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Übung

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Seit der Rückkehr aus Indien im September 1998, nachdem der Gedanke, permanent im Ashram von Balasai Baba zu leben, undeutlich Gestalt angenommen hatte, führte ich die Meditationspraxis, die ich im Ashram begonnen hatte, regelmäßig fort. Die überraschende Erfahrung war, dass sich innerhalb der zwanzig Minuten, die ich »sitzen« wollte, konzentriert auf das Mantra OM SRI BALASAIYINE NAMAH, leicht und ganz natürlich ein Zustand von Gedankenleere und Ruhe einstellte, der sich deutlich unterschied von allen bisher bekannten Wachheitszuständen.

Wieder in Indien (Januar 1999) führte ich diese Praxis weiter, verlegte sie aber auf die Zeit zwischen 4 und 5 Uhr am frühen Morgen. Diese Zeit wird in der indischen Tradition Brahmamuhurta genannt, und sie ist besonders günstig, um den Geist zu fokussieren, weil die Atmosphäre zu dieser Zeit am wenigsten störende Einflüsse ausübt. Ziel dieser Übung ist es, den weithin automatischen Gedankenstrom mit seinen meist sinnlos hin und her springenden Assoziationen und unzusammenhängenden und emotional gefärbten Inhalten schrittweise »auszudünnen«, bis die Aufmerksamkeit zeitlich unbegrenzt auf einem gedanklich leeren »Raum« verweilen kann.

Da unser Mind es nicht gewöhnt ist, ohne etwas zu sein, ist es hilfreich, ihn anfangs an einen überschaubaren ausgewählten Inhalt zu »koppeln«. Die Konzentration kann sich auf einen Gegenstand aus der Sinneswelt richten oder auf ein Mantra, eine Laut- und Klangkombination, die eine positive Wirkung auf den mentalen Zustand hat. Laute und Klänge haben unabhängig von der jeweiligen Kultur und Sprache die gleiche Wirkung auf den Organismus, so dass die Bedeutung des jeweiligen Wortsinnes untergeordnet ist, jedoch unbewusst mitschwingt.

Dem Sanskrit schreibt man als »Mutter aller Sprachen« die Qualität zu, die wohl ursprünglich allen Sprachen zu eigen war, dass in den Lautklängen noch direkt deren inhaltliche Bedeutung schwingt, dass also Wort und Bedeutung nicht auseinandergefallen sind. Um die Konzentration eine Weile ungestört aufrechterhalten zu können, ist es wichtig, eine aufrechte (um dem Einschlafen vorzubeugen), möglichst bewegungslose und entspannte Körperhaltung einzunehmen. Ein Stuhl ist dafür genauso geeignet wie das für uns unbequemere Sitzen auf dem Boden, aber hier hat man höchstens im Zimmer einen Stuhl zum Sitzen, das Leben spielt sich auf dem Boden ab. Das Haupthindernis, um eine tiefere Konzentration und Entspannung zu erreichen, ist für viele, den Körper ruhig zu halten. Für einen ungeübten Geist ist Ruhe das Schlimmste. Nach wenigen Minuten wird er sich alles Mögliche einfallen lassen, um unterhalten zu werden, sei es ein Jucken am Kopf, die harte Sitzfläche (die er sonst nicht wahrnimmt), ein Durstgefühl, ein surrender Moskito und schließlich die ungezählten meist unangenehmen Körperempfindungen, die durch die ungewohnte Haltung entstehen. Baba hatte zweimal täglich eine halbe Stunde Meditation mit einem laut rezitierten Mantra angeboten, für mich eine willkommene Gelegenheit, meine kleine Sitzübung auszudehnen und weitere Erfahrungen mit meiner Konzentration zu machen.

Damals, im Jahr 1998, war ich auf dem spirituellen Weg ein Anfänger, der nicht einmal das wusste. Mit der Meditation hatte ich bis dahin keine Erfahrung, da ich aber den Wunsch hatte, innerlich mehr zur Ruhe zu kommen, glaubte ich, sie sei hilfreich dafür.


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