Читать книгу Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband) - Uwe Anton - Страница 15

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Kapitel 10

Ein Tropfen in einem reißenden Fluss

JOURNEE, Bordzeit 20. März 1312 NGZ

Die Stimmung im Konferenzraum der JOURNEE war gedrückt. Rhodan hatte sich schon oft ratlos gefühlt. Er hatte oft Situationen erlebt, bei denen es keinen Ausweg zu geben schien. Aber dann hatte er doch noch Rat gewusst, jedes Mal, er oder einer seiner Freunde oder Berater, die diese Situationen gemeinsam mit ihm analysiert, ergründet und durchdacht hatten. Im Lauf von drei Jahrtausenden hatte er bislang immer einen Weg gefunden.

Diesmal war es offensichtlich anders.

Auch der zweite Versuch, die Barriere zu durchbrechen, war gescheitert.

»Die wissenschaftliche Abteilung der JOURNEE ist bestens besetzt«, fasste Tess Qumisha als wissenschaftliche Leiterin dieser Mission die Bemühungen der letzten Stunden zusammen, »doch wir sind weiterhin ratlos. So schwer es mir fällt, ich muss es eingestehen ... Es ist uns nicht möglich, die Natur der Barriere zu enträtseln. Und solange wir ihre Natur nicht kennen, brauchen wir gar keinen neuen Versuch zu starten, sie zu überwinden.«

»Cita?«, sagte Rhodan.

»Wir haben per Funk Kontakt zu Forschungsschiffen der Tefroder aufgenommen, die ebenfalls die Natur der Barriere zu erforschen versuchen«, sagte die Ortungschefin. »Aber auch von ihnen haben wir keinen einzigen Hinweis erhalten, der uns weiterhelfen könnte. Und der eine oder andere Kontakt bricht noch während des Funkverkehrs ab.«

»Patrouillierende Kastun-Schlachtschiffe?«

Die Plophoserin nickte. »Sie greifen jedes tefrodische Schiff an, das sie in die Ortung bekommen. Anscheinend wissen sie die Erforschung des Randbereichs von Andromeda überhaupt nicht zu schätzen.« Sie versuchte, ein schwaches Lächeln aufzusetzen, doch es wollte ihr nicht so richtig gelingen.

Rhodan nickte nachdenklich. Hier an der Grenze der Barriere tauchten in der Tat immer mehr Schiffe der Invasoren auf. Die Besatzung der JOURNEE hatte ihre Lehren gezogen; Zim November hielt die Geschwindigkeit des Spürkreuzers bei konstant 45 Prozent Lichtgeschwindigkeit, um bei einer Entdeckung durch die Schlachtschiffe sofort in den Hyperraum fliehen zu können.

»Ich glaube«, ergriff Bi Natham Sariocc das Wort, »es ist mir gelungen, zumindest einen Teil des Geheimnisses aufzuklären.«

Nicht nur Rhodan drehte sich zu ihm um, sämtliche Köpfe wandten sich ihm zu.

Bislang hatte der auf Rhodan exzentrisch wirkende Wissenschaftler kein einziges Wort gesagt. Während der gesamten Besprechung hatte er ganz ruhig dort gesessen, ein leichtes Lächeln auf den Zügen. Aber das zeigte er eigentlich immer. Rhodan kam er in seiner in sich gekehrten Art nicht nur ausgeglichen, ja fast phlegmatisch, sondern sogar beinahe autistisch vor. Es hatte den Anschein, als könne ihn buchstäblich nichts erschüttern.

Aber Rhodan hatte schon vor fast 3000 Jahren gelernt, dass solche Eindrücke öfter täuschten als nicht.

»Ich bin gespannt auf deinen Bericht«, sagte er.

»Ich habe mich den Problemen vielleicht auf eine etwas ungewöhnliche Art und Weise genähert«, fuhr der Buddhist fort. »Ich glaube nicht, dass es ein Zufall war, doch jedenfalls habe ich, als wir uns dieser geheimnisvollen Barriere näherten, Experimente mit einer Taschenuhr durchgeführt, die mich einfach nicht loslassen wollten und mein gesamtes Denken beeinflussten.«

»Experimente mit einer ... Taschenuhr?«, wiederholte Rhodan. Mit der, die er bei dem Empfang gesehen hatte?

Der Hyperphysiker nickte. »Sie haben mir den richtigen Weg gewiesen. Bevor ich mit meinen Erörterungen fortfahre, möchte ich die Astronomische Abteilung um ihre Mitarbeit bitten.«

»Natürlich«, sagte Rhodan.

»Sie möchte auf optischem Weg den Lauf der umliegenden Gestirne und Galaxien beobachten, die sich außerhalb von Andromeda befinden.«

»Anweisung weitergeleitet«, sagte Coa Sebastian, nachdem Rhodan fast unmerklich genickt hatte.

Rhodan sah den Hyperphysiker an. »Ich höre.«

»Ich rekapituliere. Als wir am fünfzehnten März die Randbereiche Andromedas erreichten, setzte sich uns ein Widerstand entgegen, der von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, ein Widerstand, der bis in den Hyperraum wirkte.«

»Das ist bekannt.«

»Nicht bekannt ist, dass die Zeiger der Taschenuhr während meiner Versuchsanordnung genau zu diesem Zeitpunkt erratisch und unberechenbar vor und zurück sprangen.«

Rhodan kniff die Augen zusammen.

»Am siebzehnten März riss die Hyperfunkverbindung in die Milchstraße plötzlich ab.«

»Auch das ist bekannt.«

»Und am neunzehnten März war bei dem Versuch, Andromeda zu verlassen, ab einem bestimmten Punkt kein Vorankommen mehr möglich. Die JOURNEE hing quasi fest und hätte sich letztlich nur selbst zerstört, hätten wir den Versuch nicht abgebrochen, weil die Aggregate irgendwann überladen worden wären.«

»Und was schließt du daraus?«, fragte Rhodan.

Bi Natham Sarioccs Lächeln wirkte nun fast entschuldigend. »Dass zwischen Andromeda und dem Rest des Universums eine temporale Barriere errichtet wurde«, sagte der Hyperphysiker.

»Eine temporale Barriere?«, wiederholte Rhodan. »Du bist der Auffassung, dass um eine gesamte Galaxis ein Hindernis gezogen wurde, das den Zeitverlauf verändert?«

»Du hast es knapp und präzise ausgedrückt, Perry«, sagte Sariocc.

»Aber ... das ist unvorstellbar. Keine kosmische Macht könnte solch ein ... ein Zeitfeld aufbauen, das eine gesamte Galaxis umspannt! Das wäre ein Gigantismus, der alles übertrifft, was wir jemals erlebt haben.«

»Keine uns bekannte kosmische Macht«, sagte Bi Natham Sariocc.

»Die Astronomische Abteilung hat erste Daten geliefert«, warf die Kommandantin ein. »Sie unterstützen Bis Vermutung. Die gesamte Galaxis wurde offenbar in einen stark beschleunigten Zeitablauf versetzt. Während in Andromeda Tage vergehen, sind es draußen nur Stunden!«

»Wie habt ihr das herausgefunden?«, fragte Rhodan.

Bi Natham Sariocc ließ sich die Daten einspielen und rief mehrere Holos auf. Eins zeigte das Schwarz des Weltraums. »Rein normaloptisch ist in einer Distanz von rund zwei Lichttagen der Blick ins All noch normal. Da zu diesem Zeitpunkt die temporale Barriere noch nicht vollständig geschlossen war, hat sich das Licht auch weitgehend normal ausgebreitet – und breitet sich im Inneren der Galaxis auch weiterhin normal aus, abgesehen von der Tatsache, dass es hier natürlich genau wie alles andere im Vergleich zum Standarduniversum der Zeitbeschleunigung unterworfen ist.«

»Wieso weitgehend normal?«, fragte Rhodan.

»Die Einschränkung bezieht sich darauf, dass bis zu einem gewissen Grad die temporale Barriere schon seit längerem wirksam gewesen sein muss. In diesem Bereich kann also an Bord der JOURNEE die scheinbare Verlangsamung im Bewegungsablauf bei weit entfernten Objekten angemessen werden. Als Referenzwert habe ich diesen nur wenige Lichtmonate entfernt im Leerraum stehenden Stern herangezogen.« Die Sonne wurde im Holo vergrößert. »Seine normale Relativbewegung und -geschwindigkeit ist aus den Schiffsdatenbanken bekannt.«

Das Holo blendete die Daten ein. Die Geschwindigkeit betrug 234 Kilometer pro Sekunde mit einer parallel zum Andromedarand verlaufenden Bewegungsrichtung. In den 86.400 Sekunden eines Tages bewegte der Stern sich also normalerweise über eine Strecke von 20.217.600 Kilometern.

»Wir haben nun die berechneten Positionen mit den in verschiedenen Distanzen real gemessenen verglichen, und es ergab sich scheinbar eine geringere Relativgeschwindigkeit. Da ein Stern jedoch ohne äußere Ursache schwerlich innerhalb kurzer Zeit seine Geschwindigkeit verändert, kann etwas mit dem Zeitablauf an sich nicht mehr stimmen.«

»In der Tat«, sagte Rhodan. »Und da es unter den gegebenen Bedingungen – wir wissen, dass eine Barriere mit einer ganz bestimmten Feldstruktur errichtet wurde – unwahrscheinlich ist, dass dieser Effekt das gesamte Standarduniversum betrifft, nicht aber Andromeda, muss sich der Effekt auf das Feldinnere beziehen. Ergo: Für Andromeda hat sich der Zeitablauf beschleunigt.« Er schluckte schwer. Und nickte dann. Nicht umsonst bezeichnete man ihn als Sofortumschalter. »Und wir haben bislang keine optischen Effekte oder ähnliche Phänomene feststellen können, weil diese Auswirkungen ausschließlich hier direkt an der Barriere auftreten, aber nicht im Inneren von Andromeda. Die Lichtgeschwindigkeit ist nun mal die höchstmögliche Ausbreitungsgeschwindigkeit im Standarduniversum, und die Veränderung in der relativen Bewegung der Objekte außerhalb von Andromeda wird man im Zentrum der Galaxis erst in über fünfundsiebzigtausend Jahren wahrnehmen können. Liegen weitere Daten vor?«

»Werden noch aufbereitet«, sagte Coa.

Bi Natham Sariocc räusperte sich gelassen. »Falls ich mit meinen Überlegungen fortfahren dürfte ...«

»Ich bitte darum«, sagte Rhodan.

»Diese Beobachtungen lassen folgende Schlüsse zu.« Der Hyperphysiker warf einen Blick auf die Konsole, in die neue Daten eingespielt wurden. »Am fünfzehnten März war das Zeitfeld noch nicht vollständig geschlossen, obwohl es sich als kaum zu durchdringende Barriere erwies. Die zeitliche Differenz im Ablauf zwischen Innen und Außen war noch vergleichsweise gering oder schwankte sogar, was auch das Verhalten der Taschenuhr oder der Bordchronometer erklärt.«

Der Resident war geneigt, den Ausführungen des Wissenschaftlers zu glauben. Er hatte während des Durchbruchs ähnliche Beobachtungen gemacht.

»Spätestens am siebzehnten März, siebzehn Uhr dreiundzwanzig Minuten neun Sekunden Terrania-Standardzeit – zu diesem Zeitpunkt wurde die Verbindung mit der Relaiskette zur Milchstraße unterbrochen – war das Zeitfeld vollständig geschlossen, die Zeitbeschleunigung im Inneren von Andromeda nunmehr voll wirksam.«

»Die Barriere hätte aber auch schon früher vollständig geschlossen sein können?«

»Nur unwesentlich. Das ergeben meine Berechnungen.«

Rhodan seufzte. Und nickte.

»Wir haben mehrere Zwischenstopps eingelegt und dabei Messungen vorgenommen, die wir in eine Dreieckspeilung umsetzen konnten. Die wichtigste Schlussfolgerung, die sich daraus ergibt, ist natürlich, dass somit ein Beobachtungspunkt markiert wurde, an den wir uns herantasten können. Er liegt zwei Lichttage, zwei Lichtstunden, dreiundzwanzig Lichtminuten und neun Lichtsekunden von der Stelle des Durchbruchsversuchs am fünfzehnten März entfernt.«

»Ich verstehe«, sagte Rhodan und überschlug kurz die Entfernung. Es waren 5,44167 mal zehn hoch zehn Kilometer. »Lässt sich diese Barriere durchbrechen ... von innen oder von außen?«

Bi Natham schüttelte den Kopf. »Ein Vordringen der JOURNEE wird nur bis zur Feldgrenze möglich sein, im Sublichtflug wie auch per Hyperflug. Die temporale Barriere müssen wir uns als eine Art Wattewand vorstellen, an der der Energieaufwand exponentiell emporschnellt. Mit noch so viel Aufwand, noch so starker Beschleunigung, noch so viel Energieeinsatz ist ab einem bestimmten Punkt kein Vorankommen mehr möglich. Aber hier kommen die Syntronberechnungen!«

»Und?«

»Maßgeblich für die Gegenüberstellung sind folgende Werte. Die normale Außenzeit vom fünfzehnten März fünfzehn Uhr bis zum zwanzigsten März achtzehn Uhr zweiundvierzig Minuten und dreiundzwanzig Sekunden entsprechen insgesamt fünf Tagen, drei Stunden, zweiundvierzig Minuten und dreiundzwanzig Sekunden.«

445.343 Sekunden, überschlug Rhodan im Kopf.

»Und die relative Bordzeit der JOURNEE ...« Bi Natham Sariocc stockte. »Die Beobachtungen außerhalb von Andromeda sind zu ungenau, und die Messgeräte an Bord der JOURNEE arbeiten nicht ausreichend exakt, um den Wert genau zu bestimmen. Wir können aber immerhin eine Reduzierung der Relativbewegung von 234 Kilometern pro Sekunde auf etwa 25 erfassen... Wie gesagt, das ist nur ein Grobwert. Der Zeitbeschleunigungswert innerhalb von Andromeda liegt also bei etwa zehn. Ein exakter Wert wird sich erst in Kenntnis von Datum und Uhrzeit bei der Heimkehr in die Milchstraße ergeben.«

Falls wir jemals dorthin zurückkehren werden, dachte Rhodan. Er war wie betäubt. In Andromeda läuft die Zeit etwa zehnmal so schnell wie im restlichen Universum ab!

Drei Fragen leiteten sich daraus ab. Wie, wer und warum? Wobei die dritte wahrscheinlich die wichtigste war.

Der Resident stellte die erste. »Wie ist so etwas möglich?«

Das Schweigen sprach Bände. Niemand wusste eine Antwort darauf. Bis schließlich Tess Qumisha das Wort ergriff.

»Bei unseren Durchbruchversuchen hat weder die Hyperortung noch die Hypertastung irgendwelche konkrete Ergebnisse gebracht«, sagte sie. »Die Ortung vermochte die temporale Barriere nicht zu durchdringen, ist sozusagen an ihr abgeprallt. Die Barriere selbst ist nur äußert vage anzumessen. Ich habe erkannt, dass es dort ein hyperenergetisches Hindernis gab, Streustrahlung im ultrahochfrequenten Bereich des Spektrums, oberhalb von zehn hoch fünfzehn Kalup bis in einen nicht mehr exakt nachweisbaren Bereich hinein. Mehr aber auch nicht.«

»Und was schließt du daraus?«

»Es gibt mehrere Erklärungen«, sagte die attraktive, ganz in Schwarz gekleidete Frau. »Das als Zeitfeld umschriebene Phänomen ist wohl letztlich als eigenständiges Miniaturuniversum zu interpretieren, das vom Rest des Standarduniversums abgetrennt ist. Eine in sich geschlossene Blase als separierte Enklave von der Größe einer ganzen Galaxis!«

»Wobei es eine Feldstruktur mit ultrahochfrequenten Komponenten des hyperenergetischen Spektrums aufweist«, warf Bi Natham Sariocc ein.

»Genau!«, sagte Tess. »Wir dürfen hierbei die Möglichkeit nicht vergessen, das Zeitfeld auch im Sinne einer so genannten Pararealität zu sehen, die sich vom Rest des Standarduniversums durch den beschleunigten Zeitablauf unterscheidet.«

Ich habe eine gute Wahl getroffen, dachte Rhodan. Tess erwies sich als durchaus fähig, dem schrullig anmutenden Wissenschaftler geistig zu folgen und ihm zur Seite zu stehen.

»Eigentlich müssten wir in diesem Zusammenhang auch von der Strangeness und Strangeness-Barrieren sprechen«, sagte Bi Natham Sariocc. »Ich habe die Bordsyntronik dementsprechende Versuchsanordnungen simulieren lassen ...«

Tess schüttelte den Kopf. »Davon würde ich Abstand nehmen. Das führt erstens viel zu tief in unbewiesene Terminologien hinein, und zweitens wurde mit dem Begriff Strangeness viel zu viel Schindluder betrieben. Ich habe den Eindruck, dass dieser Begriff zurzeit bei den alteingesessenen Theoretikern als Erklärung für alles und nichts dient, und das überdies noch in sich widersprüchlich.«

»Trotz der Ergebnisse meiner Versuchsanordnungen empfinde ich deinen Einwand nicht als Zurückweisung«, sagte der Hyperphysiker.

Rhodan schluckte. Mittlerweile war es sicherlich allen Wissenschaftlern an Bord wie Schuppen von den Augen gefallen. »Wir müssen also davon ausgehen, dass die Invasoren uns technologisch weit überlegen sind. Dann sollten wir uns vielleicht mit der Frage beschäftigen ... warum gehen sie so vor?«

»Wer auch immer dafür verantwortlich ist, dahinter steht anscheinend eine gewaltige, möglicherweise eine kosmische Macht«, sagte Bi. »Und diese fremde Macht hat irgendetwas vor – etwas, das eine Menge Zeit erfordert und nicht von außen gestört werden darf. Deshalb die Beschleunigung und die Barriere.«

Es gefiel Rhodan gar nicht, aber er musste dem Hyperphysiker Recht geben. Auch wenn die Begegnung mit Kiriaade damit in weite Ferne rückte. Falls sie überhaupt jemals zustande kommen sollte. »Ist ein weiterer Durchbruchversuch sinnvoll?«

»Nein«, sagte Bi Natham Sariocc, der sich wie in seinem Element zu fühlen schien. »Ich habe alle Möglichkeiten durchgerechnet. Ein zweiter Durchbruch wird uns nicht gelingen, und wir werden auch kein einziges Schlachtschiff aus der Heimat anfordern können. Für die Überwindung der Barriere benötigten wir unendlich viel Energie, vergleichbar mit dem gegen unendlich wachsenden Energiebedarf, um ein Raumschiff auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Bis zu einem gewissen Grad kann sogar die Formel zur Zeitdilatation herangezogen werden.«

Rhodan verstand sofort. Bei der Annäherung an die Lichtgeschwindigkeit verging an Bord eines Raumschiffes im Vergleich zum außen stehenden Beobachter die Zeit langsamer – da sich innerhalb des Zeitfelds von Andromeda der Ablauf beschleunigt hatte, entsprach die Verlangsamung der asymptotischen Annäherung an den Normalzustand, der letztlich jedoch nicht erreicht werden konnte. Genauso wenig, wie es einem materiellen Körper mit einer Ruhmasse ungleich null möglich war, absolute Lichtgeschwindigkeit zu erreichen. Lichtquanten konnten sich nur mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, weil sie keine Ruhemasse hatten.

»Können wir die Barriere im Normalraum durchbrechen? Mit Unterlichtgeschwindigkeit?«

Der Hyperphysiker lächelte schwach. »Wenn diese temporale Barriere ganz Andromeda aus dem bekannten Standarduniversum reißt, können wir sie auch mit normalem Sublichtflug nicht durchdringen. Sie wirkt auf allen Ebenen ...«

»Dann wird sich auch in Andromeda bald einiges verändern«, sagte Rhodan.

»Hier am Rand sehr bald, im Innern der Galaxis in einigen zehntausend Jahren. Innerhalb des zwei Lichttage umfassenden Bereichs bis zum Zeitfeld der temporalen Barriere selbst stellt sich die Beobachtung nochmals anders dar. Wie die Probleme beim Durchdringen der JOURNEE gezeigt haben, ist die Barriere weder in der einen noch in der anderen Richtung auf normalem oder hyperphysikalischem Weg zu durchstoßen, das heißt, auch das Licht rennt von außen gegen diesen Wall an, ohne ihn durchdringen zu können. Im Inneren kommt auch nichts mehr an! Normaloptisch bedeutet das, dass sämtliche Galaxien, ja die gesamte Außenwelt, einfach verschwunden sind und der abgrundtiefen Schwärze Platz gemacht haben, die die Ortung uns gezeigt hat. Außer Andromeda selbst scheint es nichts anderes im Universum mehr zu geben!«

Rhodan schloss die Augen. Die Vorstellung war geradezu beklemmend. Eingeschlossen in einer Galaxie, die von einer fremden Macht bedroht wurde, vor der es keine Rettung zu geben schien. Getrennt von jeder möglichen Hilfe von außen ...

Er war schon in Galaxien gewesen, die von der Milchstraße unvorstellbar weit entfernt waren. In Tradom, an der Großen Leere. Auch dort hatte er es mit gefährlichen Gegnern zu tun gehabt. Aber so allein, so hilflos wie jetzt hatte er sich noch nie gefühlt.

Doch es blieb keine Zeit, mit dem Schicksal zu hadern. Er musste seine Pläne grundlegend revidieren.

Er würde das Versprechen, dass er Admiral Kethmero gegeben hatte, nicht halten können. Er würde nicht mit einer Flotte zurückkehren können, die sich den Invasoren entgegenstemmen konnte.

Aber er würde den Tefrodern helfen. Und den Maahks, und allen anderen Völkern Andromedas. Er würde mit ihnen zusammenarbeiten. Und die Geheimnisse der unbekannten Invasoren ergründen.

Diese Hilfeleistung lag schon in seinem ureigenen Interesse. Denn wenn es ihnen nicht gelang, sich gegen die Eindringlinge zu behaupten, würden sie alle gemeinsam untergehen.

Tefroder wie Maahks. Und die Handvoll Terraner an Bord der JOURNEE.

»Wir kehren nach Cyrdan zurück«, entschied er, »und beratschlagen unser weiteres Vorgehen mit den Tefrodern.«

In diesem Augenblick jaulte der nächste Alarm auf.

»Ortung!«, rief Cita Aringa. Die Plophoserin hatte sich die wichtigsten Funktionen ihrer Station in den Konferenzraum legen lassen.

Ein Holo manifestierte sich vor ihr und zeigte, wie ein linsenförmiger, hochkant gestellter Rumpf von 1,1 Kilometern Länge aus dem Hyperraum fiel.

Im ersten Augenblick kam Rhodan das Schiff wie ein durchschnittlicher Kastun-Raumer vor. Aber im zweiten machte er die Unterschiede aus.

Sie waren in der Tat unverkennbar. Die Oberfläche des Schiffes war von Hunderten völlig unterschiedlicher, anscheinend nachträglich angebrachter Aufbauten übersät.

Handelt es sich um jenes Schiff, das sie bereits beim Durchbruch nach Andromeda um ein Haar vernichtet hätte?, fragte sich Rhodan. Hat dieses Schiff uns gesucht und nun gefunden? Fällt ihm wirklich eine herausragende Rolle bei der Invasion Andromedas zu?

Aber handelte es sich bei diesem Schlachtschiff tatsächlich um ein Unikat, oder war es nur eins von vielen einer modifizierten Baureihe?

Rhodan hatte nicht die geringste Lust, es herauszufinden. Die JOURNEE war diesem Schiff nicht gewachsen, auch wenn die Energiespeicher bis zum Bersten gefüllt und sämtliche Waffen und Triebwerke funktionsfähig waren.

Zufrieden stellte er fest, dass Zim November unter seiner SERT-Haube schneller reagiert hatte, als es selbst ihm, dem Sofortumschalter, möglich gewesen wäre.

Die JOURNEE befand sich schon im Hyperraum, bevor der nicht identifizierte Angreifer den Kreuzer unter Feuer nehmen konnte.

Als die JOURNEE bei Cyrdan in den Normalraum zurückfiel und Rhodan die ersten Ortungsholos sah, stöhnte er unwillkürlich leise auf.

Der so schöne, grüne Planet mit seinem einzigen Kontinent Cyrdanan schien sich in der dreidimensionalen Darstellung immer schneller vor ihm zu drehen, immer schneller. Rhodan verspürte plötzlich ein starkes Schwindelgefühl. Nicht nur Cyrdan drehte sich, auch die Zentrale schien zu rotieren, um ihn herum zu wirbeln und alles daran zu setzen, ihn den Boden unter den Füßen verlieren zu lassen.

Cyrdan war kein grüner Planet mehr.

Und auch kein schöner.

Dichte Wolken trieben in großer Höhe über die Oberfläche, schneller, als irgendein natürlicher Wind sie vorantreiben konnte. Graubraune Wolken aus feinem Staub und grober Asche, aus glühender Schlacke und brennenden Funken.

»Expandierende Trümmerwolken auf unserem Anflugkurs«, vernahm er wie aus weiter Ferne Cita Aringas Stimme. »Ausweichmanöver!«

»Verstanden«, bestätigte Coa Sebastian. In diesem Moment kam Rhodan die Stimme der Kommandantin wieder einmal kalt und leblos vor, wie die eines Roboters.

»Bei den Trümmerwolken handelt es sich der Zusammensetzung nach um ...«

Rhodan wünschte sich, die Stimme der Plophoserin nicht mehr hören zu müssen, sie einfach ausschalten zu können, wie eine lästige Werbung im Trivid. Aber die Stimme trug keine Schuld. Sie änderte nichts an den Fakten.

Den Realitäten.

Perry wusste genau, worum es sich bei den Trümmerwolken handelte.

Um die Reste von fünfzig tefrodischen Raumschiffen. Um Admiral Kethmeros 36. Außenrandflotte.

Rhodan ballte die Hände zu Fäusten.

»Ortung!«, rief die Plophoserin. »Ganz am Rand der Reichweite unserer Geräte. Hyperraum-Aktivität, sonst hätten wir sie nicht mehr entdeckt.« Mit sicheren Handbewegungen generierte sie neue Hologramme.

Sie zeigten Raumschiffe, klein und seltsam verschwommen, was an der gewaltigen Entfernung liegen mochte, in der die Schiffe sich befanden. Doch schon im nächsten Augenblick hatte die Syntronik die Modelle erkannt und besserte die Darstellung nach.

Vorlagen hatte sie wahrlich genug.

Schiffe mit einem linsenförmigen, hochkant gestellten Rumpf, strömungsgünstig geformt wie ein Thunfisch, aus einem mattgrauen Metall. Mit einem Bug, der Rhodan wie ein dünnlippiges, fünfzig Meter weit vorgestülptes, aufgesperrtes Maul vorkam, in dessen Innerem ein sonnenhelles Feuer brannte.

Ein Feuer, das Tod und Vernichtung über eine wunderschöne Welt gebracht hatte.

»Eine Flotte der Kastun-Kriegsschiffe. Sie tritt gerade in den Hyperraum ein. Ich orte noch sechsundzwanzig ... achtundzwanzig Einheiten. Unbekannt, wie viele den Normalraum bereits verlassen haben.«

Rhodan blickte mit ohnmächtigem Zorn auf die Orterdisplays.

Dann hörte er einen leisen, aber lang gezogenen Schrei, fast schon ein Wehklagen.

Er schaute auf. Er wusste nicht, welches Mitglied der Zentralebesatzung ihn ausgestoßen hatte, musste aber nicht lange rätseln. Tess, Benjameen, Coa ... sie alle sahen zu Zim November hinüber, der sich trotz der SERT-Haube fast aus seinem Sessel erhoben hatte.

Solch eine übertriebene Reaktion hätte Rhodan dem jungen Emotionauten nicht zugetraut. Er hatte eine Ausbildung hinter sich, die ihn gut auf das Grauen vorbereitet hatte, dem er auf seinen Flügen früher oder später begegnen würde.

Doch dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Zim hatte sich auf Cyrdan auffällig um die Medikerin Raye Corona bemüht, ihre Nähe gesucht und sie begleitet, wann immer sich für ihn die Möglichkeit ergeben hatte. Konnte es sein ...?

Rhodan ließ den Gedanken fallen. »Wir landen«, sagte er, »und suchen nach Überlebenden.«

»Sinnlos«, vernahm er eine grausam verzerrte, gebrochene Stimme, die er kaum als die eines Menschen identifizieren konnte. »Völlig sinnlos.«

Trotzdem wusste er sofort, wer gesprochen hatte. »Wir landen trotzdem, Zim«, sagte er sanft.

Cyrdanan ... das Nedhelor-Gebirge ... das Turfin-Tiefland ... das Haffeinan-Binnenmeer ... Die JOURNEE flog über diese markanten Landmarken hinweg, und Rhodan wusste, dass es sie gestern noch gegeben hatte, dass gestern hier Millionen Tefroder in Gondrelin gelebt hatten, in Braras, Eradan, Amronir und wie die Städte alle hießen.

Und jetzt ... fette, dunkelbraune Wolken, die den Blick auf eine Oberfläche verbargen, die wohl keine saftigen, grünen Tieflande mehr hatte, kein Binnenmeer, das in unzähligen Farbabstufungen schimmerte, keine schroffen Gebirge und sanften Hügel.

Die JOURNEE flog durch Wolken, die immer dichter wurden, je näher sie der Oberfläche kam, und die von der Syntronik aufbereiteten Daten der Ortung zeigten keine Städte oder Seen, keine Gebirge oder Ebenen, sondern Staub, nichts als Staub.

Dann hatten sie die Wolkendecke durchstoßen, und sie riss auf, und Rhodan sah in einer echten optischen Darstellung ein aufgewühltes, peitschendes Meer, das sich aufbäumte, als wolle es jede Landmasse, die es bislang eingezwängt hatte, verschlingen und in seine Tiefen hinabreißen.

Er kniff die Augen zusammen und konnte einzelne Verstrebungen ausmachen, die aus den tobenden Fluten ragten, dann riesige Plattformen aus einem Material, das besonders widerstandsfähig sein musste, weil es diesem Inferno widerstanden hatte, und schließlich sogar Gebilde, die ihn entfernt an Teile einer Stadt erinnerten. Einzelne Wände von Türmen, die sich einst stolz in den Himmel gereckt hatten, nun aber willkürlich abgeschnitten worden zu sein schienen. Mannshohe Grundmauern von raumschiffhohen Industriekomplexen, einzelne Pfeiler von Brücken, dort vielleicht sogar eine einzige Mauer des Schiffs einer Kirche, in der die Cyrdaner zu irgendwelchen Gottheiten gebetet und Schutz gesucht hatten, Schutz, den niemand ihnen geben konnte, auch nicht ihre allmächtigen Schöpfer.

Die JOURNEE setzte auf einer etwas über einen Kilometer durchmessenden Plattform auf.

Das war einst Athreel, dachte Rhodan, Athreel die Prächtige, die Schwimmende Stadt im Amro-See, nur von einem Gezeitenwall getrennt vom gewaltigen Haffeinan-Binnenmeer.

Den Gezeitenwall gab es nicht mehr. Und Athreel auch nicht.

»Die Oberfläche von Cyrdan wurde von Intervallkanonen verwüstet«, sagte Vorua Zaruk. Die Stimme der für die Offensiv- und Defensivwaffen zuständigen Epsalerin klang gebrochen. »Es gibt keine Überlebenden.«

»Ich gehe trotzdem kurz raus«, sagte Rhodan.

»Ich komme mit«, sagte Zim November. Er hatte die SERT-Haube bereits hochgefahren.

Rhodan musterte den Emotionauten lange. Dann nickte er.

Es war kalt in Athreel, der von der Sonne verwöhnten schwimmenden Stadt, so kalt, dass Rhodan den Galornenanzug schloss. Die Salven der Intervallkanonen schienen der ehemals so blühenden Welt jegliche Wärme entzogen zu haben.

Die Fluten schlugen peitschend gegen die Plattform, und die Gischt war so dicht, dass sich bei Rhodan der Eindruck einstellte, mitten im tosenden Meer zu stehen.

Trotzdem senkte sich unentwegt Staub. So viel Staub, dass er nicht vollständig von der Feuchtigkeit erfasst und vereinnahmt und durchnässt werden konnte. Der graue Staub und darunter der Schlamm lagen so hoch, dass Rhodan bis zu den Knien darin versank. Fast ganz Athreel war pulverisiert worden.

Rhodan fragte sich kurz, ob er durch den Staub von Gebäuden watete, von Maschinen oder durch den von Tefrodern. Diese dort graue, dort braune, dort trockene, dort schlammige Masse ... war dieser Rückstand die Substanz eines Lebewesens, das vor wenigen Stunden noch gelacht oder geflucht, geliebt oder gehasst hatte?

Er sah zu Zim hinüber. War das jener Teil Athreels, den er gemeinsam mit Raye Corona durchstreift hatte, der nun in Trümmern lag, verbrannt und grauer Staub war? Sie waren nur wenige Tage auf Cyrdan gewesen. Hatte der junge Emotionaut sich tatsächlich in die Medikerin verliebt und musste nun mit einem schrecklichen Verlust fertig werden?

»Perry«, riss Citas Stimme ihn aus seinen Gedanken. »Wir haben schwache Funkimpulse aufgefangen. Angeblich Notsignale von einem tefrodischen Frachter namens ILKIN, der stark beschädigt ist und dringend Hilfe benötigt.«

Angeblich, dachte Rhodan. Er wusste genau, was die Plophoserin mit dieser Formulierung sagen wollte.

»Wir kommen sofort zurück«, entschied er. »Starte unverzüglich mit Kurs auf den Raumer, sobald wir an Bord sind!«

Er sah sich nach Zim um. Doch der Emotionaut stapfte schon die wenigen Meter durch den Staub und Schlamm zu dem Spürkreuzer, wie ein Besessener, der seine Umwelt – und technische Hilfsmittel wie zum Beispiel ein Antigravgerät – völlig vergessen hatte.

Als empfände er, dachte Rhodan, eine wilde, im Grunde völlig irreale Hoffnung, ausgerechnet Raye Corona könnte sich an Bord dieses Frachters befinden ...

Das Handelsschiff war ein Kugelraumer mit Ringwulst und einem Durchmesser von 600 Metern, ein ganz normales tefrodisches Modell. Es war ein halbes Wrack, das – von ihnen aus gesehen – oberste rechte Zehntel der Kugel schien geradezu pulverisiert worden zu sein. Schwer angeschlagen und offensichtlich manövrierunfähig trieb es durch das All.

Ein Wunder, dass das Schiff nicht explodiert ist, dachte Rhodan. Seine Betroffenheit wich einer hilflosen Wut. Die Tefroder von Cyrdan hatten ihnen in ihrer Notlage geholfen, ohne Fragen zu stellen, ihnen allen – oder den meisten von ihnen – das Leben gerettet. Jetzt waren sie selbst Opfer eines Angriffs geworden, und er war nicht zur Stelle gewesen, um ihnen beizustehen.

»Schwere Schäden«, meldete Cita. »Ein Streifschuss aus einer Intervallkanone.«

»Vermutlich aus großer Entfernung abgefeuert«, fügte Bruno Thomkin hinzu. »Die Treffergenauigkeit der Intervallkanonen nimmt bei steigender Entfernung überproportional ab.«

»Keine auffälligen energetischen Muster«, sagte die Plophoserin.

»Die haben wir bei dem Wrack an der Grenze von Andromeda auch nicht feststellen können.«

»Befürchtest du auch hier eine Falle?«, fragte Coa Sebastian.

Rhodan schüttelte stumm den Kopf.

»Holoverbindung«, meldete Cita. »Es ist unglaublich, echte tefrodische Wertarbeit ... bei all den Zerstörungen arbeiten die Holoprojektoren noch!«

Vor ihnen bildete sich die dreidimensionale Darstellung einer stämmig wirkenden Tefroderin. Zuerst flackerte das Holo, dann stabilisierte es sich. Einige Worte der Vorstellung gingen in lautem Knistern unter. »... bin Laretha Mongath ... Kommandantin der ILKIN ...«

»Was ist passiert?«, fragte Rhodan.

»... Angriff ... haben Flüchtlinge von Cyrdan aufgenommen ... Streifschuss ... konnten fliehen und ... die Vernichtung überstanden, indem wir sämtliche Aggregate abschalteten und uns tot stellten.« Endlich stand die Verbindung.

»Wie viele Flüchtlinge haben sich in die ILKIN retten können?«

»Einige tausend, wir haben völlig den Überblick verloren, die ILKIN platzt aus allen Nähten ...«

»Braucht ihr medizinische Hilfe?«

»Und technische, es kommt immer wieder zu Vakuumeinbrüchen, einige Meiler stehen kurz vor der Explosion ...«

»Wir stellen ein Kommando zusammen, das auf die ILKIN überwechselt und Umfang und Art der notwendigen Hilfeleistung abklärt! Ist die ILKIN geentert worden?«

»Was?« Die Kommandantin sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an. »Ich habe doch gerade gesagt ...« Die dreidimensionale Darstellung löste sich auf; die Holoverbindung war wieder zusammengebrochen.

»Wir gehen rein«, entschied der Resident.

»Es könnte trotzdem eine Falle sein«, warnte die Kommandantin.

Rhodan schüttelte den Kopf. »Wir wurden Zeugen, wie die Kastun-Raumer das System verlassen haben. Es blieb ihnen nicht genug Zeit für solche Manipulationen. Aber wir werden trotzdem vorsichtig sein. Niemand kann sagen, wie es im Inneren der ILKIN aussieht.«

»Die JOURNEE bleibt natürlich in Alarmbereitschaft?«

»Natürlich, Coa. Die Kastun-Schlachtschiffe können jederzeit zurückkehren. Benjameen, du leitest das Kommando. Begleiten werden dich ...«

»Ich will dabei sein!«

Erstaunt sah Perry zu Zim November hinüber, der die SERT-Haube hochgefahren, sich erhoben und ihn dann unterbrochen hatte. Er schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage, Zim. Als Pilot der JOURNEE können wir hier nicht auf dich verzichten.«

Der junge Emotionaut schluckte. »Ich ... ich bestehe darauf, mit dem Kommando in die ILKIN überzuwechseln«, sagte er, sah Rhodan herausfordernd an, senkte dann aber den Blick.

»Es tut mir Leid. Sollten die Kastun-Schlachtschiffe noch einmal nach Cyrdan zurückkehren, bist du der wichtigste Mann an Bord. Du wirst auf der JOURNEE bleiben!«

Zim schüttelte den Kopf, hob ihn wieder und sah Rhodan an. In seinem Blick schwang etwas mit, das der Resident nicht sofort einordnen konnte. »Ich ... ich muss auf die ILKIN, Perry. Bitte!«

Nachdenklich kniff Rhodan die Augen zusammen. »Beharrst du aus einem bestimmten Grund darauf, an diesem Kommando teilzunehmen?«

»Ich ... ich muss an Bord dieses Schiffes, Perry! Es ist für mich sehr wichtig.« Das war zwar keine Antwort auf seine Frage, aber Zims Erröten verriet ihm alles.

Solch eine glühende Leidenschaft hatte Rhodan bei dem jungen Piloten noch nie zuvor bemerkt. Es muss ihn wirklich schwer erwischt haben, dachte der Resident.

»Na schön, ich halte das Risiko für vertretbar. Du wirst das Kommando begleiten.«

»Danke, Perry«, sagte Zim und wollte sich umdrehen.

»Aber eins ist klar.« Rhodans scharfer Tonfall ließ den Piloten innehalten. »Auf Benjameens oder meine Anweisung wirst du sofort auf die JOURNEE zurückkehren. Es wird keine zweite derartige Diskussion geben. Verstanden?«

»Verstanden, Perry. Du kannst dich auf mich verlassen.« Mit knallrotem Gesicht verließ der junge Emotionaut die Zentrale.

Mit brennenden Augen starrte Zim November auf das Wrack, dem die SPIRIT sich langsam näherte. Für den Emotionauten flog die 30 Meter durchmessende Space-Jet viel zu langsam.

Raye, dachte er, ich weiß, dass du an Bord der ILKIN bist. Ich weiß es einfach!

Lächerlich, sagte eine andere Stimme tief in seinem Inneren. Wie viele Tefroder haben auf Cyrdan gelebt? Einhundert Millionen? Und wie viele haben sich an Bord dieses Schiffes retten können? Zehntausend? Eine gute Chance, meinst du nicht auch?

Aber sie war auf dem Raumhafen, als die JOURNEE startete. Sie hat Admiral Kethmero begleitet. Ich habe sie selbst gesehen. Das erhöht die Chance beträchtlich!

»Andockmanöver in zehn Sekunden«, sagte Benjameen da Jacinta. »Wir wissen nicht, was für Bedingungen auf dem Schiff herrschen. Also Raumhelme schließen!«

Ein Ruck durchlief das Beiboot, und wenige Sekunden später bestätigte die Syntronik, dass das Manöver abgeschlossen war. Langsam, viel zu langsam öffnete sich das Schott.

Zim musste sich davon abhalten, sich einfach an dem Arkoniden vorbeizudrängen. Doch als er die ILKIN dann hinter ihm betrat, prallte er entsetzt zurück. In dem Gang, den sie betraten, lagen Dutzende schwer verletzte, teilweise verstümmelte Tefroder.

Über den Helmfunk hörte er, wie einer seiner Begleiter laut schluckte. Er wusste nicht, wer, aber das Geräusch hätte genauso gut von ihm stammen können.

»Helme können wieder geöffnet werden«, sagte Benjameen. »Folgt mir zur Zentrale!«

Ein Gang war wie der andere, und schon nach wenigen Sekunden hörte sich auch das Stöhnen der Verletzten gleich an. Er konnte keine zehn Meter gehen, ohne dass eine Hand nach ihm griff, ein Verzweifelter ihn um Hilfe anflehte. Schon nach wenigen Schritten kam er sich wie in einem Albtraum vor. Er versuchte, starr geradeaus zu sehen, jeden Blickkontakt mit den Tefrodern zu vermeiden, doch das Wimmern der Überlebenden schien immer lauter zu werden.

»Perry?«, vernahm er über Funk Benjameens Stimme.

»Ich höre.«

»In der ILKIN stellen sich die Zustände leider so dramatisch dar, wie wir sie von außen befürchtet haben. Die meisten Aggregate sind zwar intakt, doch wir haben bereits Hunderte Verletzte und zahlreiche Tote entdeckt. Die Zustände sind chaotisch, auch in hygienischer Hinsicht. Die ILKIN ist ein reines Flüchtlingsschiff.«

»Ich verstehe.«

»Wir stoßen zur Zentrale vor und melden uns dann von dort wieder. Ende.«

Warum hat Benjameen diesen Bericht gegeben?, dachte Zim. Die Holokameras übertragen doch alles an Bord der JOURNEE!

Natürlich, wurde es ihm dann klar. Er wollte seine Stimme hören, irgendeine, nur nicht mehr dieses Stöhnen, diese Schreie ...

Raye, dachte er.

Benjameen und die beiden anderen achteten gar nicht auf ihn. Perry hatte ihm nur befohlen, auf Aufforderung sofort zur JOURNEE zurückzukehren, nicht aber, sich nicht von dem Kommando zu trennen. Und sein Ziel war nicht die Zentrale.

Er wusste, wo er Raye finden würde.

Wenn sie noch lebt, dachte er, wird sie anderen helfen. Ich muss nur die Medostation der ILKIN suchen. Dort wird sie gebraucht. Dort werde ich sie finden.

Er stolperte an gekrümmten Leibern, Lachen aus vertrocknetem Blut und Todgeweihten vorbei. Benjameen hatte gar nicht bemerkt, dass er sich abgesondert hatte.

Doch dann verspürte Zim wieder eine irrwitzige Hoffnung. Je tiefer er ins Innere des Schiffes vordrang, desto besser schienen die Zustände zu werden. Nicht ausreichend oder gar erträglich, aber immerhin besser. Nun sah er immer öfter Tefroder, die in der Lage waren, anderen zu helfen, Verletzte zu bergen, Tote fortzuschaffen.

Wohin?, dachte Zim. Wohin bringen sie all diese Toten?

Er hielt einen dieser Helfer fest, der an ihm vorbei stampfte, den Blick geradeaus gerichtet. »Wo ist die Medostation?«, fragte er ihn, schüttelte ihn, als er nicht antwortete, an den Schultern. Doch der Mann reagierte noch immer nicht, schien ihn gar nicht wahrzunehmen.

Zim ließ ihn los und ging weiter, zu dem nächsten Tefroder, der sich um einen Verletzten kümmerte, neben ihm kniete und vergeblich versuchte, den Blutfluss aus einer klaffenden Beinwunde zu stoppen.

»Ich brauche deine Hilfe«, sagte Zim.

Der Tefroder schaute nicht einmal hoch.

Zim legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wo ist die Medostation?«

»Deck sieben.«

»Wie finde ich dorthin? Wo ist der nächste Antigravschacht?«

Nun schaute der junge Mann hoch, sah Zim an, als käme der aus einer anderen Welt, was ja irgendwie auch stimmte. Entsetzt sah Zim, dass sein Gesicht schwere Brandwunden aufwies.

»Ganz einfach«, sagte der Tefroder, »du musst nur den Verletzten folgen, sie kennen den Weg.«

Zim ging weiter. Ganz ruhig. Denke logisch nach. So sehr unterscheiden sich tefrodische Raumschiffe in ihrem Aufbau nicht von terranischen.

Weiter, immer weiter, vorbei an einem Dutzend länglicher Pakete aus isolierender Thermofolie. Zim musste seine Phantasie nicht bemühen, um zu erahnen, was sich unter der Folie befand.

Der Antigravschacht befand sich genau dort, wo er es vermutet hatte. Aber er musste warten, sich schließlich durch Dutzende Tefroder drängen, die ihn ebenfalls benutzen wollten. Er war ihnen gegenüber im Vorteil. Er war unverletzt und bei bester Gesundheit.

Deck sieben. Er verließ den Antigravschacht, sah sich um. Hunderte von Tefrodern in einem Raum, der höchstens fünfzig aufnehmen konnte. Er schob Verletzte beiseite, die auf Hilfe warteten, stieg über Sterbende hinweg, die zusammengebrochen waren, bis eine kleine, resolut wirkende Frau ihn am Oberarm festhielt. Ihr Griff war erstaunlich kräftig.

Ihr grüner Overall war blutverschmiert, und der Blick ihrer Augen war längst nicht mehr traurig, sondern nur noch leer. »Zutritt nur für Notfälle«, sagte sie. »Du gehst am besten zur Zentrale.«

»Ich suche Raye Corona. Sie ist Medikerin. Weißt du, wo sie ist?«

Die Frau starrte ihn an, als habe er den Verstand verloren. »Eine Raye Corona gehört nicht zur Besatzung. Aber wenn sie Medikerin ist, operiert sie. Doch du kannst da nicht rein.«

Zim ging einfach weiter. Zuerst versuchte die Frau, ihn aufzuhalten, doch dann ließ sie ihn los. Sie hatte keine Zeit, sich mit einem Verrückten abzugeben.

Verzweifelt schaute er sich um. Nun sah er immer wieder Männer und Frauen in grünen Overalls, doch Raye war nicht dabei.

Der Gang hinter dem Vorraum war nicht so überfüllt. Zehn, fünfzehn Türen. Hinter welchen befanden sich Operationssäle?

Er ging drei, vier Schritte weiter, und dann hörte er die vertrauten Töne, leise, doch eindringlich.

Lasky Baty.

Seine verzweifelte Hoffnung hatte einen Namen bekommen. Er ging zu der Tür, hinter der die Musik erklang, stieß sie auf, trat in einen hellen, kalten Raum, sah Medoroboter und einen Operationstisch und einen Tefroder mit einer klaffenden Brustwunde darauf und eine schlanke, zierliche Gestalt, die sich über ihn beugte.

Er wollte sich räuspern, doch kein Ton drang über seine Lippe. Er wollte sprechen, doch sein Hals war wie ausgetrocknet. Er brauchte drei Versuche, bis er es schaffte. »Raye ...«

Sie hob den Kopf, und sein letzter Zweifel wich. Er konnte sein Glück nicht fassen. Der Raum war auf einmal nur noch strahlend hell, aber nicht mehr kalt.

Ihre Blicke trafen sich.

»Zim?«, sagte sie fassungslos. »Zim?«

»Ich habe versprochen, dass ich zu dir zurückkehre«, murmelte er.

»Zim, es ist so schrecklich ...« Ihre braunen Augen waren stumpf, das Leid darin fügte ihm körperliche Schmerzen zu. »Er ist tot, ich konnte ihm nicht mehr helfen.«

Er wusste genau, dass sie mit dem ersten Satz nicht diesen einen Patienten meinte, den sie verloren hatte.

Sie deckte die Leiche zu.

Sie hatte noch immer keinen Schritt auf ihn zu getan.

Zim fühlte sich völlig hilflos. Warum war er ihr gegenüber so unsicher?

»Sie haben alles zerstört, alle getötet«, sagte sie. »Unsere Heimat existiert nicht mehr.« Ihre Schultern bebten, plötzlich liefen Tränen über ihr Gesicht.

»Es tut mir so Leid ...« Natürlich konnten seine Worte sie nicht trösten, aber was sollte er sagen? »Wir werden euch helfen. Wir werden eure Verletzten versorgen und ...« Er verstummte.

»Ach, Zim«, sagte sie.

Sie wirkte so zerbrechlich, wie sie dort vor ihm stand. Das Lächeln in ihren Augen war erloschen. Würde es jemals zurückkehren?

Endlich wagte er es, seinem Gefühl nachzugeben. Er trat zwei, drei Schritte vor und breitete die Arme aus.

Und sie trat zu ihm, und seine Arme schlossen sich um sie, und sie drückte sich an ihn. Ganz klein und zerbrechlich kam sie ihm vor.

»Wir werden es schaffen«, hörte er sich sagen. »Du musst Vertrauen haben.«

Er empfand ein Glück wie noch nie zuvor in seinem Leben. Doch wie konnte er glücklich sein, wenn Raye weinte?

Endlich sagte er das, was er eigentlich sagen wollte. Er sagte es nicht, er flüsterte es, er hauchte es. »Raye, ich ... ich liebe dich.«

Und sie hörte auf zu weinen und küsste ihn.

»Kannst du das riskieren?«, fragte Laretha Mongath. Die untersetzte, resolut wirkende Kommandantin der ILKIN sah Rhodan an. »Unsere Überlichttriebwerke haben den Angriff wie durch ein Wunder überstanden, die Unterlichttriebwerke sind nur noch Schrott. Das könnte Probleme bereiten.«

Rhodan erwiderte den Blick der Tefroderin. »Unser Kommando ist soeben auf die JOURNEE zurückgekehrt«, sagte er. »Die Lage an Bord der ILKIN ist katastrophal. Sollen wir euch hier zurücklassen? Wie lange steht ihr es allein durch? Einen halben Tag? Einen ganzen? Wie viele Besatzungsmitglieder sterben jede Stunde in euren Medostationen?«

Laretha Mongath schwieg. Ihr lebensgroßes Holo, das Rhodan direkt vor sich sah, war trotz der technischen Schwierigkeiten so detailliert aufgebaut, dass der Resident auch ihr Minenspiel deuten konnte. Er hatte den Eindruck, dass sie zögerte, seine Hilfe anzunehmen. Vielleicht war sie einfach zu stolz dafür, vielleicht empfand sie diese Hilfe als Eingeständnis ihres Versagens.

Aber was hätte sie gegen ein Kastun-Schlachtschiff ausrichten können? Sie nickte kaum merklich.

»Der Transport wird schwierig«, fuhr er fort. »Aber wir werden die ILKIN auf jeden Fall ankoppeln und zu einer in der Nähe gelegenen tefrodischen Welt in Sicherheit bringen.«

Die Kommandantin der ILKIN wandte den Blick ab. Offensichtlich hatte sie Schwierigkeiten damit, sich helfen zu lassen. »Ich schlage Ka-Tygo vor«, sagte sie nach einer geraumen Weile. »Dort wird man den Verletzten helfen können.«

»Ich lasse die Position dieser Welt aus den Sternenkarten heraussuchen.«

»Und wie wollt ihr die ILKIN schleppen? Sie ist sechsmal so groß wie die JOURNEE.«

»Das werden meine Experten entscheiden. Mit unseren Hochenergie-Ankern und den Traktorstrahlen wird das zu bewerkstelligen sein. Wir lassen euch auf keinen Fall allein hier zurück.«

»Danke«, sagte Laretha Mongath und unterbrach die Verbindung. Das Hologramm fiel in sich zusammen. Rhodan schaute zu Coa Sebastian hinüber. Die Kommandantin nickte. »Ich treffe alle Vorbereitungen zum Ankoppeln des Frachters.«

Rhodan wollte sich aus seinem Sessel erheben – und erstarrte mitten in der Bewegung. Jetzt schlafe ich nicht, dachte er. Träume ich nicht. Und ich bin nicht der Einzige, der sie sieht.

Vor ihm flimmerte die Luft, schien dann zu brodeln, sich mit einem unerklärlichen Effekt zu verdichten, zu Substanz zu werden und Gestalt anzunehmen. Schwache Umrisse bildeten sich heraus, eine humanoide Form ...

Lange, bevor sie sich endgültig manifestiert hatte, wusste der Resident, um wen es sich handelte. Oder um was.

»Kiriaade«, flüsterte er.

Sie war so überirdisch schön wie bei ihrer ersten Erscheinung, vor über 14 Tagen in seiner Kabine an Bord der LEIF ERIKSSON. Und sie trug wieder das halb transparente, bis zu den Knöcheln reichende Kleid, das trotz des ziemlich durchsichtigen Stoffes keinerlei Merkmale der Figur enthüllte. Nun konnte er erkennen, dass ihre Füße tatsächlich dicht über dem Boden schwebten.

Sie kam ihm vor wie eine Frau aus Fleisch und Blut, aber sie war eindeutig keine.

Aus dem Augenwinkel sah er, dass Tess Qumisha, Cita Aringa und auch Coa Sebastian hektisch an ihren Konsolen arbeiteten.

Jetzt hatte Kiriaade sich endgültig manifestiert. Rhodan hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um sie zu berühren, doch er war zu keiner Bewegung imstande. Wie gebannt betrachtete er die Frau, ihr Gesicht, die Umrisse ihres Körpers unter dem dünnen Stoff.

»Rhodan!«, sagte sie. Der Resident wusste nicht, ob er ihre Stimme tatsächlich hörte oder er in seinem Kopf nur ihre Gedanken wahrnahm. »Wir brauchen deine Hilfe, oder eine ganze Galaxis wird untergehen!«

Ihr Flehen erschien Rhodan drängender als zuvor, aber er vermochte ihre Worte kaum wahrzunehmen. Das engelsgleiche Wesen mit den Kohlenaugen strahlte eine Faszination aus, wie er sie noch nie zuvor in seinem langen Leben wahrgenommen hatte. Sie erfasste ihn voll und ganz, vereinnahmte all seine Gedanken und spülte sie hinweg. Er war nur noch ein Tropfen in einem reißenden Fluss, der sich in einen riesigen Ozean ergoss, und dieses Meer war Kiriaade.

Er musste sie finden. Etwas Wichtigeres gab es nicht.

Dann war sie verschwunden. Schneller diesmal, nicht so zögerlich, als hielte sie an ihrer Existenz fest, wolle sie nicht aufgeben, und wenn doch, dann zumindest nur widerwillig.

»Keinerlei Ortungen«, sagte Coa Sebastian. »Aber diesmal habe ich sie auch gesehen. Diesmal haben wir alle sie gesehen.«

Der Resident reagierte nicht auf ihre Worte, sah einfach nur geradeaus, dorthin, wo gerade noch Kiriaade gestanden hatte.

Erst nach einer schieren Ewigkeit wandte er den Blick ab, schaute zur Borduhr. Sie zeigte das Datum vom 20. März 1312 NGZ.

Was für eine Bedeutung hat das noch?, dachte Rhodan.

Ihre Zeitrechnung war nur noch eine relative. Die Bordzeit der JOURNEE und die Zeit, die in der heimatlichen Milchstraße verging, waren längst nicht mehr identisch.

ENDE

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband)

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