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Mit der Eile wuchs der Druck auf meine gedankliche Arbeit. Trotz der großen Intensität durfte ich nicht den Blick für das Wesentliche verlieren. Ich musste das wichtigste Werkzeug, meine kalte, emotionslose Intelligenz, mit der ich eine Schneise in diesen Dschungel wahllos einschießender Ideen zu bahnen gedachte, von störendem Ballast befreien, sie unbedingt sauber halten. Verhedderte ich mich im Labyrinth der Möglichkeiten, so musste ich zum Ausgangspunkt zurück, den Holzweg ausschließen, einen besseren Zugang suchen, Chancen abwägen und Risiken bewerten, ich musste mich hundert Gegnern zugleich stellen und unbedingt gewinnen.

Im Zuge dieser Überlegungen wurde mir klar, dass ich das Vorhaben, ganz auf mich gestellt, nicht zum gewünschten Erfolg bringen konnte. Ich würde sogar eine ganze Reihe von Helfern benötigen, denn eine schnelle Vollstreckung der Strafe, etwa durch Erschießen im Gerichtssaal, war ja, der Verhältnismäßigkeit von Verbrechen und Strafe wegen, kategorisch ausgeschlossen. Die Einbeziehung anderer barg indes erhebliche Risiken. Ich würde mit Personen zusammenarbeiten müssen, die ein hohes Maß an krimineller Energie aufwiesen; anders war dem streng bewachten Mörder wohl kaum beizukommen.

Ich begann also mit der Planung einer Entführung, die wie die Befreiung durch eine kriminelle Bande aussehen sollte.

Im Übrigen machte ich mir um die Möglichkeit meiner Entdeckung und Inhaftierung nach vollendeter Tat keine Gedanken. Das eigene Schicksal war mir, wenn auch nicht vollkommen gleichgültig, so doch von nachrangigem Interesse; denn nur allzu deutlich spürte ich, dass ein Mensch, dem das Schicksal die Seele aus der Brust gerissen hat, der keinen Ausweg sieht, bar jeder Hoffnung auf ein Leben, das diesen Namen verdient, durch die Androhung von Strafe, und sei sie noch so erheblich, ebenso wenig von einem festen Entschluss abzubringen ist wie einer, dessen subjektiv erlebter Strafwert lediglich darin besteht, dass ihm noch etwas mehr von dem zuteilwird, was er ohnehin schon zur Genüge kennt.

Noch einmal rief ich mir ins Bewusstsein, dass die richtige Methodik den Dreh- und Angelpunkt meines Vorgehens bildete. Ich musste Varianten erwägen, Möglichkeiten prüfen, kurzum, eine gründliche Analyse aller Einflussgrößen anstellen, die eine Wirkung auf die Durchführung des Planes haben konnten. Hatte ich eine Variable als kritisch identifiziert, so waren sowohl Umfang als auch Richtung ihres Einflusses auf das Gesamtgefüge zu bestimmen. Es war eine gewaltige Aufgabe, die nur mit der Unaufgeregtheit eines kühlen Kopfes, einer präzisen Analytik und einer großen Portion Kaltschnäuzigkeit zu meistern sein würde.

Ich nahm einen Stapel Papier, Klebestreifen und Farbstifte aus der Schublade, legte mit dem Papier eine Fläche von etwa einem Quadratmeter aus und begann zu zeichnen. Aus der Vielzahl von Strichen und Linien entstanden bald die Umrisse eines Entscheidungsbaumes, dessen Wurzeln den Ausgangspunkt für verschiedene Varianten bildeten, deren Lösung in der Krone zu finden sein würde. Ich spürte ein warmes Prickeln auf der Haut und für einen kurzen Moment huschte ein Lächeln über meine Lippen.

Diese Arbeit war die Quelle, aus der ich die Kraft zur Vollendung des Werkes schöpfen würde.

Der Schlitten

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