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Die Trompeten der Gaukler

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All das änderte sich im Frühling. Die langen, dunklen Winterabende waren vorüber, und daher war auch das Vorlesen von langen Geschichten nicht mehr gefragt. Giovanni verstand, dass er sich, wenn er seine Freunde weiterhin um sich versammeln wollte, etwas ganz Besonderes ausdenken musste. Aber was?

In dieser Zeit konnte man von dem nahe gelegenen Hügel die Trompeten der Gaukler hören, welche die Leute zum Jahrmarkt riefen. Dort wurde gekauft, verkauft, gehandelt und manchmal auch jemand übers Ohr gehauen. Und vor allem unterhielt man sich dort. Auch Giovanni ging mit seiner Mutter zum Jahrmarkt. Die Leute standen scharenweise um die Gaukler und Akrobaten. Taschenspieler und Zauberer brachten die Bauern mit ihren Tricks zum Staunen. So etwas könnte er doch auch machen, dachte Giovanni. Man bräuchte ja nur die Vorführungen der Akrobaten und die Tricks der Zauberkünstler genau zu beobachten.

Die besten Vorführungen gab es jedoch beim Patroziniumsfest der örtlichen Pfarrkirche. Dann tanzten die Akrobaten auf dem Seil, und die Gaukler führten die ungewöhnlichsten Kunststücke vor: Sie zogen Tauben und Kaninchen aus einem Hut hervor, ließen Personen verschwinden, schnitten ein Seil auseinander und machten es durch eine Handbewegung wieder ganz. Besonders bewundert wurde das „Zahnziehen ohne Schmerz“.

Aber um all diese Vorführungen sehen zu können, brauchte man eine Eintrittskarte, und die kostete zwei Soldi. Woher nehmen? Giovanni fragte seine Mutter. „Versuch, was du kannst,“ sagte sie, „aber frag mich nicht um Geld. Ich habe keins.“ Giovanni versuchte also, selbst Geld zu verdienen. Er fing Vögel und verkaufte sie, flocht Körbe und Käfige und verhandelte mit den Kaufleuten, sammelte Heilkräuter und brachte sie zu einem Fachmann nach Castelnuovo.

So gelang es ihm, auf dem Jahrmarkt einen Platz in der ersten Reihe zu bekommen. Aufmerksam beobachtete er die Darbietungen der Artisten und verstand, dass der lange Stock, Balancierstange genannt, das Halten des Gleichgewichts auf dem Seil ermöglichte. Er bemerkte die raschen Fingerbewegungen, die die Tricks der Taschenspieler verbargen. Sogar den Kunststücken der Zauberer kam er auf die Schliche.

Einen faulen Zahn zu ziehen, das bedeutete zu dieser Zeit für alle eine Quälerei. Das erste Betäubungsmittel wurde erst im Jahr 1846 in Amerika erprobt. Einmal, während eines Jahrmarkts im Jahr 1825, schaute Giovanni beim „Zahnziehen ohne Schmerz“ zu. Die angebliche Schmerzlosigkeit der Prozedur wurde einem „Zauberpulver“ zugeschrieben. Der Bauer, der sich dazu hergab, hatte einen wirklich schlechten Backenzahn. Der Gaukler tauchte zunächst seinen Finger in das Pulver und zog dann unter dem Lärm der Trompeten und Trommeln den Zahn mithilfe einer Zange, die er heimlich aus dem Ärmel hatte gleiten lassen, mit aller Kraft heraus. Der Bauer schlug mit den Beinen um sich und brüllte vor Schmerz. Aber die Trompeten übertönten ihn. Und der Gaukler schloss den Bauern so fest in die Arme, dass dieser keine Luft mehr bekam, und schrie: „Danke, danke, das Experiment ist gelungen!“ Giovanni war einer der Wenigen, die gesehen hatten, wie die Zange aus dem Ärmel des Gauklers geglitten war. Lächelnd ging er fort.

Zu Hause versuchte er dann, die ersten Zaubertricks nachzumachen. „Ich übte Tag um Tag, bis ich es gelernt hatte.“ Bis es ihm gelang, Kaninchen aus einem Hut herauszuziehen und auf dem Seil zu gehen, brauchte es monatelange Übung und Ausdauer, und es gab so manchen Sturz. „Vielleicht glaubt ihr es mir nicht,“ schrieb Don Bosco später, „aber mit elf Jahren konnte ich die Spiele der Gaukler, den Salto mortale, auf den Händen gehen und auf dem Seil tanzen.“

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