länger warten.

Justin verpackte den Kadaver sorgfältig in einem weißen Kunststoffmüllbeutel, zog den blutbesudelten Regenmantel aus und wusch sich mit Wasser aus einem Kanister. Nachdem er den Regenmantel mit dem restlichen Wasser gesäubert hatte, warf er das Kaninchenfell in die Wüste, wischte seine Werkzeuge ab und ließ sie wieder im Matchbeutel verschwinden. Schließlich verstaute er alles im Kofferraum. Die ganze Sache hatte eine halbe Stunde gedauert.

Vor der Verabredung mit Christie musste er eine und vor dem Rennen mit Rick Spelman noch zwei Stunden totschlagen. Er beschloss, nach Madland runterzufahren, die Ziege in der Mine abzulegen und seinem Boss, dem alten Marquay, Moms Auflaufform und etwas Mitgefühl zu überbringen. Es war nie falsch, seinem Chef ein bisschen in den Arsch zu kriechen. Außerdem fuhr er die Auflaufform jetzt schon seit Stunden in seinem Wagen spazieren. Vielleicht sorgte sie dafür, dass es Henry Marquay so übel wurde, dass er ein paar Tage zu Hause blieb und Justin das Kommando über die Verwunschene Mine übertrug.