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2.3. Bosheit setzt Freiheit voraus

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Obwohl der Begriff „böse“ eine klare moralische Bedeutung hat, wird er in der Ethik seltener verwendet als in der Theologie oder auch in ideologischen Sprechweisen (z.B. „die Achse des Bösen“). – Ist etwa „böse“ letztlich gar kein ethischer Begriff?

Jemandem Bosheit unterstellen, bedeutet wesentlich mehr als festzustellen, dass sein Verhalten bestimmten sozialen Maßstäben nicht genügt. Es ist nicht dasselbe, ob eine Person jemanden anderen schädigt, oder ob dieser Schädigung auch noch ein niederes Motiv zugrunde liegt. Wer andere schädigt, weil eine an sich positive Handlung unvorhergesehene negative Nebenfolgen hat, handelt nicht „böse“.

Doch lassen sich „boshafte“ Motive im Einzelfall wirklich nachweisen? – Diese Frage stellt sich nicht zuletzt deswegen, weil die absichtliche Schädigung anderer Personen häufig unter Bedingungen verminderter Zurechnungsfähigkeit erfolgt, wie z.B. im Affekt (z.B. Eifersucht, blinde Wut), in einer Notwehrsituation (z.B. bei einem Überfall oder einer Schießerei) oder unter Bedingungen existentieller Verzweiflung (z.B. bei Selbstmord-Attentaten).

Der Absicht, andere zu schädigen, liegen oft Eifersucht, Neid oder Rachsucht zugrunde. Das Sinnen auf Rache kann seine Wurzeln in traumatischen Erfahrungen, tiefen Ich-Verletzungen und Minderwertigkeitsgefühlen haben. Kaltblütigkeit wiederum kann durch mangelndes Einfühlungsvermögen bedingt sein (vgl. Kapitel II. 5.5).

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