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2.2.1. Vorstufen der Mauer

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Dass eben erst gegründete Städte zunächst nur provisorisch gegen Angriffe gesichert wurden, liegt auf der Hand. Einerseits waren sie Objekte, die schnell zum politischen Störfaktor werden oder auch einen Raubzug lohnen konnten, andererseits sagt schon der gesunde Menschenverstand, dass der Aufwand des Mauerbaues in der Aufbauphase einer Stadt noch kaum zu leisten war. Eine Hunderte Meter lange, mehrere Meter hohe und 1–2 m starke Mauer, ergänzt durch etliche Türme, bedeutete ein Bauvolumen, das selbst größere Kirchen deutlich übertraf, auch wenn der Aufwand an Ornamentik bzw. Steinmetzarbeit weit hinter dieser zurückblieb. Eine wirtschaftlich florierende Stadt konnte diese enorme Leistung erbringen, indem sie Arbeit und Finanzmittel über viele Jahre verteilte (vgl. 2.2.1.5.) – aber keine Stadt florierte schon in den allerersten Jahren.

Die häufige Gleichsetzung von „Befestigung“ und „Mauer“ hat in der älteren Literatur – in der Heimatforschung, aber auch bei den mit Baulichem wenig befassten Historikern – dazu geführt, dass man manchen Städten, die nach der Schriftüberlieferung früh Bedeutung erlangten, von Anfang an, mindestens ab dem 12. Jahrhundert, Mauern zuschrieb. Im national gesinnten 19. und frühen 20. Jahrhundert erreichte dies einen Höhepunkt, wenn bedeutende und damals geradezu mystifizierte Dynastien mit der Stadtentstehung zu tun hatten, etwa die Staufer, Welfen oder Zähringer. Hinweise darauf, dass manche Städte gerade in der Frühzeit auch Befestigungsteile aus Erde und Holz besessen haben, wurden dagegen kaum zum Ausgangspunkt kritischer Forschung. In der Seltenheit solcher Belege sah man in der Regel den Beweis ihrer Unwichtigkeit, anstatt sich zu fragen, ob sich in deren Unscheinbarkeit nicht eher die Kargheit der Quellen spiegelt, nicht aber die wirkliche Bedeutung des Phänomens. Auch die Tatsache, dass in vielen Regionen frühe Mauern im Baubestand kaum zu finden sind, trotz durchaus vorhandener Städte – zum Beispiel in Niedersachsen praktisch bis ins 15. Jahrhundert, ähnlich in Ober- und Niederbayern, aber auch etwa in Thüringen mindestens bis Ende des 13. Jahrhunderts –, wurde lange übersehen bzw. gab keinen Anlass zu kritischen Fragen.

Die ins Detail vordringende Forschung ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Mittelalterarchäologie, hat gerade in diesem Punkt zu veränderten Einschätzungen geführt. Obwohl es vor dem mittleren 12. Jahrhundert in Deutschland durchaus einige wenige Mauern gab, hat die Mehrheit der frühen Städte auch in Bezug auf ihre Befestigungen fraglos bescheidener ausgesehen, als man früher annahm. Selbst, wenn man also unterstellt, dass Städte prinzipiell von Anfang an befestigt waren (vgl. 2.2.1.6.), so ist das Augenmerk zunächst – bevor es um die wirklichen „Mauern“ geht – auf zwei Alternativen zu richten, nämlich einerseits auf die Nutzung natürlicher Gegebenheiten und andererseits auf die einfach und schnell zu errichtende Befestigung aus Erde und Holz, deren große Bedeutung mit der Dauer der Forschung immer klarer hervortritt.

Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum

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