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IV

Sergeant Bobby Lane schlenderte äußerlich wie immer gelassen durch die Straßen seines Viertels. Ein leichter Nieselregen hatte um die Mittagszeit eingesetzt und die meisten Menschen in die Wärme ihrer Behausungen gescheucht, aber als Gesetzeshüter blieb Bobby Lane keine Wahl. Bei Wind und Wetter war es seine Aufgabe, durch die Straßen und Gassen zu patrouillieren und die braven Bürger der Stadt vor Verbrechern und Ganoven zu schützen. So hatte er es gelernt, so tat er es seit unzähligen Jahren und so würde er es noch unzählige Jahre lang tun, bis er eines Tages die Beine nicht mehr aus dem Bett würde schwingen konnen und von vier kräftigen Burschen in schwarzen Anzügen mit den Füßen voraus durch die Tür seiner kleinen Wohnung getragen werden würde.

Der Nieselregen wehte ihm unangenehm ins Gesicht und so zog er den Kragen noch etwas enger unter dem Kinn zusammen. Das schlechte Wetter hatte aber auch eine gute Seite. Seit Wochen war es Bobby Lane auf den Straßen schon nicht mehr so friedlich vorgekommen. Seit dieser Geschichte mit Collin Rand, bei der er keine unwichtige Rolle gespielt hatte, waren Recht und Ordnung regelrecht aus den Fugen geraten. Seit die Fabriken geschlossen hatten, lungerten an jeder Hausecke Jugendliche herum. Nicht, dass sie Bobby Lane in seiner Uniform offen angefeindet hätten, aber er sah an diesem abschätzigen Blick, mit dem sie ihn musterten, dass sie etwas im Schilde führten und nur darum bemüht waren, möglichst unauffällig zu wirken, bis er weit genug weg war, um sie bei ihren Gaunerein nicht zu erwischen.

Menschlich konnte er es den Leuten nicht verdenken, dass sie in einer solchen Lage jede nur erdenkliche Möglichkeit nutzten, irgendwie über die Runden zu kommen. Wie sollten sie Essen und andere Dinge kaufen, wenn sie kein Geld verdienten? Aber dienstlich war es sein Auftrag, jede Art von Kriminalität zu verhindern. Die Lösung der großen Probleme oblag anderen Personen.

Und genau hier begann die Zwickmühle. Wie sollte er als einfacher Sergeant alle diese Jugendgruppen gleichzeitig in Schach halten? Sein Streifengebiet war riesig, wenn er Hilfe anforderte, dauerte es im besten Fall eine halbe Stunde, bevor eine genügend große Anzahl an Polizisten da war, um ihn gegen eine größere Gruppe von Gaunern zu unterstützen. Und diese Kollegen fehlten dann anderswo in der Stadt, wo sich der Mob dann austoben konnte. Es war zum Haareraufen.

Andererseits war es nicht die Schuld der einfachen Polizisten, dass die Reichen und Mächtigen so über die Strenge geschlagen hatten, dass das ganze Ordnungssystem der City zusammengebrochen war. Wenn er und seine Kollegen nun in der Annahme, ohnehin nichts ausrichten zu können, auch noch ihren Dienst schlecht verrichteten, würden sie der Ausbreitung des Chaos noch mehr Vorschub leisten. Aber das würde nicht geschehen! Nicht in Bobby Lanes Viertel und sonst nirgends, wo die einfachen Polizisten ihren Dienst schoben. Tag für Tag, Nacht für Nacht. Gouverneure und Fabrikbesitzer kamen und gingen, aber die Menschen, die blieben, und die Grundlagen von Recht und Ordnung, die blieben auch. Sie waren schon älter als Bobby Lane, älter als die City, vielleicht sogar älter als die Menschheit selbst. Recht und Ordnung setzten sich letztendlich immer durch und er würde mit dazu beitragen, dass es hier in seiner City früher als später dazu kam.

Bobby schlenderte um die nächste Ecke. Seine Füße folgten dem Weg automatisch. Er hätte seine Streife mit verbundenen Augen gehen können, ohne auch nur gegen einen Laternenmast, ein Treppengeländer oder eine Häuserecke zu stoßen. Alles war ihm vertraut, jedes Gesicht war ihm bekannt. Deshalb nahm Bobby Lane in diesem Augenblick etwas war, das den meisten Menschen vermutlich höchstens aus dem Augenwinkel aufgefallen und dann in der Selektion der wichtigen von den unwichtigen Informationen gelöscht worden wäre. Zwei Jungen spazierten auf der anderen Straßenseite entlang. Sie trugen schwarze Hosen, blaue Hemden und weiße Hosenträger, eine Kombination, die Bobby Lane gleich in doppelter Ausführung so noch nie gesehen hatte. Die Jungen lachten und taten so, als hätten sie den Polizisten gar nicht bemerkt. Da sie nichts Verdächtiges taten, hielt sich Bobby Lane nicht weiter mit ihnen auf, er machte sich aber einen gedanklichen Vermerk, vermehrt auf diese Kleiderkombination zu achten. Vielleicht entstand da ja eine weitere dieser Jugendbanden, die bisher nur die Schemen und die anderen Armenviertel im Klammergriff ihrer Gewalttaten gehalten hatten, sich aber langsam auch in die bisher von ihnen verschont gebliebenen Gebiete der Stadt ausbreiteten.

Clockwork

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