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Vorführungen auf der Wiese
ОглавлениеAn einem Sonntagabend, mitten im Sommer, kündigte Giovanni seinen Freunden schließlich seine erste Vorführung an. Auf einem Teppich aus Säcken, die er auf das Gras gelegt hatte, jonglierte er auf seiner Nasenspitze Dosen und Töpfe. Einen seiner kleinen Zuschauer ließ er den Mund aufmachen und zog dann Dutzende von bunten Bällchen daraus hervor. Er hantierte mit dem Zauberstab. Am Schluss sprang er auf das Seil und lief unter dem Beifall seiner Freunde darüber.
Die Nachricht von der Vorführung ging von Haus zu Haus, und so wurde das Publikum immer zahlreicher. Groß und Klein, Mädchen und Jungen, ja, sogar alte Leute kamen. Es waren dieselben Menschen, denen Giovanni im Winter in den Wohnställen „Die französischen Könige“ vorgelesen hatte. Jetzt sahen sie erstaunt zu, wie er aus der Nase eines Bauern eine ganze Reihe von Münzen herauszog, wie er Wasser in Wein verwandelte, Trauben vermehrte, einer Frau die Tasche öffnen und aus dieser eine lebendige Taube fortfliegen ließ. Alle lachten, alle klatschten und alle freuten sich.
Auch Giovannis Bruder Antonio ging hin, um sich die Darbietungen anzuschauen. Aber er setzte sich nie in die vorderen Reihen. Er mischte sich nicht unter die anderen, sondern versteckte sich hinter einem Baum, ging kurz hervor und verschwand dann wieder. Manchmal verspottete er den kleinen Seiltänzer: „Seht doch, den Hanswurst, den Faulenzer! Ich kann mir auf dem Feld die Knochen kaputt arbeiten, und er spielt den Scharlatan!“ Giovanni litt sehr darunter. Manchmal brach er dann die Vorführung ab, um sie 200 Meter weiter entfernt wieder zu beginnen, wo er vor Antonio Ruhe hatte.
Er war schon ein besonderer „Scharlatan“, dieser Junge. Denn vor der letzten Nummer zog er den Rosenkranz aus der Tasche, kniete nieder und lud alle zum Beten ein. Oder er wiederholte die Predigt, die er am Morgen in der Pfarrkirche gehört hatte. Das war der Eintrittspreis, den er von seinem Publikum verlangte, den er sich von Groß und Klein zahlen ließ. In seinem späteren Leben sollte Giovanni bereitwillig große Mühen auf sich nehmen, aber als echter Piemontese sollte er auch dann immer einen Preis dafür verlangen – jedoch kein Geld, sondern einen Einsatz für Gott und die arme Jugend.
Nach dem Gebet folgte stets das großartige Finale. Er spannte ein Seil zwischen zwei Bäume, kletterte hinauf und spazierte mit der Balancierstange in den Händen darüber, unter plötzlichem Schweigen und anschließendem stürmischen Beifall der Zuschauer „Nach einigen Stunden einer solcher Vorstellung,“ erinnerte er sich in späteren Jahren, „wenn ich recht müde war, hörte ich auf, sprach ein kurzes Gebet, und alle gingen nach Hause.“