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An 31. März war Carolina nicht von der Schule nach Hause gekommen. Natalie hatte sie wie immer um halb zwei zum Mittagessen erwartet. Carolina hatte sich nie nennenswert verspätet, das war nicht ihre Art. Bereits im Kindergarten war ihre Vorliebe für Uhren zu Tage getreten, besonders das Ticken unserer Wanduhr hatte es ihr angetan. Verplapperte sie sich nach dem Unterricht doch einmal, so ging sie eben schneller nach Hause, ja rannte mitunter in vollem Lauf. Und wenn das Laufen nicht mehr half, bat sie um Mitfahrt im Auto einer Freundin, die abgeholt wurde. Kurzum, man konnte sich darauf verlassen, dass ihr selbst in widrigen Situationen noch etwas einfallen würde, um die elterlichen Erwartungen zu erfüllen. Umso verstörender war es, dass sie an diesem Tag nicht zur gewohnten Zeit am Mittagstisch erschien. Natalie rief mich gegen zwei Uhr im Büro an. Augenblicklich spürte ich ein heftiges Ziehen in der Brust. Ich suchte nach Erklärungen für das Ausbleiben des Kindes und klang dabei so armselig, dass Natalie umgehend in Tränen ausbrach. War es meine Atemnot oder ihr Schluchzen, was mich zum Handeln bewegte? Ich erinnere es nicht mehr. Irgendwann rief ich die Polizei an und forderte die Veröffentlichung einer Vermisstenmeldung.

Ein teilnahmsloser Beamter gab mir mit gekünstelter Freundlichkeit zu bedenken, dass eine Stunde Verspätung kein hinreichender Grund für eine so weitreichende polizeiliche Maßnahme sei. Es fiel mir schwer, diesem Menschen nicht lautstark die Pest an den Hals zu wünschen, doch ein Mangel an Respekt wäre in dieser Situation nicht hilfreich gewesen. Also nahm ich mich zusammen und legte dem Beamten dar, dass Carolinas Stunde nicht mit einer Stunde gleichzusetzen sei, die irgendein beliebiger Mensch sich verspätet haben mochte. Ob es mir gelang, den Mann zu überzeugen, ist fraglich, denn das Argument der Gleichwertigkeit einer Stunde von Carolina mit einem Tag für den Rest der Welt hielt ich selbst für überzogen. Nach einer Weile heftigen Zuredens gab der Beamte jedoch nach und beendete das Gespräch mit dem Versprechen, sich um den Fall zu kümmern. Er werde zusehen, was er tun könne.

Der Schlitten

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