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Eine kleine Amsel

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Vögel waren also eine weitere Leidenschaft Giovannis. Er hatte eine ganz junge Amsel aus ihrem Nest geholt und sie in einem Käfig aus Weidenruten aufgezogen. Dann brachte er ihr das Singen bei. Sobald sie Giovanni sah, hüpfte sie fröhlich auf die Stangen und grüßte ihn mit einer kurzen Melodie. Mit ihren schwarz glänzenden Augen schaute sie ihn direkt an. Es war eine liebe Amsel.

Eines Morgens aber blieb der Gruß aus, denn eine Katze hatte den Käfig aufgebrochen und den Vogel gefressen. Nur noch ein Knäuel blutiger Federn war übrig geblieben. Giovanni weinte bitterlich. Seine Mutter versuchte ihn zu beruhigen und erklärte ihm, dass auch aus den Nestern Vögel gefressen würden. Giovanni aber schluchzte weiter. Das waren andere Amseln, die waren ihm gleichgültig. Aber „diese da“ war seine kleine Freundin gewesen, und die war nun umgebracht worden. Er würde sie nie mehr wiedersehen.

Einige Tage lang war er sehr traurig, und niemandem gelang es, ihn wieder froh zu stimmen. „Endlich“, so erzählt uns Don Lemoyne, „begann er darüber nachzudenken, dass doch alles auf der Erde vergänglich sei. So fasste er einen Entschluss, der über sein damaliges Alter hinausging. Er nahm sich vor, sich nie wieder an irgendetwas auf der Erde zu hängen.“ Diesen Vorsatz wiederholte er einige Jahre später beim Tod seines liebsten Freundes, und noch manches andere Mal.

Es ist tröstlich für uns zu wissen, dass es Giovanni aber nie gelang, diesen Vorsatz ganz einzuhalten. Denn auch er hatte ein Herz aus Fleisch und Blut und brauchte etwas – etwas Kleines oder Großes – das er lieben konnte. Später, beim Tod von Don Calosso oder von Luigi Comollo, oder beim ersten Zusammentreffen mit Jugendlichen, die hinter Gittern saßen, sollte er glauben, das Herz müsse ihm zerspringen. Seinen Jungen wird er später sagen, dass er denjenigen, der ihnen etwas antun würde, „mit seinen eigenen Händen erwürgen würde, wenn das nicht Sünde wäre“. Und diese Jungen werden später übereinstimmend und eindringlich bezeugen: „Mich hat er gern gehabt.“ Einer von ihnen, Luigi Orione, wird dann schreiben: „Ich würde über glühende Kohlen gehen, wenn ich ihn noch ein einziges Mal sehen und ihm danken könnte.“

Die Geistesgrößen jener Zeit behaupteten, dass es schlecht sei, sein Herz an andere Geschöpfe zu hängen. Es sei besser, wenig zu lieben. Die Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) dagegen besagen, dass man andere Geschöpfe zwar nicht zu Idolen machen sollte, dass man seine Liebe also sozusagen „reinigen“ müsse, dass Gott uns aber ein Herz gegeben habe, damit wir ohne Angst liebten. Der Gott der Philosophen kennt keine Leidenschaft, der Gott der Bibel schon: Er liebt und zürnt, leidet und weint, bricht in Freude aus und lächelt zärtlich.

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