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Es war neun Tage nach ihrem Verschwinden, dass man Carolina fand. Sie trug ein gelb gestreiftes, über und über mit Frühlingsblumen: Tulpen, Narzissen und Vergissmeinnicht, besticktes Kleid. Die Blumen waren noch frisch und mit großer Sorgfalt auf den Stoff genäht worden. Benachbarte waren nie von derselben Art, sodass sich ein Muster an Farben und Formen ergab, das dem Lichterspiel der Sonnenstrahlen auf dem Waldboden ähnelte. Auf dem Kopf trug sie einen Kranz aus Tannenreisig, an dessen Oberseite elf Rosen, zehn weiße und eine rote, angebracht waren. Die Stichwunde in der Brust war medizinisch behandelt worden. Wie sich später herausstellte, hatte der Mörder Carolina das Kleid post mortem übergezogen und ihr die Wunde, die von sechs Sumpf-Schwertlilienblättern kreisförmig eingefasst war, nachträglich zugefügt. Das Kleid verströmte einen Hauch von Lavendel, vor den sich andere natürliche Düfte setzten, als sei es in ein Bad natürlicher Blütenessenzen gegeben worden. Die Schuhe waren auffallend sauber, sie glänzten selbst an den Sohlen, woraus man entnahm, dass Carolina nicht mehr gelebt haben konnte, als sie in den Wald gebracht wurde. Spuren sexueller Gewaltanwendung wurden nicht gefunden, dennoch ging man von einem sexuellen Tatmotiv aus. Carolina lag in eine Mulde gebettet, die mit gelben, grünen und roten Eichenblättern ausgelegt war, die der Täter bereits im vergangenen Herbst gesammelt und chemisch konserviert haben musste.

Als ich zur Identifizierung der Leiche zum Tatort gerufen wurde, spielten diese Einzelheiten keine Rolle mehr. Am ganzen Leibe zitternd bestätigte ich, dass es meine Tochter war, die wie eine Prinzessin aufgebahrt auf ihrem Teppich aus Eichenlaub lag. In ihrem Gesicht spiegelte sich erschöpfte Seligkeit; wie die eines Wanderers, der nach langer Reise müde, aber glücklich in der Herberge angekommen ist, und ein tiefer Friede, der mit der Erlösung von großem Leid in ihre kleine Seele gekommen sein musste; und dieser Friede stand in einem ungeheuerlichen Gegensatz zu der bestialischen Abscheulichkeit des Urhebers dieser Szene.

Der Anblick war unerträglich. Ich verlor das Bewusstsein. Im Krankenhaus teilte man mir mit, dass ich unter lautem Wutgeschrei plötzlich um mich geschlagen hätte, sodass man sich zur Sicherheit der ermittelnden Beamten und zu meiner eigenen genötigt gesehen habe, medizinische Maßnahmen zu ergreifen.

Der Schlitten

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