Читать книгу Es ist Dein Ärger - Thubten Chodron - Страница 19
Unentbehrlich für sportlichen Erfolg?
ОглавлениеSportfans behaupten, Wut helfe, das Spiel zu gewinnen. Ist es aber nützlich, sich so auf das Gewinnen zu konzentrieren? Ist es die Sache wert, eine negative Eigenschaft zu verstärken, nur um eine Trophäe zu ernten? Unser Geist wird sehr eng, wenn wir dieses »wir gegen die anderen« regelrecht betonieren. »Meine Mannschaft muss gewinnen! Wir müssen kämpfen und den Feind schlagen!« Warum? »Weil meine Mannschaft die beste ist, und das ist so, weil sie meine ist.« Natürlich denkt das andere Team genauso. Und wer hat recht? Wettkampfsportarten mögen eine sozial akzeptierte Form sein, Wut abzureagieren, sie heilen sie aber nicht. Vorübergehend lösen sie die physische Energie, in Wirklichkeit erzeugen sie jedoch unter Umständen mehr Aggressionen. Und wir gehen immer noch dem eigentlichen Problem aus dem Weg, unseren falschen Vorstellungen von Menschen und Situationen.
Können Athleten Spitzenleistungen erbringen, wenn sie nicht von der Energie der Wut angestachelt werden? Ja. Sie können sich darauf konzentrieren, ihr Bestes zu geben, anstatt um jeden Preis gewinnen zu müssen. Ob sie dann gewinnen oder verlieren, in jedem Fall werden sie Befriedigung durch die Verbesserung ihres Könnens, durch die körperliche Anstrengung, die Kameradschaft und den Teamgeist empfinden.
Wenn sich das für die hartgesottene Welt des Sports unpraktisch anhört, denken Sie an die Geschichte des Coachs John Wooden, die Brian Biro in »Beyond Success« (Pygmalion Press, 1995) erzählt. »John Wooden bleibt der am meisten gefeierte Basketball-Coach in der Geschichte der National Collegiate Athletics Association (NCAA). In seinen letzten zwölf Jahren an der UCLA (University of California at Los Angeles) gewann seine Mannschaft die atemberaubende Gesamtzahl von zehn NCAA-Meisterschaften. Kein anderer Coach hatte je mehr als vier gewonnen.« Zu »gewinnen« war aber nie das Ziel von Coach Wooden und seinen UCLA Bruins* gewesen. Es war mehr ein Abfallprodukt ihres eigentlichen Zieles. Tatsächlich »verwendete John Wooden niemals das Wort ›gewinnen‹. Er glaubte, dass weder er noch seine Spieler es in der Hand hätten, zu gewinnen. Stattdessen flößte er sich und seinem Team ständig seine Definition von Sieg und Erfolg ein … ›Erfolg ist geistiger Frieden, das direkte Ergebnis der Befriedigung, die aus dem Wissen kommt, dass du das Beste gegeben hast, das du geben konntest.‹« Nicht von Wut, sondern von Fleiß und Begeisterung angefeuert, den beiden Grundpfeilern seines Systems, erbrachten Woodens Teams dann ununterbrochen Spitzenleistungen. »›Kein Gebäude ist besser als seine Konstruktion‹, sagte er, ›und niemand ist besser als sein oder ihr geistiges Fundament.‹«