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MITTWOCH 15 MADGE MARQUAY

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Irgendwann in der langen Nacht, es war inzwischen Stunden her, glaubte Madge, jemand habe von oben etwas Schweres in die Grube geworfen. Sie hatte gespürt, dass es an ihr vorbeigefallen war, während sie mit den Seilen beschäftigt gewesen war. Sie hatte den Gestank gerochen, den überwältigenden, fauligen Gestank, als es auf das Ding – die Leiche, Madge, du weißt, dass es eine ist – gefallen war. Dann ein abscheuliches Schmatzen. Sie wusste, dass der Körper aufgeplatzt war. Der Geruch hatte sie fast die Besinnung verlieren lassen.

Madge wollte nicht wissen, was ihr Peiniger zu ihr hinabgeworfen hatte. Sie wollte nur die Stricke zerschneiden, die ihre Handgelenke banden. Sie hatte keine Ahnung, wie viele Stunden sie schon daran arbeitete. Sie wusste nur, dass sie schon lange damit beschäftigt und ihr Durst ein körperlicher Schmerz geworden war. Sie war mehrmals eingeschlafen, aber jedes Mal, wenn sie wieder zu sich gekommen war, hatte sie sich die Stricke erneut vorgenommen.

Madge hatte ihre Fesseln pausenlos an einem spitzen Felsvorsprung gerieben. Nun keuchte sie auf, denn sie begannen sich zu lösen. Begeistert stürzte sie sich mit neuer Kraft in die Arbeit. Urplötzlich riss der Strick. Madge hei nach hinten und blieb eine ganze Weile liegen. Sie konnte nicht fassen, dass sie frei war. Hinter dem Knebel stieg ein Lachen auf. Madge hob die Hand, um den schmutzigen Lappen aus ihrem Mund zu ziehen. Den Schmerz in ihrem entzündeten Arm bemerkte sie kaum. Dann nahm sie die Augenbinde ab. Doch wie erwartet gab es keinen Unterschied: Hier unten, in der Tiefen unter der Minenbahn, waren die alten Schächte so dunkel wie Grabkammern.

Madge nahm sich ihre Beine vor. Sie bearbeitete die festen Knoten und zog an ihnen. Ihr Arm pulsierte jetzt vor Schmerz. Sie hielt inne, um ihn vorsichtig mit der Hand zu untersuchen. Es erschreckte sie, dass das straffe heiße Fleisch doppelt so dick war wie ihr gesunder Arm. Trotzdem sagte sie sich, dass sie bald hier heraus sein würde. Wenn es keine Leiter gab, mit der sie nach oben klettern konnte, würde sie auf den Morgen warten. Wenn die Bahn fuhr, würde sie um Hilfe rufen. Ihrem Arm würde es bald besser gehen. Und auch ihr selbst.

Schließlich war Madge frei. Sie stand auf. Ihre Füße waren taub und stachen. Ihre Schenkel waren gummiweich, ihre Knie drohten nachzugeben. Madge hielt sich am Gestein fest, um nicht umzufallen, dann ging sie auf der Stelle und stampfte leise mit den Füßen auf, bis ihr Blut zu zirkulieren begann und die Taubheit nachließ. »Oh, Gott«, murmelte sie. »Ich danke dir.« Jetzt würde sie nichts mehr aufhalten. Nichts! Sie bückte sich, fand ein Stück Seil und hängte es als Markierung über einen spitzen Vorsprung. Dann tastete sie sich, in der Hoffnung, eine Leiter oder etwas Ähnliches zu finden, entschlossen an der Wand entlang. Die Grube war klein und mehr oder weniger kreisförmig. Nach einigen Schritten drückten sich ihre Zehen in den verwesenden Leib und ließen erneut einen ekelhaften Gestank aufsteigen. Madge hielt die Luft an, tastete die Breite der Leiche mit den Zehen ab und stieg vorsichtig über sie hinweg. Ihre Fantasie gaukelte ihr vor, dass das tote Ding einen Arm ausstreckte, um ihren Schenkel oder ihr Knie zu packen. Das ist doch nur eine dämliche, kindische Fantasie, du Närrin! Ein Fuß trat hinter der Leiche auf den Boden, und es gelang Madge, auch den anderen hinüberzubringen. Dann gestattete sie es sich, ihr heißes Gesicht an die kühle Felswand zu lehnen. Kurz darauf machte sie den nächsten Schritt, dann noch mal zwei, diesmal mit mehr Zuversicht. Ihr rechter Fuß stieß gegen etwas, und sie strauchelte und stürzte schwer auf Hände und Knie. Der Schmerz im linken Arm machte sie schwindelig. Sie tastete blind nach der Wand, und ihre Hand umschloss etwas. Zuerst hielt sie es für einen dicken Knüppel oder ein Stück altes Bauholz, doch dann erkannte sie, dass es das Bein eines Tieres war. Aufkeuchend wich sie zurück.

Kurz darauf war sie wieder auf den Beinen, bewegte sich langsam und vorsichtig an der Wand entlang. Sie ging davon aus, dass sie nun zwei Drittel des Raumes hinter sich hatte. Ihre Hoffnung, eine Leiter zu finden, nahm ab. Sie schlich an der Wand entlang, bis sie den Vorsprung erreichte, den sie mit dem Strick markiert hatte. Sie saß hier fest, bis Henry die Mine öffnete. Es sei denn, ihr Peiniger kehrte zurück. Madge hatte keine Lust, diesen Gedanken weiterzuverfolgen. Sie begab sich in eine sitzende Position und wartete auf den Morgen.

Madelyn - Ort des Schreckens

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