Читать книгу Don Bosco - eBook - Teresio Bosco - Страница 39

Der Kuhhirte aus Becchi

Оглавление

In der Schule war Giovanni mit Zehn- und Elfjährigen zusammen. Die Schulbildung, die er bis dahin genossen hatte, war sehr bescheiden gewesen. Wenn wir dazu noch seine ärmliche Jacke und seine derben Schuhe bedenken, ist es leicht verständlich, dass er zur Zielscheibe von Spötteleien seitens seiner Kameraden wurde. Sie nannten ihn den „Kuhhirten aus Becchi“.

Giovanni, der in Morialdo und Moncucco noch das Idol der anderen Jungen gewesen war, litt darunter, konzentrierte sich aber auf das Lernen, so gut er konnte, und der Lehrer half ihm wohlwollend. Don Virano war ein tüchtiger und liebenswürdiger Mensch. Da er den guten Willen bei Giovanni sah, nahm er ihn manchmal beiseite, sodass dieser in kurzer Zeit rasche Fortschritte machte. Als er einen wirklich guten Aufsatz über die biblische Gestalt des Eleazar geschrieben hatte, las ihn Don Virano in der Klasse vor und schloss: „Wer eine solche Ausarbeitung fertigbringt, der kann es sich auch leisten, die Schuhe eines Kuhhirten zu tragen. Denn was im Leben zählt, sind nicht die Schuhe, sondern der Kopf.“

Schlimmer scheint für Giovanni Bosco etwas anderes gewesen zu sein, was er später erzählte: „In diesem Jahr war es manchmal gefährlich für mich. Meine Schulkameraden wollten mich dazu bringen, während der Schulzeit mit ihnen um Geld zu spielen. Als ich ihnen sagte, dass ich keines hätte, meinten sie: ,Es wird Zeit, dass du endlich aufwachst. Du musst leben lernen. Stiehl das Geld einfach deinem Hausherrn oder deiner Mutter!‘ Ich erinnere mich, dass ich geantwortet habe: ,Meine Mutter mag mich so gern, dass ich nicht anfangen möchte, ihr Unannehmlichkeiten zu bereiten.‘“

Im April war Giovanni schulisch auf gutem Wege, als sich ein Ereignis ankündigte, das für ihn bittere Folgen haben sollte. Don Virano wurde zum Pfarrer von Mondonio ernannt und musste die Schule Don Nicola Moglia überlassen. Dieser war zwar ein frommer und wohltätiger Priester, aber schon 75 Jahre alt. Es gelang ihm absolut nicht, die fünf Klassen der Schule in den Griff zu bekommen. An einem Tag griff er zur Rute, und für den Rest der Woche duldete er das Durcheinander.

Dann nahm er sich die Größeren vor, denn sie waren schließlich verantwortlich für die ständige Unordnung. Eine besondere Abneigung zeigte er gegen den Größten von allen, den „Kuhhirten aus Becchi“, obwohl Giovanni selbst sehr unter der allgemeinen Disziplinlosigkeit litt. Der neue Lehrer ließ keine Gelegenheit aus, ihm seine Geringschätzung zu zeigen: „Was willst du denn von Latein verstehen? In Becchi wachsen nur Esel auf, erstklassige Esel, wenn du willst, aber jedenfalls Esel. Geh zu deinen Kühen, geh zu deiner Brut, das ist dein Handwerk und nicht das Lateinstudium!“

Die Kameraden, die Giovanni aufgrund der Hochschätzung, die Don Virano ihm entgegengebracht hatte, in Ruhe gelassen hatten, stellten sich wieder gegen ihn, sodass er trostlose Tage durchlebte.

Einmal aber wollte er sich rächen, und zwar auf seine Art: Don Moglia machte mit der Klasse eine Lateinaufgabe. Giovanni, der die Übersetzung für die erste Klasse zu machen hatte, fragte den Lehrer um Erlaubnis, einmal die Aufgabe für die dritte Klasse versuchen zu dürfen. Dieser war empört: „Was glaubst du denn, wer du bist? Geh sofort zurück und mach deine Aufgabe und versuche nicht, wie gewöhnlich, den Esel zu spielen.“ Giovanni aber bestand darauf, und schließlich gab Don Moglia nach. „Mach, was du willst. Aber ­denke nicht, dass ich deine Eselei auch noch lesen werde.“

Giovanni schluckte den Ärger hinunter und machte sich an die Übersetzung. Sie war schwierig, aber er traute sie sich zu, ja, er war sogar einer der Ersten, die die Arbeit abgaben. Der Lehrer nahm das Blatt und legte es beiseite. „Ich bitte Sie,“ sagte Giovanni, „lesen Sie das und sagen Sie mir, welche Fehler ich gemacht habe.“ „Geh an deinen Platz und reg mich nicht auf!“, antwortete Don Moglia.

Giovanni blieb höflich, aber bestimmt und ließ nicht locker. „Ich verlange sicher nicht zu viel, wenn ich Sie bitte, die Arbeit zu lesen.“ Don Moglia las. Die Übersetzung war gut, sehr gut sogar, und deshalb verlor er wieder die Nerven. „Ich habe doch gesagt, dass du zu nichts taugst. Diese Arbeit ist von vorne bis hinten abgeschrieben.“ Giovanni entgegnete: „Von wem soll ich sie denn abgeschrieben haben?“ Seine Nachbarn kauten in der Tat immer noch am Federhalter und suchten krampfhaft nach den letzten Sätzen. „Das ist doch eine Unverschämtheit!“, platzte Don Moglia heraus. „Geh an deinen Platz, und sei dankbar, dass ich dich nicht aus der Schule werfe.“

Es gibt nun einmal Krankheiten, die unheilbar sind, und Vorurteile sind eine davon. Die letzten Monate dieses Schuljahres waren also für Giovanni frustrierend. In seinen „Erinnerungen“ erwähnt er den Namen „Don Moglia“ nicht, sondern spricht nur von „einem, der unfähig war, Disziplin zu halten. Was ich die Monate zuvor gelernt hatte, war dahin.“

Don Bosco - eBook

Подняться наверх