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Friedenskonferenz
ОглавлениеBabas Meisterschaft besonders im Umgang mit so genannten »Autoritäten« erlebte ich kurz darauf in Hyderabad.
Baba gab abends offiziellen Darshan im Tempel und hatte sich eine geraume Zeit die Probleme der Besucher angehört, Rat gegeben und sie gesegnet, als eine Gruppe von etwa sechs männlichen Personen in den Tempel kam und auf der Männerseite wartete. Die Gruppe fiel auf durch gravitätisches Schreiten und ernste Schweigsamkeit. An der Kleidung war leicht zu erkennen, dass es sich um hohe muslimische und christliche Würdenträger handelte.
Baba stand auf der Frauenseite, ohne den Besuch zu beachten, scherzte und lachte weiter mit den Besucherinnen, verteilte Bonbons und Obst, bis Er in aller Ruhe auf die Männerseite wechselte und sich der neu angekommenen Gruppe zuwandte. Ein permanenter Devotee flüsterte mir zu, dass es sich um eine Abordnung bekannter religiöser Amtsträger handele, die Balasai Baba als Hauptteilnehmer zu einer interreligiösen Friedenskonferenz in Hyderabad einladen wolle. Als Zeichen der Ehrerbietung berührten einige von ihnen Babas Füße, hielten aber sonst einen formalen Respektabstand. Schließlich trat einer von ihnen vor und überreichte Baba ehrfürchtig den Umschlag mit der Einladung. Als Baba ihn scheinbar überrascht entgegennahm, Unwissenheit mimte und unschlüssig hin und her drehte, durchbrach Er offenbar das Protokoll, denn die steife Phalanx geriet in Bewegung und die Gesichter entspannten sich. Baba schritt lächelnd auf sie zu, legte dem nächsten wie vertraut Seine Hand auf den Arm, winkte den anderen näherzukommen, sprach sie lachend an und das Eis war gebrochen. Aus Würdenträgern wurden normale Hosen- und Brillenträger, Menschen, die von dem Zauber Gottes berührt wurden. Alle scharten sich immer näher um Baba, der sie anzog wie ein Magnet. Baba sprach leise, und im Bemühen, jedes Wort zu verstehen, rückten die Köpfe immer dichter zusammen – wie bei einer heimlichen Verschwörung. Im nächsten Moment brachen alle in lautes Lachen aus und redeten begeistert durcheinander und miteinander. Baba, mit der Einladung in der Hand, spielte den Dirigenten, winkte der Gruppe, wieder näher zu treten, entzündete die nächste Lachsalve, nach der Er urplötzlich in der Mitte der Gruppe stand, sich dann aber gewandt zurück in den Umkreis drehte. Pausenlos hielt Er alle in Bewegung, wie bei einem Tanz begegnete jeder jedem, alle sprachen angeregt mit unterstreichenden Handgesten miteinander und mit Baba, sie hatten alle Etikette vergessen und augenscheinlich auch, warum sie gekommen waren. Unter den großen Gestalten wirkte Baba wie ein Kind, Seine Haare, die vom langen Darshan schon etwas derangiert waren, wirkten noch verwegener – sie sahen aus wie eine Gruppe Schuljungen, die unter ihrem Anführer einen neuen Streich ausheckten. Es dauerte eine Weile, bis Baba sie segnend entließ, ihnen zuwinkte und wartete, bis die Gruppe mit leicht verrutschten Kopfbedeckungen, gelockerten Stehkragen, lachend und mit rot verschwitzten Gesichtern um die Ecke bog. Das Ganze hatte etwa fünfzehn Minuten gedauert. Baba hat an der geplanten Friedenskonferenz nicht teilgenommen, stattdessen hatte Er spontan die Friedenskonferenz in Seinem Tempel inszeniert – welcher Platz wäre geeigneter gewesen? Mit Ihm als Hauptteilnehmer hatte Er in einer Viertelstunde mehr Frieden in die Welt gebracht als es jede große Versammlung vermocht hätte. Mit allen Mitteln, die Ihm die Liebe zur Verfügung stellte, hatte Baba Angstbarrikaden aufgelöst: vor dem Amt, der Religion, vor Gott – mit der Unbefangenheit eines Kindes, der Wärme einer Mutter, dem Charme eines Liebhabers, dem Verständnis eines Freundes.