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Aber die Tour ging weiter. Sie führte in die Alpen, zehn Berge der ersten Kategorie warteten darauf, erklommen zu werden, eine üble Schinderei.

Und was dachten die Leute darüber? Ben ärgerte sich über deren Naivität und er war mit seinem Ärger nicht allein. Manchmal rissen die Fahrer Zoten über die einfältigen Fragen, die Reporter und Fernsehjournalisten ihnen stellten. Besonders lustig war es, wenn das Thema auf die Landschaften kam, die man im Laufe der Tour zu durchqueren hatte.

Wittig hatte einmal eine richtig gute Antwort gegeben. „Wissen Sie“, hatte er der Reporterin mit den schwarz bestrumpften Endlosbeinen gesagt, „man genießt die Tour eigentlich nie, auch abseits der Berge nicht. Da passiert so viel, man ist ständig auf der Hut, vor den Attacken der Gegner, vor Löchern im Asphalt, vor Verrückten, die einem ins Rad greifen. Das ist Schwerstarbeit. Spazieren schauen geht nicht, das ist ein Luxus, den wir uns nicht leisten können.“

Eine Reporterin, die nicht recht wusste, was sie sagen sollte.

„Die weltberühmten Landschaften der Provence, nehmen wir die mal als Beispiel“, führte Wittig aus. „Wir fahren Jahr für Jahr da durch, und sicher doch, es gibt die Lavendelfelder tatsächlich und die Aromen von Mandel-, Orangen- und Olivenhainen wehen einem um die Nase, wenn man die Hügel hinunterfährt. Ein paar Sonnenblumenfelder noch und das schattige Relief von Burgen und Schlössern, die wie im Zeitraffer an uns vorbeifliegen. Ein Geschmackseindruck, ein Bild von etwas, das wir nicht festhalten können. Wir kriegen nur Schatten von den Dingen, nicht mehr und nicht weniger.“

Die Journalistin machte große Augen. Natürlich wusste sie von den uralten Rotbuchen- und Eichenwäldern rund um den Mont Ventoux, von sagenumwobenen Tälern und Schluchten bei Verdon und Tara, und es war ihr bekannt, dass Thymian, Rosmarin, Oregano, Basilikum und Majoran, die berühmten Kräuter der Provence, in dieser Region nicht kultiviert werden mussten, weil sie überall wild wuchsen.

Darauf angesprochen entgegnete Wittig trocken, dass er die Provence bereits sechsmal durchquert habe, aber gesehen habe er davon nichts. „Und wenn wir in den Pyrenäen sind, dann haben wir den Tourmalet im Kopf. Wir müssen zusehen, wie wir da heil rauf- und wieder runterkommen, das ist unser Job. Von Höhlen und Grotten und Steinzeitmalereien und dem Gouffre de Padirac habe ich aus dem Fernsehen erfahren; dort gewesen bin ich nie.“

Ben erinnerte sich, wie die junge Frau Witti daraufhin angesehen und wie sie mit einer knappen Wendung das Gespräch beendet hatte. Wer wollte das schon hören? Geschichten von schwerer Arbeit, von Entsagung und Verzicht. Wahrlich nicht der Stoff, aus dem die Träume sind.

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