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Karthago und Rom kämpfen um die Vorherrschaft

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Während sich im Osten China konsolidierte, kämpften im Westen zwei Reiche um die Vorherrschaft: Rom und Karthago. Zwei mächtige, stolze Völker. Den antiken Führern war schon nach den ersten Zusammenstössen klar: Es würde einen Kampf auf Leben und Tod geben. In drei Kriegen wurde die Entscheidung herbeigeführt.

Der Reichtum Karthagos, das zu seiner Blütezeit um 260 v. Chr. 300.000 bis 400.000 Einwohner zählte, basierte auf intensiver Landwirtschaft und florierendem Fernhandel. Der Machtbereich, den die Stadt seit dem 7. Jahrhundert kontinuierlich ausbaute, umfasste schließlich neben der Nordküste Afrikas die Küstenregionen von Südostspanien, Korsika, Sardinien, die Balearen und den westlichen Teil Siziliens. Mit den Völkern des Hinterlandes schlossen sie Verträge ab. Auf kühnen Entdeckungsfahrten waren die punischen Seefahrer Himilkon und Hanno, dessen Bericht überliefert ist, bereits 450 v.Chr. bis an die nördlichen Westküsten Europas gelangt.

Karthago besaß nach den spärlichen Hinweisen, vor allem von Aristoteles und des Historikers Polybios, eine aristokratisch-timokratische Verfassung mit demokratischen Elementen. An der Spitze des Staates, der wohl zunächst monarchisch regiert worden war, standen seit dem 6. Jahrhundert zwei jährlich von der Volksversammlung gewählte Richter. Die wichtigste Institution mit Entscheidungskompetenzen etwa in der Frage von Krieg und Frieden bildete der aus den Aristokraten zusammengesetzte „Rat der 300“, aus dem sich wiederum ein Rat der 30 Ältesten rekrutierte. Der Staatsgerichtshof mit 104 auf Lebenszeit gewählten Mitgliedern wachte über die Einhaltung der Verfassung.

Den militärischen Oberbefehl übte ein eigens bestimmter Stratege aus. Dieses Amt war auch Nicht-Karthagern zugänglich. Im Kampf um das westliche Mittelmeer errang Karthago nach Herodot seinen ersten großen Erfolg um das Jahr 540. In einer Seeschlacht nahe Alalia auf Korsika besiegte es im Bündnis mit den Etruskern eine ionische Flotte. Auf Sizilien erfolgte 480 jedoch ein Rückschlag, als das karthagische Heer von den Tyrannen Gelon und Theron besiegt wurde. Erst 70 Jahre später wagte Karthago nach dem Niedergang Athens eine erneute Offensive und konnte sich nach zähen Kämpfen im Westteil der Insel behaupten. Das Verhältnis zwischen Rom und Karthago wurde durch drei Verträge geregelt.

Die römische Expansion in Italien erreichte im Jahre 270 v. Chr. mit der Eroberung von Rhegion die sizilianische Meerenge. Der Konflikt mit den Karthagern brach aus, als Rom sich ebenfalls auf der Insel festsetzen wollte.

Anlass zum 1. Punischen Krieg gab die Stadt Messana. Kampanische Söldner hatten nach dem Tode des syrakusanischen Tyrannen Agathokles die Stadt besetzt. Als sie im Kampf gegen Hieron II., seit 269 v. Chr. König in Syrakus, zu unterliegen drohten, wandte sich ein Teil von ihnen an Karthago, ein anderer an Rom um Hilfe. Auf Beschluss der römischen Volksversammlung intervenierte der Konsul Claudius Caudex, der, nachdem seine Verhandlungen mit dem Karthager Hanno gescheitert waren, den Krieg erklärte. In dessen Verlauf feierten die Römer 260 bei Mylae an der Nordküste Siziliens den ersten Seesieg ihrer Geschichte. Dabei wurden erstmals Enterbrücken mit Widerhaken verwendet.

Valentius: „Heil den Göttern. Wir haben das arrogante Karthago endlich gedemütigt, sie mit ihren eigenen Waffen geschlagen. Römische Soldaten sind zu Lande unbezwingbar. Deshalb war die Idee des Claudius Caudex, mit Widerhaken die gegnerischen Schiffe an die unsrigen zu binden und mit Lanzen und Schwertern gegen den Feind vorzugehen, genial. Die Götter müssen ihm diesen Einfall im Schlaf gegeben haben.“

Cornelius: „Auch ich bin überglücklich über diesen Sieg, edler Valentinus, übe mich aber in Bescheidenheit. Wir haben zwar eine Schlacht gewonnen, aber noch lange nicht den Krieg. Karthago ist reich und mächtig, die Nubier haben sich ihnen unterworfen. Auf Sizilien paktieren viele im Geheimen mit ihnen. Und Hanno ist nicht der Mann, der so schnell vor uns zu Kreuze kriechen wird.“

Valentius: „Klug gesprochen, mein Cornelius. Doch ich bete zu den Göttern, dass der Kleinmut von Dir weichen möge. Schließlich haben unsere tapferen Soldaten doch Syrakus erobert, das sich den Karthagern angeschlossen hatte, jetzt aber den Staub unter unseren Sandalen küsst. Leider ist bei diesem Kampf auch der berühmte Gelehrte Archimedes von einem Bauerntölpel getötet worden. Er hätte uns im Kampf gegen die Karthager noch gute Dienste leisten können.“

Cornelius: „In der Tat, das war ein großes Unglück. Sein Genie hätte noch so manche Kriegsmaschine erfinden können. Mit Widerhaken allein werden wir den Karthagern auf Dauer nicht beikommen.“

Valentius: „Und doch bin ich mir sicher, dass wir dieses Kräftemessen für uns entscheiden werden. Hanno wird um Frieden bitten müssen. Ich hatte bereits eine Unterredung mit unserem Helden Claudius Caudex. Wenn es uns gelingt, den Karthagern den Nachschub abzuschneiden, ist ihre Armee auf Sizilien verloren. Das Volk auf dieser Insel ist des Krieges müde, ihre Vorratskammern sind leer. Die ständigen Opfer, das viele Blut, das schon vergossen wurde. Es ist genug: Die Menschen sehnen sich nach dem Frieden. Und den können wir eher garantieren als diese Götzen-Anbeter aus Afrika.“

Cornelius: „Mögen die Götter Deine Wünsche Wirklichkeit werden lassen, mein lieber Valentinus. Rom braucht Sizilien um zu wachsen. Sizilien braucht Rom um zu überleben. Wenn es zur Entscheidungsschlacht kommt und Claudius Caudex nach mir rufen sollte, werde auch ich, wenn auch mit gichtigen Händen, nach dem Schwert greifen.“

Valentius: „Ich stehe an Deiner Seite, mein treuer Cornelius. Auch wenn mich bereits das Alter beugt wie einen Stamm nach dem Sturm. Gemeinsam werden wir für die Größe Roms kämpfen und, wenn nötig, für eine gute Sache sterben.“

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