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Wie unten, so oben

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Abends gibt es eine Runde auf dem Dach. Der Mann der Köchin, ein Professor aus Delhi, beginnt ein spirituelles Gespräch und möchte wissen, welches unsere wichtigste Erfahrung mit Baba ist. Ich sage nur ein Wort: »My rebirth!«

Als es zu regnen beginnt, gehen wir nach unten unters Tempeldach. Ganz unerwartet ruft Baba mich neben sich und zeigt mir einen Brief, in dem es darum geht, dass eine amerikanische Firma die volle Ausstattung für ein AIDS-Krankenhaus und ein Hospiz übernehmen würde, wenn der Sri Balasai Baba Central Trust die Kosten für Grundstück und Erschließung übernimmt. Das Grundstück gibt es, aber es werden noch etwa zwei Millionen DM gebraucht. Mein Kopf produziert sofort alle möglichen Ideen, wie man das Geld auftreiben könnte (später werde ich eines Besseren belehrt). Da ich nicht zu den »Insidern« gehöre, erzählt Baba mir, dass von den zahlreichen Devotees in Deutschland nur wenige etwas für Babas soziale Projekte tun. »Alle anderen nehmen nur von mir!«

Langsam bekomme ich eine Ahnung von Gottes Problemen. Ich überschlage meine privaten finanziellen Möglichkeiten und fälle spontan eine Entscheidung, die ich aber nicht äußere. Es klingt, als ob Baba auf meine Gedanken antwortet, als Er den mysteriösen Satz sagt: »Wenn ich die Kuh eingefangen habe, kann ich magische Dinge tun!«

Diese rätselhaften Worte beschäftigen mich die nächsten Tage. Das Wort Kuh kann nicht abfällig gemeint sein, denn in Indien ist die Kuh heilig. Man stellt sich vor, dass die verschiedenen Organe und Gliedmaßen der Kuh von den Energien der verschiedenen Götter belebt werden und hält so die Erinnerung aufrecht, dass die Kuh in besonderem Maße die Menschheit während ihrer Entwicklung begleitet hat, sie weiterhin ernährt und ihr vielfältig dient. Sind damit die Devotees gemeint, die Gott unterstützen, damit Er auf dieser Erde Seine Mission erfüllen kann, die ja nur der kleinere, sichtbare Teil Seiner eigentlichen Aufgaben innerhalb der Schöpfung ist? Und kann Er nur wenige Devotees dafür »einfangen«? Und was ist mit »magisch« gemeint?

Spontan fällt mir ein, dass Babas Segen etwas »Magisches« ist. Er ist unsichtbar und kann nur an seinen Wirkungen erkannt werden. Diese Wirkung kann aber nur eintreten, wenn dem Segen von oben eine Reaktion von unten entspricht. »Wenn Ich euch schon segne, haltet wenigstens die Hände auf«, hatte ich Baba schon resigniert sagen hören. Scheinbar glaubt trotz langer Jahre bei Balasai Baba ein großer Teil der Devotees immer noch, Babas Segen würde »automatisch« alle Wünsche erfüllen, Gesundheit wiederherstellen, Beziehungsprobleme lösen, Charaktereigenschaften verwandeln, kurz, »glücklich« machen. Und Baba wird nicht müde zu erklären, dass zwar ohne den göttlichen Segen sich kein Blatt am Baum bewege, dass aber jeder seine eigenen Anstrengungen machen müsse, um diese energetische »Schubkraft« für sich zu nutzen. Ansonsten bleibe sie ungenutzt und versickere wie zum Beispiel der Regen, der, damit er zur Bewässerung dienen kann, aufgefangen werden muss. Mir scheint, dass Gott einen schweren Job hat – um diese Mitarbeit zu leisten, selbst wenn es um das eigene Wohl geht –, dazu müssen manche inneren heiligen Kühe geschlachtet werden, und das wiederum kann kein Segen bewerkstelligen, weil Gott niemals den freien Willen des Menschen antastet.

»Gott ist von den Menschen abhängig!« – diese Erkenntnis erschüttert mich tief und ich betrachte daraufhin Babas Zusammensein mit uns mit anderen Augen. Natürlich braucht Gott nichts, aber warum hat Er einen Körper angenommen? Dieses Gefängnis muss für Ihn unerträglich sein. Und die Chance, dass viele Menschen Ihn als Gott erkennen, ist gering. Mir fällt das uralte Hermetische Gesetz ein, das einfach ausgedrückt besagt: Wie oben, so unten, und umgekehrt wie unten, so oben. Wenn sich mit Balasai Babas Hilfe und Segen das Bewusstsein der Menschen verändert, hätte das unmittelbare Folgen für die Entwicklung der »Geistigen Welt« und damit für die Erdenwelt, denn als gegenseitige Abbilder hängen beide Welten ursächlich zusammen. Das geht mir in einfachen Worten durch den Kopf, und ich finde es atemberaubend, an welchem »Programm« ich teilnehmen darf.


Gott singt

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