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Die nickende Ente

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Babas Art und Weise zu lehren ist in jeder Minute beabsichtigt und methodisch: Je spielerischer, witziger und unterhaltender Baba die Situation gestaltet, umso entspannter und abgelenkter der Mind1 des Einzelnen ist, desto mehr ist der Gedankenweg frei und Er kann jedem das geben, was er braucht. Zeigt Er dem einen Seine Liebe und Fürsorge, weiß Er genau, wessen Eifersucht und Neid Er damit aktiviert, bewusst macht und eventuell auflöst.

Lässt Er jemanden eine längere Zeit links liegen und bietet ihm dann überraschend Seinen Tee an, weiß Er, was Er bei demjenigen möglicherweise an Einsicht und Selbstheilung aktiviert hat.

Was nach außen wie oberflächliches Geplänkel aussieht, ist in Wirklichkeit der Gefühls- und Gedankenstoff, auf den Baba mit lockeren und meisterhaften Pinselstrichen Seine universelle Liebe und Allwissenheit aufträgt und das innere Chaos und Unglück jedes einzelnen Besuchers schrittweise in Mut und Lebensfreude verwandelt.

Am Morgen habe ich mit M. Bhajans geübt. Jetzt lehne ich entspannt und müde an einer Säule, schließe die Augen und lasse die Bilder des gestrigen Abends vorbeiziehen. Der offizielle Darshan in Hyderabad war zu Ende gegangen. Baba trug ein dunkel-pinkfarbenes Kleid, verwöhnte alle mit Milk-Sweets und stand noch lange im Gespräch mit einigen Inderinnen. Auch nach mehreren Stunden Darshan und anstrengenden Gesprächen, nimmt Er sich jede Zeit der Welt, damit auch diese Frauen glücklich nach Hause gehen können. Wie Krishna gibt Er jeder Devotee das Gefühl, Ihn allein für sich zu haben: der einen legt Er die rechte Hand auf den Oberarm, mit der zweiten spricht Er, die dritte sieht Er vielsagend an und sie lächelt verzückt zurück und die vierte darf die ganze Zeit Seine linke Hand halten … Jede Geste ist liebevoll und persönlich, gleichzeitig leicht, anmutig und natürlich.

Ab und zu nickt Er der Gruppe der ausländischen Besucher zu, die wegen der vorgerückten Stunde übermüdet am Boden sitzt, um sich sofort wieder mit voller Aufmerksamkeit den Frauen zuzuwenden.

Innerlich klinke ich mich in die imaginäre Gesprächsrunde ein und in mir entsteht ganz spontan die Frage: »Ist das wohl richtig mit den Schmerzen? Und den Runden auf dem Dach?« Im gleichen Moment höre ich ein ungewöhnliches Geräusch und öffne die Augen: eine grüne, rundbauchige Plastikflasche ist umgefallen, schaukelt auf und nieder und bewegt sich dabei im Kreis. Eine Ente, die eifrig nickt! So lebendig wie aus einem Walt Disney-Film! Ich muss lachen – ein typischer Baba-Einfall!

Mein Gefühl akzeptiert dieses lustige Bild als Antwort, aber der Verstand ist nicht zufrieden: Spinnen wir mit unseren Vorurteilen, Wünschen und gedanklichen Vorlieben unsere eigene Wirklichkeit? Selektieren wir aus einer Unzahl von Wahrnehmungen und Möglichkeiten nur diejenigen, die unserem kleinen, unbedeutenden, subjektiven, momentanen Bedürfnis entsprechen? Kreiere ich meine eigene Interpretation? Ich finde Argumente, die dafür und dagegen sprechen – irgendwann wird es dem Verstand zu viel und er zieht sich enttäuscht zurück, aber über die »nickende Ente« muss ich weiter lachen.

Überhaupt – wie konnte die Flasche in dem Moment umfallen? Ich setze mich kerzengerade und prüfe die Luft – es ist völlig windstill, kein Hauch bewegt sich. Auf dem Boden liegt eine grüne, gewöhnliche Plastikflasche …


Gott singt

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