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Vielfalt der Besucher und ihre Bedürfnisse


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Wir können durch den Spalt die Stimmen der Badegäste hören, wie sie laut darüber debattieren, warum die Türen noch nicht offen sind. Pünktlich 6:00 Uhr öffne ich die Eingangstür zum Bad. Nach einem lauten: ‚Guten Morgen‘ folgt ein mürrisches: ‚Heute Morgen haben Sie aber spät aufgemacht!‘ Ich bin gezwun-gen, die große Flügeltür aufzuhalten, weil die Frühschwimmer wie bei einem Marathonstart an mir vorbei sprinten. Jeder mit dem Wunsch, sein erstes Tagesziel zu erreichen.“

Frühschwimmer sind eine ganz besondere Gruppe von Badegästen. Sie bilden oft auch das größte Stammkundenfeld. Ob Sommer oder Winter, ob Schnee, Regen oder Sonnenschein, ob warm oder kalt – sie kommen immer! Auf sie ist Verlass!

Der Weg des Frühschwimmers: Er ist schnell, zielstrebig und sein morgendlicher Ablauf ist zeitlich bis ins kleinste Detail getaktet. Unter ihnen gibt es auch welche die bereits im Badeanzug oder nur in der Badehose vor dem Bad stehen. Teilweise mit einem Bademantel oder nur mit einem Handtuch be-deckt.

Jede kleinste Veränderung würde sie verwirren und der restliche Tag wäre durcheinandergebracht. Sie bestehen jeden Morgen auf „ihre“ Kabine, auf „ihren“ Spind und „ihre“ Bahn. Jeder, der sich „ihrer“ Bahn nähert, wird erst einmal ausführlich darüber aufgeklärt, welche Regeln hier im Bad und vor allem auf dieser, „ihrer“ Bahn gelten. Wer wie schnell und in welcher Schwimmtechnik zu schwimmen hat.

Viele von ihnen stehen auch nur im Wasser, auf der Suche nach ihren Gesprächspartnern, um sich aus-zutauschen. Frühschwimmer sind eine sehr soziale Gruppe. Kommunikativ, verlässlich, hilfsbereit, dis-kussionsfreudig und nett. Sie suchen den Kontakt, suchen Nähe und ein offenes Ohr. Frühschwimmer sind oft im gehobenen Alter, Rentner, verwitwet oder alleine. Das Bad ist ihr sozialer Mittelpunkt. Sie kümmern sich umeinander. Wenn mal einer der Frühschwimmergruppe morgens nicht erscheint, wür-den die anderen am liebsten eine Vermisstenanzeige aufgeben. Sie sind interessiert und fragen direkt nach. Die Sorge um den Frühschwimmerfreund, den man schon seit 30 Jahren und länger kennt, ist groß. Es ist so ein bisschen wie auf dem Dorf. Man kennt und kümmert sich!

Der Frühschwimmer muss der Erste im Wasser sein. Zeit ist ein knappes Gut von Frühschwimmern.

Viele Frühschwimmer sind Miteigentümer des Bades, jedenfalls glauben sie das. Das beweist das ritu-elle Verhalten dieser Spezies. Fast täglich dürfen wir uns anhören, wie lange die Frühschwimmer schon das Bad besuchen. „Damals …“, so fangen die unglaublichsten, oft aber auch hochinteressanten, Ge-schichten unserer Gäste an.

Frühschwimmer fühlen sich häufig mitverantwortlich für das Bad. Einige unter ihnen sagen uns so-gar: „Mir gehört das Bad, ich bin Steuerzahler. Wissen Sie eigentlich, wie lange ich schon hierher zum Schwimmen komme?“

Für Frühschwimmer ist es der perfekte Start in den Tag. Gerade in einem Freibad, wo man mit Glück so-gar den Sonnenaufgang während des Schwimmens miterleben darf. Das Schwimmen am Morgen ge-hört zum Lebensalltag unserer Frühschwimmer. Es macht sie glücklich und erfüllt ihren Tag.

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