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Alexander der Große

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Er wurde angeblich in der Nacht geboren, in der eines der sieben Weltwunder den Flammen zum Opfer fiel: Alexander, Sohn des Makedonen-Königs Philipp II.

Alexanderzug und Alexanderreich bleiben stets faszinierende Kapitel der Weltgeschichte: Kein Weltreich wurde so schnell erobert und zerfiel so rasch wieder. Mit seinem Siegeslauf stieß der hellenisierte Makedone Alexander dem Griechentum das Tor auf zu einem spektakulären Vorstoß nach Osten.

Im November 333 v. Chr. besiegte Alexander in der ersten Entscheidungsschlacht seines Feldzugs das Perserheer unter Dareios III. bei Issos. Der Großkönig floh und ließ nicht nur reiche Beute, sondern auch Mutter und Gattin zurück. Das makedonische Heer errang den Sieg trotz zahlenmäßiger Überlegenheit des Gegners: Die Perser – von ihrem König frühzeitig im Stich gelassen – waren der makedonischen Taktik nicht gewachsen. Alexander hatte die griechische Phalanx weiter entwickelt, in der die schwer bewaffneten Hopliten weiterhin die stärkste Waffe im Fußkampf bildeten. Neu war die „schiefe Schlachtordnung“ – ein verstärkter Flügel durchbricht die feindlichen Reihen und fällt in den Rücken des Hauptheeres in der Mitte. Dieser speziell makedonischen Variante des Angriffs verdankte Alexander viele seiner Siege.

Die Priester des Ammon-Heiligtums in Ägypten huldigten Alexander als Sohn des Zeus. Dies bestärkte den jugendlichen Feldherren in dem Sendungsbewusstsein, ein neues Weltreich zu schaffen. Nach der Zerschlagung des Perserheeres und der Ermordung von Dareios III. durch einen Verräter erhob Alexander als Rechtsnachfolger der Achämeniden Anspruch auf den Perserthron. Nach seiner Rückkehr aus Indien ordnete er ein Jahr vor seinem Tod sein Weltreich. Perser und Makedonier wurden gleichberechtigt.

Die Vermählung Alexanders mit der sogdianischen Prinzessin Roxane 327 v. Christus im hohen Norden des Perserreichs sollte die Versöhnung zwischen Griechen und Orientalen einleiten. Die gleichzeitige Einführung des persischen Hofzeremoniells mit dem obligatorischen Kniefall führte jedoch zum Widerstand innerhalb des eigenen Gefolges, das Alexander – zum Teil mit eigener Hand – zum Gehorsam zwang.

Dialog. So könnte es gewesen sein.

1. Soldat: „Ich bin des ewigen Marschierens müde, mein Körper ist mit Narben übersät. Mein Weib in unserer geliebten Heimat Makedonien habe ich seit sieben Jahren nicht gesehen. Wohl aber alle Huren zwischen dem Nil und dem Indus.“

2. Soldat: „So sei doch still, Du Kleinmütiger. Siehst Du denn nicht, wie unser strahlender König Alexander die Völker Asiens unterwirft, sie unter seinem Stiefel zertritt wie lästige Ameisen und ein Reich gründet, wie es mächtiger noch nie gegeben hat.“

1. Soldat: „Gewiss sehe ich das. Doch was habe ich davon? Ich will es Dir verraten: Rein gar nichts. Die erbeuteten Schätze teilen unsere Generäle unter sich, den Schlachtenruhm auch. Wir können uns schon glücklich schätzen, wenn wir einmal in der Woche ein Stück Fleisch im Magen haben. Und jetzt lässt sich Alexander sogar von einer persischen Leibwache beschützen. Als ob wir nicht mehr gut genug wären. Alexander benimmt sich wie einer von ihnen und wir, seine getreuen Kameraden aus der geliebten Heimat Makedonien, die wir ihn schon von Kindesbeinen an kennen, sollen uns vor ihm verneigen wie vor einem Gott.“

2. Soldat: „Nun ja. Seit dem Ägypten-Feldzug hält er sich für einen Sohn des Zeus. Schon möglich, ranken sich doch zahlreiche Gerüchte um seine Mutter Olympia und die Umstände seiner Zeugung.“

1. Soldat: „Und dann hat er auf dem Zug nach Indien diese merkwürdige Roxane mit ihren seltsamen Sitten zur Frau genommen. Tochter eines barbarischen Bergfürsten. Als ob die Prinzessinnen in unserem geliebten Makedonien nicht gut genug für ihn wären.“

2. Soldat: „Das waren politische, dynastische Gründe, davon verstehst Du nichts.“

1. Soldat: „Mag schon sein. Aber vom Kriegshandwerk, da verstehe ich eine Menge. Hier und heute sage ich Dir: Ich bin des Kämpfens müde, meine Knochen schmerzen, meine Augen erkennen den Feind schon nicht mehr im Morgenlicht. Soll unser König doch mit seiner persischen Leibwache gegen diese Inder mit ihren furchterregenden Elefanten ziehen, die uns zertreten, als wären wir Insekten. Sieben Jahre Kämpfe und Entbehrungen. Literweise Blut und Schweiß haben wir für unseren Herrscher vergossen. Mag mich Alexander auch mit seinem Schwert durchbohren, es ist mir gleich. Keinen Schritt weiter will ich in dieses unheimliche Land vordringen. Ich marschiere, was immer auch geschehen mag, der untergehenden Sonne entgegen, durch die Wüste, nach Westen, endlich nach Hause.“

2. Soldat: „Du stehst mit Deiner Ansicht nicht allein, Kamarad. Auch unsere Generäle greifen immer zögerlicher zu den Schwertern. Vor einer Woche bereits gab Alexander den Befehl zum Weitermarsch. Doch noch immer lagern wir hier am Fluss Indus und im Zelt des Königs wird ohne Unterlass beraten. Es scheint, als ob Du schon bald wieder Deinem Weibe beiliegen könntest.“

1. Soldat: „Beim Zeus, so soll es sein. Selbst Bukephalos, Alexanders Lieblingspferd, starb vor Tagen an Erschöpfung. Unser König hat um das Tier getrauert wie um einen Menschen. Zwei Tage hat er weder Speis noch Trank angerührt. Möge Bukephalos Tod Alexander darin bestärkt haben, dass es an der Zeit ist, umzukehren.“

Alexanders Generäle und eine aufkommende Meuterei unter den Truppen zwangen den jungen König am Indus schweren Herzens zum Rückzug.

Bei der Massenhochzeit von Susa, ein Jahr später, verheiratete Alexander 10.000 makedonische Edelleute mit adligen Perserinnen und nahm Barsine, die Tochter des letzten Perserkönigs Dareios III., zur Frau. Ziel Alexanders war die Integration von Makedonen und Persern und die Bildung einer neuen Führungsschicht aus diesen beiden Völkern. Unmittelbare Folge dieser Entwicklung war die Meuterei makedonischer Veteranen in Opis. Erst als Alexander versprach, das makedonische Königtum zu erhalten und die Vorrangstellung der Makedonen vor den Persern zu sichern, war der Frieden zwischen dem König und seinen Landsleuten wieder hergestellt.

Ein Jahr später stirbt der 33jährige Alexander in Babylon, vermutlich an einer Infektion, ohne seine Nachfolge geregelt zu haben. Sein riesiges Reich zerfällt in den Machtkämpfen seiner Nachfolger, den so genannten „Diadochen“.

So wie sich Alexander in seiner Gottwerdung über gewöhnliche Sterbliche erhob, so erhob sich die griechische Kultur, nach militärischer Unterwerfung des alten Vorderen Orients, über alle damals bekannten Hochkulturen. Mit ihrer weiteren Ausstrahlung, vor allem als Hellenismus über Rom, legte sie die Grundlagen unserer heutigen Kultur.

Alexander eröffnete der griechischen Wirtschaft ein riesiges Betätigungsfeld und gab dem sich anbahnenden interkontinentalen Fernhandel Auftrieb: Massenauswanderung aus dem übervölkerten Griechenland, Neugründung zahlreicher Städte im Osten sowie die Herstellung von Gold- und Silbermünzen aus dem persischen Kronschatz. Die Alexandermünzen wurden eine erste internationale Währung für den Warenaustausch zwischen Europa und dem Orient.

In der Geschichte der Menschheit gibt es keinen zweiten Alexander. Kein Herrscher vor oder nach ihm hat in so wenigen Jahren so viel erreicht.

Die Geschichte der Menschheit

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