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Kapitel 6

Bordzeit Spürkreuzer JOURNEE, 21. März 1312 NGZ

Die Entfernung war nahezu unbedeutend. 2915 Lichtjahre bis zu Chemtenz, ein Katzensprung für ein modernes Überlicht-Triebwerk.

Im Rumpf der JOURNEE klaffte eine Lücke. In der nun leeren Modulbucht war während des Fluges von der Milchstraße nach Andromeda das neue Grigoroff-Zusatztriebwerk verankert gewesen. Es hatte dem Kugelraumer eine erstaunliche Geschwindigkeit verliehen: 200 Millionen Mal schneller als das Licht. Doch beim Flug durch die rätselhafte Zeitbarriere war das Zusatztriebwerk irreparabel beschädigt worden.

Der Metagrav erlaubte dem Kreuzer immer noch einen Überlichtfaktor von bis zu 90 Millionen. Das bedeutete für den Flug von Ka-Tygo nach Chemtenz eine Zeit von 17,02 Minuten, Beschleunigungs- und Bremsmanöver nicht einberechnet. Auch das war ein Wert, den längst nicht jedes Raumschiff erreichte.

»Rücksturz in zwei Minuten«, verkündete die Kommandantin. »Alarmzustand bis zur Landung auf Chemtenz.«

Archivdaten des Kraltmock-Systems wurden eingeblendet. Zehn Planeten umliefen die gelbe Sonne im der Milchstraße zugewandten Außenbereich des Andromedanebels. Chemtenz, die dritte Welt, hatte einen Äquatorialdurchmesser von knapp über 12.000 Kilometern, wies mittlere Temperaturen von beachtlichen 31 Grad Celsius auf und verfügte demzufolge über ein von subtropischer Vegetation geprägtes Klima. Diese Welt war ein Paradies mit hoher Luftfeuchtigkeit, überwältigend schönen und naturbelassenen Stränden ... und ein Symbol des Friedens für ganz Andromeda.

Die Hyperraum-Etappe der JOURNEE endete zwischen den Umlaufbahnen der beiden äußeren Planeten. Rhodan rechnete mit Scanimpulsen, die den Spürkreuzer trafen, mit Hyperfunksprüchen, die ihn zur Identifizierung aufforderten. Doch beides blieb aus. Der Einflug in ein unbesiedeltes Sonnensystem wäre kaum anders gewesen.

»Sich tot zu stellen, um nicht aufzufallen, scheint derzeit die am häufigsten praktizierte Methode in Andromeda«, bemerkte Vorua Zaruk hinter dem Waffenleitstand.

Der Hyperphysiker Bi Natham Sariocc wandte sich der umweltangepassten Epsalerin zu. Scheinbar gedankenverloren hatte er die Arme vor der Brust verschränkt, und sein Gesicht blieb so ausdruckslos wie zuvor. »Es ist Buddhas Anliegen, den Menschen die Augen zu öffnen und ihnen die Wahrheit zu zeigen.«

»Was meinst du, Bi Natham?«, fragte die Epsalerin plump.

»Er spricht davon, dass wir zu spät gekommen sein könnten«, antwortete Perry Rhodan.

Die Anspannung wurde fast körperlich spürbar. Chemtenz war die letzte Hoffnung auf einen Kontakt zur Milchstraße, zwar nur vage und gegen alle Vernunft, aber immerhin eine Aussicht. Falls Chemtenz nicht mehr existierte, lief die Invasion gezielter ab, als alle bislang angenommen hatten.

Mit Höchstwerten drang die JOURNEE tiefer ins Kraltmock-System ein. Natürlich spürte Zim November unter der SERT-Haube die Bedrohung. Falls Kastuns im Ortungsschutz lauerten, musste der Spürkreuzer innerhalb kürzester Frist in den Überlichtflug gehen können.

»Keine Energieortung«, meldete Cita Aringa. »Weder im interplanetaren Raum noch auf einem der Planeten.«

Die JOURNEE erreichte halbe Lichtgeschwindigkeit und beschleunigte weiter.

Träge tropften die Sekunden dahin. Jede einzelne nährte die Gewissheit, dass die Botschaftswelt den Invasoren zum Opfer gefallen war. Die Fremden überzogen Andromeda mit einem Netz aus Leid und Tod.

Nach zehn Minuten war Perry Rhodan sich seiner Sache sicher und aktivierte den Hyperkom.

»Terranischer Spürkreuzer JOURNEE ruft Chemtenz. Botschafter Ivanauskas, hier spricht Perry Rhodan. Warum reagiert niemand auf unseren Einflug?«

Keine Antwort.

»Perry Rhodan ruft Chemtenz! Meldet euch!«

»Nichts«, stellte Aringa fest. »Nicht einmal ein lausiges Echo kommt zurück.«

Eine kurze Überlichtetappe brachte den Spürkreuzer näher ans Ziel. Es gab kaum noch Zweifel daran, dass die Invasoren das Kraltmock-System heimgesucht hatten. Die absolute Stille auf den Hyperfrequenzen war unheimlich.

»Perry«, meldete sich Tess Qumisha überraschend, »es gibt Anzeichen für eine Raumschlacht während der letzten Tage. Ich habe die Normalortungen mit speziellen Parametern abgefragt und finde deutliche Schwankungen in der Partikelverteilung. Zudem existiert ein hyperenergetischer Nachhall.«

Rhodan runzelte die Stirn, was die Hyperphysikerin zu einer weiteren Erklärung veranlasste. Tess wirkte müde und abgespannt, ein Eindruck, der indes vielleicht auch nur ihrem verwischten Augen-Make-up zuzuschreiben war.

»Die Intervallkanonen erzeugen gebündelte Hyperfelder, die mit ihrer mechanischen Wirkung jedes bekannte Material zertrümmern. Im Ziel fokussiert sich die Bündelung und erzeugt einen fünfdimensionalen, kinetischen Effekt.«

»Als würde jemand einen Stein in einen Teich werfen«, warf Rhodan ein.

Tess Qumisha zog die Brauen hoch. »Laienhaft ausgedrückt«, bestätigte sie. »Die dichtere Materieverteilung im solaren Bereich gegenüber dem interstellaren Raum ermöglicht es, den Effekt über längere Zeit hinweg anzumessen.«

»Dass Kastuns die Botschaftswelt attackiert haben, erkennen wir auch ohne hochwissenschaftliche Nachweise«, seufzte die Kommandantin. »Ich fürchte, wir werden nicht mehr viel vorfinden ...«

»Wracks!«, platzte die Plophoserin an der Ortung heraus. »Sie tauchen soeben aus dem Ortungsschatten des vierten Planeten auf. Stark elliptische Umlaufbahn, Entfernung knapp zweihunderttausend Kilometer. In spätestens vier Tagen werden die Trümmer in die Atmosphäre eintreten und verglühen.«

»Spezifikation!«, verlangte Rhodan.

»Die größten Brocken liegen im Bereich von zehn Kubikmetern. Das kann so ziemlich alles gewesen sein.«

Innerhalb weniger Minuten wurden die Ortungsergebnisse detailliert. Dichte und Struktur der Wrackteile entsprachen den im terranischen Raumschiffsbau verwendeten Materialien. Der Trümmerschwarm zeigte zwei markante Zentren, die Überreste größerer Raumschiffe. Die Hochrechnung ergab, dass beide Raumer einen Durchmesser von mindestens 150 Metern gehabt hatten.

»Auf Chemtenz waren zumeist drei Zweihundert-Meter-Kreuzer stationiert«, bemerkte die Kommandantin.

»Von denen also möglicherweise einer entkommen konnte«, folgerte Perry Rhodan. »Ich vermute, die Besatzung hat Kurs auf die Milchstraße genommen.«

Coa Sebastian nickte bedächtig. »Inzwischen wurden sie wohl um ihre Hoffnungen betrogen.«

»Gibt es Anzeichen für Überlebende?«

»Keine.«

Der Terranische Resident schlug die Fäuste zusammen. »Trotzdem ... Wir fliegen erst weiter, wenn sichergestellt ist, dass niemand Hilfe benötigt.«

»Kurs Chemtenz?«

Rhodan seufzte leise. Ihm war anzusehen, wie sehr es in ihm wühlte.

Im Hologramm zeigte sich der Planet als wolkenverhangene, trostlos graue Kugel. Der Staub in der Atmosphäre schluckte das Sonnenlicht und zeichnete eine düstere, rote Aura.

Die JOURNEE hatte sich bis auf 50.000 Kilometer genähert. Für die Orter des Spürkreuzers existierte die Dunstschicht nicht. In schonungsloser Offenheit holten sie die Katastrophe auf die Schirme.

Auf Barzoon, dem größten der Kontinente, tobten gewaltige Waldbrände. Die Schwärze der aufsteigenden Rauchwolken vermischte sich mit dem blutroten Widerschein zur Apokalypse. Um diese Feuersbrunst zu ersticken, hätte es einer Sintflut bedurft.

»Über Barzoon steht die Sonne noch im Zenit.« Cita Aringa führte manuelle Schaltungen an den Ortern aus. »Trotzdem muss es da unten so finster sein, dass niemand mehr die Hand vor Augen sehen kann.«

»Höhenwinde verteilen den Staub und die Asche rund um den Planeten«, pflichtete Rhodan ihr bei. »Auf Chemtenz wird über Jahre hinweg kein normales Leben mehr möglich sein.«

Chem kam in Sicht, die kleinste kontinentale Landmasse. Auch hier schwarze Wolkenbänke, als hätte der Planet sein Antlitz in Trauer verhüllt.

Unablässig funkte die JOURNEE auf den Normalfrequenzen.

Sie bekam keine Antwort.

»New Dillingen existiert nicht mehr«, stellte Cita Aringa fest. »Im Bereich der Hauptstadt sind tektonische Schäden zu erkennen. Magma steigt in unterirdischen Kammern auf. Ob ein Ausbruch bevorsteht, lässt sich noch nicht abschätzen. Die Kastuns haben keinen Stein auf dem anderen gelassen.«

»Was wollen sie? Nur vernichten? Wir müssen die Invasoren doch irgendwie aufhalten können!« Rhodan fragte sich, ob Benjameen da Jacinta mit seiner Fähigkeit des Zeroträumens in der Lage sein mochte, mehr über die Eindringlinge herauszufinden. Bislang zögerte er, einen entsprechenden Befehl zu erteilen. Es war nur ein Gefühl, vielleicht nicht einmal das, aber es erschien ihm, als spüre er eine mentale Bedrohung. Einbildung oder Realität? Er vermochte es nicht zu sagen.

Die Gedanken an Kiriaade lenkten ihn ab. Es überraschte ihn, dass er sie wiedersehen wollte. Und nicht nur das ... Gleichzeitig sagte er sich, dass sie bislang nur eine Projektion war, vielleicht ein Hologramm, das mit großem Energieaufwand erzeugt und stabilisiert wurde.

Konnte man sich in ein Hologramm verlieben? Die Frage kam zu spät. Aber gerade das erfüllte ihn mit weiterem Unbehagen. In der Antike waren die Überbringer schlechter Nachrichten geköpft worden, doch heute ...

Rhodan schreckte auf. Einen Augenblick lang hatte er geglaubt, Kiriaade zu kennen. Da war ein Gefühl der Vertrautheit gewesen, wie man es höchst selten empfand – doch dieser flüchtige Moment ließ sich nicht festhalten. Er lauschte den verwehenden Schwingungen wie etwas unglaublich Schönem ...

Der Gegensatz zu dem Töten in Andromeda konnte nicht größer sein.

»Warum reden wir uns gegen alle Vernunft ein, dass wir eine Chance haben?«, fragte ausgerechnet die Kommandantin. »Ich ahne den Moment, in dem uns die Kastuns jagen und zur Strecke bringen werden.«

Rhodan winkte ärgerlich ab. »Mit dieser Einstellung, Coa, würden wir Menschen heute noch in Höhlen hausen und Pfeilspitzen aus Feuerstein schlagen.«

Ein grimmiger Zug grub sich um Coas Mundwinkel ein. »Wo ist da der Unterschied?«, fragte sie hart.

»Wir sollten uns unserer Handlungen bewusst sein«, sagte Rhodan. »Wir müssen uns nicht mehr um Grundbedürfnisse sorgen, sondern um ein humanes Zusammenleben aller Völker.« Und dafür, fügte er in Gedanken hinzu, und es gefiel ihm zwar nicht, doch es gab keine erkennbare Alternative dazu, töten wir heute nicht mehr mit Steinspitzen, sondern mit Transformgeschützen und Intervallkanonen.

Schneidend kam der Ruf von der Funkstation: »Wir empfangen schwache Signale, kaum wahrnehmbar.«

»Ausgangspunkt?«

»Planetennah. Wenige Tausend Kilometer über Chemtenz. Der Sender ist schwach, kaum einige Watt Ausgangsleistung.«

Was immer sie entdeckt hatten, es tauchte soeben relativ zur JOURNEE hinter dem Planetenhorizont auf. Die Orter zeichneten ebenfalls: geringe Massewerte, kaum energetische Emissionen. Doch für die optische Erfassung war das Objekt noch zu weit entfernt.

»Ein Schiffbrüchiger?«

Rhodan nickte knapp. »Dr. Serleach zur Hauptschleuse!«

Im Hauptholo erschien eine vage Abbildung des georteten Objekts, das durch eine Markierung des Syntrons deutlich gemacht wurde. Maßeinheiten wechselten in rascher Folge, Aufrisse wurden eingefroren und anschließend in schneller Folge abgespult.

Nur noch wenige 10.000 Kilometer Distanz ... Kein Zweifel mehr, dass sie einen Schiffbrüchigen vor sich hatten. Langsam driftete er in den Raum hinaus, drehte sich dabei kaum merklich um zwei Achsen.

»Kein Funkkontakt«, meldete Cita Aringa. »Er ist entweder bewusstlos oder tot ... und außergewöhnlich korpulent für einen Tefroder.«

Noch hatten sie nicht darauf geachtet. Die Datenkontrolle stellte einen Abgleich her. Mit größter Wahrscheinlichkeit näherte sich der Spürkreuzer einem Maahk.

»Der Notruf wird nicht in Kraahmak ausgesandt«, wehrte die Plophoserin hinter der Funkkontrolle ab.

»Das ist nicht ausschlaggebend.«

»Die Symbolgruppen entstammen der frühterranischen Epoche.« In einer Geste, die ihre Verblüffung unterstrich, breitete Cita Aringa die Arme aus. »Wer immer sich da von Chemtenz retten konnte, er sendet M – A – Y – D – A – Y

Perry Rhodan reagierte überrascht. »Dieser Notruf war im 20. Jahrhundert gebräuchlich. Wenn ihn heute noch jemand anwendet, dann wohl nur ein Botschaftsangehöriger.«

»Maahks gehören nicht zur ständigen Vertretung der LFT«, widersprach die Kommandantin.

Die optische Wiedergabe zoomte und zeigte eine von scharf begrenzten Schatten und grellem Licht geprägte Gestalt. Der kuppelförmige Helm, so breit wie die Schultern, war unverkennbar.

In einem präzisen Manöver glich die JOURNEE Geschwindigkeit und Kurs dem treibenden Körper an. Ein Zugstrahl holte den Maahk an Bord. Er war bewusstlos.

»Ich komme nicht an ihn heran. Ich weiß nicht, was da ist, aber ...« Benjameen da Jacinta stockte, ehe er nachdenklich fortfuhr: »Er lebt noch und ist ohne Besinnung, aber ich kann nicht sagen, was mich zurückgestoßen hat.«

Fast ein wenig besorgt musterte Perry Rhodan den Zeroträumer. Benjameen suchte nach einer Erklärung für sein Versagen, schien sich nicht damit abfinden zu wollen, dass es ihm nicht gelungen war, sich mit seinem eigenen Traum in das Unterbewusstsein des Maahks einzuschalten.

»Lass es gut sein.« Rhodan legte die Hand auf den Arm des Arkoniden. Natürlich entging ihm nicht, dass Benjameen erneut im Begriff war, sich in einen erzwungenen »Sekundenschlaf« zu versetzen und sich im Paratraum der Erlebniswelt des Maahks auszuliefern.

Benjameen da Jacinta atmete tief ein. Als Rhodan die Hand wieder zurückzog, kam ein Seufzen über Bens Lippen.

Der Druckausgleich war abgeschlossen, das innere Schleusenschott öffnete sich. Der Maahk schwebte, von einem Antigravfeld getragen, knapp einen Meter über dem Boden.

Wuchtig erschien der halbkreisförmige Schädel unter dem transparenten Helm. Noch immer weckte der Anblick eines Methanatmers den Eindruck eines urwüchsigen Wesens. Maahks stammten von Welten mit hoher Schwerkraft. Sie waren nicht nur an einen entsprechend hohen atmosphärischen Druck gewohnt, sondern zugleich an Umgebungstemperaturen zwischen 70 und 100 Grad Celsius.

Mit einer Größe von 2,15 Meter und einer Schulterbreite von etwa 1,40 Meter entsprach der Maahk ungefähr dem Durchschnitt seines Volkes. Obwohl der Blick seiner vier grün schillernden Augen auf dem schmalen Schädelgrat in scheinbar weite Ferne gerichtet war, hatte er etwas Durchdringendes. Rhodan glaubte, dass der Maahk ihn sah und die neue Umgebung in sich aufnahm, wenngleich er keine Reaktion zeigte.

Maahks atmeten Wasserstoff und das in der Atmosphäre ihrer Welten in geringem Prozentsatz vorkommende Methan. Dass sich die irreführende Bezeichnung »Methanatmer« oder »Methans« über Jahrtausende hinweg erhalten hatte, entbehrte jeder Grundlage. Es mochte schlicht daran liegen, dass Irrtümer oft überaus hartnäckig sein konnten. Andererseits wurden die Menschen von Maahks als »Sauerstoffatmer« bezeichnet, nie war auch nur ansatzweise von »Edelgasatmern« gesprochen worden.

Ein Medoroboter kümmerte sich um den Geretteten, doch seine Möglichkeiten beschränkten sich auf eine äußerliche Diagnose. Eine eventuelle Behandlung konnte erst erfolgen, sobald für den Maahk erträgliche Bedingungen hergestellt waren.

Rhodan hatte angeordnet, eine der freien Kabinen auf dem Hauptdeck zu präparieren. Die Techniker arbeiteten in diesem Moment unter Hochdruck an der Umstellung des Belüftungssystems und der Heizung. Die mit schleusenähnlichen Zugängen ausgerüsteten Kabinen lagen entlang des äußeren Ringgangs zwischen Messe und Konferenzräumen.

»Ich versuche es noch einmal in aller Ruhe«, sagte Benjameen da Jacinta. Breitbeinig stand er da, die Arme vor der Brust verschränkt und den Kopf gesenkt, doch ein schrilles und zugleich knarrendes Geräusch schreckte ihn auf. Verwirrt blinzelnd schaute Benjameen sich um.

Das seltsame Geräusch erklang aus dem nur wenige Meter entfernten Antigravschacht. Sekunden später stolperte Norman aus dem Einstieg hervor. Mit hoch emporgerecktem Körper schob er den Rüssel vor sich her. Die kleinen Ohren wedelten heftig.

Rhodan schüttelte den Kopf. Prompt traf ihn ein vorwurfsvoller Blick des nur 50 Zentimeter großen Zwergelefanten. Zumindest deutete er Normans Kopfbewegung so. Aber da trottete Benjameens und Tess Qumishas Haustier schon an ihm vorbei.

»Was ist, Kleiner?« Vergeblich ließ der Arkonide sich in die Hocke nieder und streckte die Hand aus. Norman hielt vor ihm inne und schwenkte dann zu dem Maahk um. Offensichtlich legte er wenig Wert darauf, gekrault zu werden.

Mit dem neuerlichen kläglichen Versuch eines Trompetenstoßes tastete Norman mit dem Rüssel nach dem Methanatmer. Es war ein absonderliches Bild ... der Klonelefant mit den Hinterbeinen auf den Füßen des Medoroboters, während die Rüsselspitze gerade noch den Maahk berührte.

»Norman, was ist los?«, schimpfte Benjameen. »Geh weg da! Wieso hast du überhaupt unsere Kabine verlassen?«

Immer heftiger pendelte der Rüssel hin und her und klatschte gegen den Raumanzug. In diesem Augenblick bewegte sich der Maahk. Er versuchte sich aufzurichten, und ein Gurgeln drang aus den Außenlautsprechern. Der Schlag eines seiner Tentakelarme verfehlte Norman nur um Haaresbreite. Mit dem schrillen Husten einer cygnischen Wasserflöte wich der Zwergelefant zurück.

Fast gleichzeitig flackerte die Alarmbeleuchtung auf.

»Schädliche Luftbeimengung!«, meldete eine Syntronstimme. »Dieses Segment des Korridors wird abgeriegelt.«

Ein schwach beißender Geruch breitete sich aus. Ammoniak!

»Norman!«, rief Benjameen. »Komm her zu mir!«

Der Elefant dachte gar nicht daran, er drängte sich vielmehr wie Schutz suchend gegen die stählernen Beine des Roboters.

Rhodan registrierte einen stärkeren Schwall des Ammoniakgeruchs, der durch die Bewegung des Maahks freigesetzt wurde. Falls Norman das Gas ebenfalls wahrgenommen hatte, schien sein Geruchssinn besser ausgeprägt zu sein als das Wahrnehmungsvermögen der Rezeptoren in den Wänden.

Er achtete nicht auf das fahle Flirren, mit dem der Korridor abgeschottet wurde. Ein einziger Befehl von Benjameen oder ihm würde das Energiefeld umgehend wieder auflösen. Vielmehr forderte er einen Reparaturrobot an und erkundigte sich nach dem Stand der Umbauarbeiten an der vorgesehenen Unterkunft.

»In spätestens fünf Minuten steht die Kabine zur Verfügung«, antwortete der technische Leiter.

Gleichzeitig erschien der Reparaturrobot, eine 30 Zentimeter durchmessende Scheibe. Seine Sensoren orteten zwei kleine Lecks im Schutzanzug des Schiffbrüchigen, woraufhin Sprüharme eine verzögert aushärtende Kunststoffmasse ausbrachten. Das Blasen werfende, aufwallende Dichtmaterial zog sich innerhalb von Sekunden zusammen.

Der Maahk war erneut bewusstlos geworden. Rhodan konnte nicht einmal erkennen, ob er noch atmete. Die entsprechenden Organe saßen nahezu unsichtbar beidseits des Kopfs. Im schlimmsten Fall erstickte der Maahk, und niemand konnte etwas dagegen tun.

Perry Rhodan: Andromeda (Sammelband)

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