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Verlorene Jahre?

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Der alte Giuseppe, ein Onkel des Hofbesitzers, kehrte eines Tages völlig verschwitzt mit der Hacke über der Schulter vom Feld zurück. Es war Mittag, und vom Glockenturm der Kirche in Moncucco hörte man es läuten. Der Alte war müde und setzte sich ins Heu, um zu schlafen. Ganz in der Nähe sah er Giovanni, auch im Heu, aber kniend. Er betete den „Engel des Herrn“, wie Mama Margherita es ihm beigebracht hatte, jeden Morgen, Mittag und Abend. Halb scherzend und halb ernst brummte Giuseppe: „Tüchtig, sag ich! Wir Besitzer reiben uns auf vom Morgen bis zum Abend und können uns kaum noch bewegen. Der Knecht aber betet seelenruhig in heiligem Frieden.“

Giovanni antwortete, ebenfalls halb im Ernst und halb im Scherz: „Wenn die Arbeit getan werden muss, Giuseppe, das wisst Ihr, drücke ich mich nicht. Aber meine Mutter hat gesagt, wenn man betet, dann wachsen aus zwei Körnern vier Ähren hervor. Wenn man aber nicht betet, bringen vier Körner nur zwei Ähren. Es wäre besser, wenn auch Ihr ein wenig beten würdet.“ „Das ist ja gut“, schloss der Alte. „Jetzt haben wir auch noch einen Pfarrer auf dem Hof.“

Mit Beginn der schönen Jahreszeit musste Giovanni die Kühe auf die Weide führen. Er hatte darauf zu achten, dass sie nicht auf fremde Wiesen liefen, zu viel nasses Gras fraßen oder sich die Hörner abbrechen würden. Während die Kühe nun ringsherum weideten, hatte Giovanni Zeit, im Schatten eines Baumes zu lesen. Luigi Moglia beklagte sich nicht darüber, aber den Kopf schüttelte er schon: „Warum liest du denn so viel?“ „Ich möchte Priester werden“, antwortete Giovanni. „Weißt du denn nicht, dass man zum Studieren neun- bis zehntausend Lire braucht? Woher willst du das denn nehmen?“ „Wenn Gott es will, wird sie mir jemand geben.“

Manchmal kam Anna, die älteste Tochter der Moglias, zum Spielen auf die Wiese. Sie war damals acht Jahre alt. Wenn sie merkte, dass Giovanni nur in sein Buch schaute und nicht auch auf ihr Spiel, dann ärgerte sie sich: „Hör jetzt auf zu lesen, Giovanni!“ „Aber ich werde Priester, und da muss ich predigen und Beichte hören können.“ „Ach so, Priester“, hänselte sie ihn. „Du wirst schon so ein netter Vikar werden.“

Eines Tages, als Anna ihn wieder einmal hänselte, sagte Giovanni: „Du, Anna, jetzt ziehst du mich auf, aber auch du wirst einmal zu mir zum Beichten kommen.“ Anna heiratete später und wohnte lange in Moriondo. Sie erzählte diese Episode auch ihren eigenen Kindern. Und in der Tat ging sie später vier- oder fünfmal im Jahr nach Turin-Valdocco, um bei Don Bosco zu beichten. Er empfing sie jedes Mal freudig, wie eine eigene Schwester.

Als es wieder Winter geworden war, erlaubte der Bauer Moglia Giovanni, gelegentlich zu Don Cottini in Moncucco in die Schule zu gehen. Aber das war nur selten möglich, sodass bei den wenigen Stunden nichts herauskam. Die Bekanntschaft mit dem Priester erleichterte es Giovanni jedoch, Freundschaft mit den Jungen von Moncucco zu schließen. Die Eingangshalle des Pfarrhauses diente an Wochentagen als Schule, am Sonntag aber verwandelte sie sich in ein kleines Oratorium, also in einen Ort für den Religionsunterricht. Hier führte Giovanni nun nach dem Unterricht seine Kunststücke auf, las die abenteuerlichsten Geschichten aus der Bibel vor und ließ seine kleinen Freunde auch beten. Bei schlechtem Wetter, wenn man nicht nach Moncucco gehen konnte, kamen einige aus den umliegenden Gehöften zu ihm auf den Hof der Moglias. Giovanni führte sie dann auf den Heuboden, unterhielt sie und erklärte ihnen den Katechismus.

Fast zwei Jahre verbrachte Giovanni so auf dem Hof Moglia, vom Februar 1828 bis November 1829. Es waren Jahre, die für sein Studium verloren waren. Aber waren sie auch für seine Sendung, zu der Gott ihn rief, vergebens? Pietro Stella erinnert sich an eine Episode, die auf den ersten Blick bedeutungslos erscheint: „Frau Dorotea und ihr Schwager sahen Giovanni Bosco eines Tages kniend, mit einem Buch in den Händen. Die Augen hatte er geschlossen, sein Gesicht war zum Himmel gewandt. Sie mussten ihn schütteln, so sehr war er versunken.“ Es waren also doch keine „vergeudeten“ Jahre, denn der Sinn für Gott und die Kontemplation schlugen damals in Giovanni tiefe Wurzeln. Während der Feldarbeit konnte er mit Gott Zwiesprache halten. Es waren Jahre, die man als eine Zeit stillen und flehenden Wartens vor Gott und den Menschen bezeichnen könnte.

Während Alessandro Manzoni 1827 die erste Auflage seines berühmten Werks „Die Brautleute“ („I Promessi Sposi“) veröffentlichte, Giacomo Leopardi 1828 seine großen Gedichte verfasste und Gioachino Rossini 1829 sein Hauptwerk, die Oper „Wilhelm Tell“ komponierte, versorgte Giovanni Bosco auf einem entlegenen Hof des Monferrato die Kühe. Aber Gott begann, zu ihm zu sprechen.

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