Читать книгу Hugo Bauklotz - Ein Zaun - Tarius Toxditis - Страница 65
Blatt 26: Nach einer Katzenwäsche der halb – herzigen Art und Weise
ОглавлениеDas Lindenbankhaus – Ihre Andere Bank
Auszug 35 159 23 5, Blatt 26
Aktueller Kontostand: ein ßilberling, ein Ende
RLG Nach einer Katzenwäsche der halb - herzigen Art und Weise. Fand er in der Kommode noch ein frisches Hemd und einen frischen Overall. Und nicht allzu lang dauerte es, bis Radius Lehr das Lembelhaus erneut erreicht hatte. Am Empfang schien es so, als ob Molly Holly noch immer nach der Feder suchte.
Radius Lehr Einen schönen guten Morgen.
Molly Holly Was! Sie schon wieder. Sagen Sie, dass das nicht wahr ist.
Radiu Lehr Da staunen Sie, nicht wahr! Und sogar ohne einen Ihrer albernen Termine.
Molly Holly Nein, das will ich jetzt einfach nicht glauben. Und so früh am Morgen gleich dreimal nicht.
Radius Lehr Das lässt sich nicht ändern, solang das Bücherschreiben auch noch nachts zu erledigen ist.
RLG Im Aufzug hingegen wirkte der Liftboy Charlie noch stiller und stummer wie beim letzten Mal. Ganz anders wie Mio, die in ihrem geradezu aufreizenden, zitronenfarbenen Minikleidchen wie eine frisch polierte Discokugel strahlte, über das ganze Gesicht wohlgemerkt.
Mio Vong Ich hab‘ s ja gleich gewusst. Dass Sie wiederkommen, Sie Netter. Und haben sicherlich nichts dagegen, wenn ich Ihnen einen Kaffee eingieße. Aus unserer heißen Betriebskanne!
Radius Lehr Nein, es gibt jetzt Wichtigeres. Unaufschiebbare Sachen müssen sofort erledigt werden.
Mio Vong Aber das geht jetzt doch noch nicht, dort darf jetzt noch keiner rein.
RLG Die Türe zum Chefbüro aufgeschlagen, wild und stürmisch, thronte Herr Lembel mit der morgendlichen Zeitungslektüre hinter seinem Schreibtisch.
Meinard Lembel Was - Sie schon wieder!
Radius Lehr Aber ja doch, das haben Sie doch gesagt.
Meinard Lembel Um Himmelswillen - nichts habe ich gesagt! Was denn, was soll ich gesagt haben!
Radius Lehr Doch, und wie Sie was gesagt haben. Sie haben gesagt, dass ich wiederkommen darf. Wenn ich was geschrieben habe.
Meinard Lembel Aber doch nicht gleich so früh am Morgen!
Radius Lehr Und unnötige Verzögerungen können wir Bücherschreiber uns überhaupt nicht leisten. So ist das nun einmal.
Meinard Lembel Dann lassen Sie sich doch wenigstens einen Termin geben!
Radius Lehr Wozu denn? Ich hab doch schon was.
Meinard Lembel Unfassbar - so etwas wie Sie ist mir auch noch nicht begegnet.
Radius Lehr Aber Sie haben es doch versprochen. Wenn ich etwas habe
Meinard Lembel Was erlauben Sie sich denn noch alles? Überhaupt nichts habe ich.
Radius Lehr Natürlich, und wie Sie es haben.
Meinard Lembel Das wird ja immer schöner.
Radius Lehr Wissen Sie was, dann sind Ihre Worte auch nichts wert. Außer Schall und Rauch!
Meinard Lembel Um der lieben Seele Ruh – ach, du meine Güte, was ich mich mit Ihnen bloß eingehandelt habe.
Radius Lehr Nichts weiter! Außer Schall und Rauch!
Meinard Lembel Meinetwegen, dann setzten Sie sich, wenn‘ s denn unbedingt sein muss. Aber höchstens für fünf Minuten – verstanden
RLG Anschließend kostete es Herr Lembel allerdings sehr viel Mühe, das auf dem aus dem Latz des weißen Maleroveralls Geknüllte zu lesen. Ob es allein am Über – und Überradierten lag?
Meinard Lembel Aber Lehr - das kann doch nicht ihr Ernst sein!
Radius Lehr Ich hab doch gewusst, dass es Ihnen gefällt.
Meinard Lembel Und ich denke, dass wir die Angelegenheit jetzt abkürzen können. Gehen Sie am besten wieder nach Hause, und schreiben es zu Ende. Hinterher können Sie meinetwegen wiederauftauchen, wenn‘ s dann noch immer sein muss.
Radius Lehr Dann gefällt es Ihnen ja wirklich.
Meinard Lembel Aber ich bitte Sie, dazu kann man doch noch überhaupt nichts sagen.
Radius Lehr Machen Sie sich nichts draus, schließlich ist es kein Wunder, dass Ihnen die Spucke wegbleibt.
Meinard Lembel Ihr Text!
Radius Lehr Und das nach nur einer einzigen Nacht.
Meinard Lembel Eine einzige Zeile – nicht mehr!
Radius Lehr Aber Lembel, wollen Sie denn gar nicht mehr aus dem Staunen rauskommen?
Meinard Lembel Und wo ist der Rest – verdammter Kuckuck!
Radius Lehr Also, ein bisschen gedulden müssen Sie sich dann doch noch, dafür war die Nacht dann doch zu kurz.
Meinard Lembel Was Sie nicht sagen!
Radius Lehr Dass ich den Rest natürlich auch noch aufschreiben muss, weiß ich selber. Aber das ist ja überhaupt kein Problem, in meinem Schreibblock sind noch genügend Blätter.
Meinard Lembel Und das mir! Und auch noch so früh am Morgen.
Radius Lehr Ja, und dann noch was. Bevor ich wieder zum Schreiben gehe.
Meinard Lembel Ausgerechnet.
Radius Lehr Nämlich was ich noch hinschreiben soll.
Meinard Lembel Jetzt enttäuschen Sie mich aber.
Radius Lehr Das kann ich mir gar nicht leisten.
Meinard Lembel Dass ausgerechnet ein Naturtalent wie Sie das nicht weiß.
Radius Lehr Haargenau.
Meinard Lembel Na, zum Beispiel, wer das ist; wie war der Name noch gleich?
Radius Lehr Ich weiß nicht, wen Sie meinen – ach herrje.
Meinard Lembel Aber hier steht‘ s doch: Hu – go, genau, Hugo Bauklotz. Schreiben Sie doch ganz einfach, wer das ist, dieser Hugo Bauklotz, und was ein Zaun, was es mit ihm auf sich hat.
Radius Lehr Ach so.
Meinard Lembel Ja, ach so, und ich hoffe, Sie haben mich jetzt endlich verstanden
Radius Lehr Natürlich, hundertprozentig, wieso denn auch nicht? Eigentlich ist es ja auch ganz einfach.
Meinard Lembel Dann darf ich Sie jetzt bitten. Sie wissen ja, wo die Tür ist.
Radius Lehr Ja, ja, aber vorher brauch ich noch einen Vertrag.
Meinard Lembel Vertrag – was für einen Vertrag! Um Himmelswillen!
Radius Lehr Na, einen Vertrag eben. Mit den unvorstellbaren Verdiensten.
Meinard Lembel Wie bitte!
Radius Lehr Ich geh erst, wenn ich was in der Hand habe.
Meinard Lembel Um Himmelswillen!
Radius Lehr Dann lass ich Sie auch in Ruhe. Na, wie finden Sie das?
Meinard Lembel Sagen Sie mir bitte, dass dies hier alles nicht wahr ist. Sondern nur ein übler Traum.
RLG Nichtsdestotrotz bat der sichtlich genervte Lembel per büroeigene Fernsprechanlage Mio herein, mit einem Bogen Papier, dass der Verlagschef mit der von ihm angedeuteten gebotenen Eile ausfüllte, am Ende wurde es Radius Lehr rübergereicht, der das Dokument bemusterte:
T A N T I E M E N V E R T R A GZwischen dem Lembelhaus und(Name des Autors) Radius Lehr BESTANDTEIL DES VERTRAGES:NrTitel der Arbeiten bzw. PublikationenUmfangAnteile / Stück1Hugo Bauklotz – Ein Zaun Seiten192 Seiten3 Seiten4 Seiten5 SeitenKLAUSELDer Autor verpflichtet sich sämtliche Rechte der von ihm dem Lembelhaus zur Verfügung gestellten Manuskripte reibungslos abzutreten. Im Gegenzug partizipiert der Autor an den Verkaufserlösen der Publikationen Unterschrift: M. Lembel Unterschrift (Autor): |
Radius Lehr Was – neunzehn!
Meinard Lembel Das übliche Tantiemensystem, was wollen Sie denn noch?
Radius Lehr Pro Stück?
Meinard Lembel Anteilig, da steht es doch.
Radius Lehr Ach Meisterlein, wenn ich dich nicht hätte.
Meinard Lembel Schon gut, von mir aus können Sie jetzt Ihren Kaiser Wilhelm drunter setzen. Wenn Sie sowieso nichts Besseres zu tun haben.
RLG Nach Radius Lehrs Unterzeichnung riss Lembel die Durchschläge auseinander, und überließ Radius Lehr einen.
Meinard Lembel Nur damit eines unmissverständlich ist, Sie verdienen erst wirklich dann, wenn Sie etwas vorzuweisen haben. Und wir es an den Mann gebracht haben.
Radius Lehr Aber das ist doch so klar wie Kloßbrühe.
Meinard Lembel Damit müssen Sie sich auch zufriedengeben.
Radius Lehr Das bin ich ja auch, schließlich sind neunzehn ja auch ein ganz schöner Haufen.
Meinard Lembel Das möchte ich Ihnen auch geraten haben, und mehr gibt es auch nicht von mir.
Radius Lehr Keine Sorge, jetzt muss ja nur noch der Rest hingeschrieben werden. Und das werde ich gleich erledigen. Auf Wiedersehen, Herr Doktor.
Meinard Lembel Auf – ach, verschwinden Sie einfach!
Neuer Kontostand: ein ßilberling, ein Ende