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12 – Ein trennendes Geheimnis
Оглавление„Kurz nach sechs Uhr, Mutti wird inzwischen auf den Beinen sein“
Nina sah sich mit einem Blick auf ihre Armbanduhr vom Warten erlöst und nahm das Mobilteil ihres Telefons zur Hand, um die Rufnummer ihrer Mutter zu wählen.
„Lange?“, hörte sie kurz darauf deren fragende Stimme.
„Ich bin´s, Nina. Wie geht´s?“
„Bei mir ist alles in Ordnung“, kam es von Erika Lange zurück. „Aber sag bitte zunächst einmal, wie es dir geht? Hast du…?“
Sie unterbrach sich, um jedoch sofort darauf fortzusetzen: „Hast du einigermaßen schlafen können?“
In ihrer Stimme schwang die große Sorge um das Wohl der Tochter mit. Sie schien zudem darauf bedacht zu sein, Ninas Erlebnisse des Vortages nicht direkt anzusprechen und jede Bemerkung zu vermeiden, die darauf hinweisen konnte.
„Mit dem Schlafen hat es nicht so geklappt, aber sonst bin ich ganz okay.“
Ehe die Mutter weitere Fragen zu ihrem Befinden stellen konnte, wollte Nina das Gespräch auf den gestrigen Anrufer lenken.
„Hat sich der Fremde gestern wie angekündigt wieder gemeldet?“
„Ja, so gegen elf Uhr in der Nacht hat er angerufen.“
„Nun sag schon! Was hat er gewollt?“
„Er hat...“
Erneut brach sie ab, um jedoch wie zuvor unmittelbar darauf fortzusetzen.
„Er hat, sagen wir es mal so, mich gebeten, etwas für ihn zu erledigen.“
„Er erpresst dich also!“, schloss Nina gedankenschnell. „Er erpresst dich also, und wahrscheinlich mit den Bildern von mir! Er droht damit, für eine Verbreitung der Fotos zu sorgen! Ist es so?“
„So muss man es wohl ausdrücken.“
Nina spürte, wie eine innere Wut rasend schnell von ihr Besitz ergriff.
„Was will er genau von dir?“
„Ich kann dir nicht mehr dazu sagen, Nina“, kam es nach kurzem Zögern zurück.
„Du sollst mir nichts sagen! Er hat es von dir verlangt!“
Erika Lange atmete deutlich vernehmbar tief durch.
„Wir haben uns auf ein absolutes Stillschweigen verständigt. Das gilt auch dir gegenüber, Nina“, erklärte sie dann.
„Vereinbart!“
Ihre Wut und zugleich auch ein beklemmendes Gefühl der Ohnmacht entluden sich in ihrem Ausruf.
„Er verlangt etwas von dir, womit du dich selbst in Gefahr bringst“, bohrte sie weiter, indem sie die Mutter mit einer Behauptung konfrontierte, der sie widersprechen konnte, wenn ihre Unterstellung fehl ging. Dabei würde sie Details preisgeben müssen.
„Nein, Nina, so ist es nicht!“, ließ sich Erika Lange zwar zum Widerspruch provozieren, reagierte aber bewusst bedächtig. So lief sie nicht Gefahr, von ihrer Linie, inhaltlich nichts zu sagen, unbedacht abzuweichen.
„Ich bringe mich nicht in Gefahr, wenn ich seinem Verlangen nachkomme“, ergänzte sie.
„Hat er etwas verlangt, was mit deinem Dienst zu tun hat?“
„Lass es jetzt bitte gut sein, Nina! Und mach dir keine Sorgen!“
„Er will also etwas von dir, was mit deinem Dienst zu tun hat!“
Für einen Augenblick blieb es still in der Leitung, bis sich die Stimme der Mutter wieder meldete.
„Hab bitte Verständnis, Nina! Ich muss zur Arbeit. Schon dich heute bitte, damit du dich von den gestrigen Strapazen erholen kannst! Wenn du Hilfe brauchst, oder wenn ich sonst etwas für dich tun kann, dann melde dich bitte!“
„Sei bitte vorsichtig, Mutti“, lenkte Nina ein. „Ich weiß, dass du das, was du tust, für mich tust. Mach bitte nichts Unüberlegtes!“
„Ich verspreche es!“