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XVI

„Hast du den Verstand verloren?“, brüllte Josh in einer Lautstärke durch den Hof, dass zu befürchten stand, die ganze Stadt würde Ohrenzeuge dieser Auseinandersetzung werden.

Greg zuckte zusammen und auch Philt und Peanut schauten in einer Mischung aus Verwunderung und Einschüchterung auf den großen schwarzhäutigen Künstler, der doch sonst immer so ausgeglichen und besonnen war. Noch nicht einmal damals, als Vince und Hurley mit ihrer Bande ihren Hof gestürmt und alle für die Feiertage gehorteten Lebensmittel gestohlen hatten, war er so aus der Haut gefahren wie jetzt, nachdem Greg ihnen Nathalies Ansinnen offengelegt hatte.

Greg war der erste, der sich wieder fing. Beschwichtigend hob er die Hände und fragte gequält: „Was hätte ich denn tun sollen?“

„Keine Ahnung.“, musste Josh zugeben. „Du hättest dich nie mit ihnen einlassen sollen!“

Greg schnaubte empört. „Damals in der Terapolis waren sie meine einzige Möglichkeit, etwas herauszufinden. Sie haben Mav und mich nicht nur in die Stadt gelotst, ihnen verdanken wir es auch, dass wir ungeschoren davongekommen sind.“

„Ihrem Ruf.“, korrigierte Josh. „Ich kann mich nicht entsinnen, dass du berichtet hättest, einen von ihnen noch einmal gesehen zu haben, nachdem sie euch geschnappt hatten.“

Darüber hatte Greg noch nie genauer nachgedacht. Josh hatte Recht, aber das machte seine Situation nicht besser. „Jedenfalls habe ich damals versprochen, dass ich ihr einen Gefallen schuldig bin. Und den fordert sie nun ein.“, rechtfertigte er sich.

„Das ist kein Gefallen, das ist Erpressung.“, ereiferte sich Josh. „Es ist ja nicht so, dass sie deine Hilfe für einen kleinen Einbruch einfordert, was schon schlimm genug wäre. Nein, sie will dich benutzen, um die Macht in der City zu übernehmen.“

„Was redest du denn da?“, fragte Greg empört. „Ich soll lediglich ein paar Vorschläge weiterleiten, die dem Wohl aller Bewohner der City zugute kommen.“

„Ach, haben sie ihr Programm in der Terapolis auch schon umgesetzt, so dass du sehen konntest, wie gut es funktioniert?“, warf Philt skeptisch ein.

„Sie wollen dich als Druckmittel einsetzen, Greg.“, warnte auch Peanut.

Greg schüttelte unwillig den Kopf. „Ach was!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Außerdem weiß die Gouvernerin doch gar nichts von meiner Bekanntschaft mit Nathalie.“

„Wenn du dich da mal nicht täuschst.“, erwiderte Philt versonnen.

„Die Gouverneurin muss doch nichts von den Dingen umsetzen, die sie nicht unterstützen kann. Die Weißen Löwen sind keinesfalls stark genug, um die Macht in der City zu übernehmen.“, hielt Greg dagegen. Er wunderte sich über die Richtung, die das Gespräch nahm. Auf dem ganzen Weg zurück zu seiner Gemeinschaft war er hin und her gerissen gewesen und sich keinesfalls sicher, wie er sich gegenüber Nathalie positionieren sollte, und nun fand er sich in der Lage wieder, sie gegenüber seinen Freunden zu verteidigen.

„Glaub mir, sie planen einen kalten Putsch.“, drang Josh weiter auf ihn ein. „Ihre Treffpunkte und Suppenküchen schießen überall wie Pilze aus der Erde. Jeden Tag gewinnen sie mehr an Zulauf. Und wenn so eine Bewegung erst einmal in Gang gesetzt ist, lässt sie sich immer schwerer kontrollieren.“

„Umso wichtiger ist es doch, dass jemand ihre Wünsche bei denen, die Entscheidungen treffen, vorträgt.“, wagte Greg einen Vorstoß.

„Jeder ihrer Anhänger hat doch andere Wünsche.“, schnaubte Josh beinahe belustigt. „Und diese Nathalie wird sie alle gegeneinander ausspielen und sich selbst an die Macht hieven.“

„Wie man hört, versucht sie es nicht nur bei uns.“, mischte sich Philt wieder in das Gespräch.

„Neulich hat jemand von einem gewaltsamen Aufstand in einer City im Westen berichtet. Die Weißen Löwen sollen daran beteiligt gewesen sein.“, gab auch Peanut etwas zum Besten.

Josh nickte nachdenklich. „Die Gerüchteküche brodelt gewaltig. Wenn alles wahr ist, was die Leute erzählen, dann planen deine Weißen Löwen etwas Großes. Eine Art neues Reich unter ihrer Führung.“

„Natürlich. Und wenn man alles glaubt, was die Leute erzählen, dann wäre ich wegen des Mordes an Jesua Fingrey verurteilt und Collin Rand nie in die Verbannung geschickt worden.“ Nun war es an Greg, den Sarkasmus herauszukehren.

Josh nickte zum Zeichen, dass er Gregs Einwand anerkannte. „Trotzdem. Sie sind extrem gefährlich, Greg. Gewalt gab es auf unseren Straßen schon immer, aber so systematisch wie durch die Blauhemden wurde sie noch nie genutzt, um Angst und Schrecken zu verbreiten.“

„Immer, wenn sich eine neue Gruppe etabliert hat, war sie erst einmal besonders brutal. Man muss sich einen Ruf erarbeiten.“, meinte Greg, und es klang selbst in seinen Ohren wie eine billige Inschutznahme. Was war nur mit ihm los?

„Sie sind anders, Greg. Sie wollen sich nicht ein Stück vom Kuchen sichern, sie wollen den Kuchen für sich allein. Wer nicht für sie ist, ist gegen sie. Er wird bekämpft und vernichtet. Und je mehr sich ihnen anschließen, umso mächtiger werden sie und umso schlechter wird auch die Position der unabhängigen Gemeinschaften.“ Josh hatte sich erhoben und gestikulierte wild.

„So wie unserer.“, raunte Philt.

„Aber wenn ich ihnen helfe, könnte das auch gut für uns sein. Schließlich wollen sie genau die Interessen von Leuten wie uns durchsetzen. Sie wollen, dass wir ein besseres Leben haben.“, rief Greg beinahe begeistert.

Josh schüttelte entgeistert den Kopf. „Du solltest dich reden hören! Was ist mit dem Greg geschehen, der sich gegen Willkür und Unterdrückung gestellt hat? Du benimmst dich wie das Schoßhündchen dieser Tyrannin, wenn du mich fragst.“

Philt und Peanut schauten zu Greg auf. In ihrem Blick konnte er ihre Zustimmung zu Joshs Worten lesen.

„Ich frag dich aber nicht.“, schrie ihm Greg entgegen. Wütend machte er auf dem Absatz kehrt und rannte beinahe über den Hof und durch das kleine Tor.

„Greg! Komm zurück!“, hörte er Peanuts flehentliche Stimme hinter sich rufen, aber er konnte jetzt nicht in diesem Hof sein. Er musste allein sein. Er musste mit sich ins Reine kommen. Sie hatten leicht reden. Sie hatten kein Versprechen gegeben und standen in niemandes Schuld. Aber er hatte damals in der Terapolis einen Weg beschritten, der ihn heute vor diese schwierige Entscheidung führte. Und egal, wie er sich entschied, es würde ihm große Opfer abverlangen.

Wütend trat er einen Stein von der Straße, der polternd gegen einen Laternenmast schlug. Warum musste das Leben immer so kompliziert sein?

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